Der Zirkus Enrico ist heute, Samstag, und morgen, Sonntag, in Tennenbronn zu Gast. Den Auf- und Abbau übernimmt die Artistenfamilie selbst. Foto: Reuter/Gruhler

Die Normalität kehrt langsam zurück – sofern man bei einem Zirkus überhaupt von Normalität reden kann. Nach der zweijährigen Corona-Pause begeistert der Zirkus Enrico endlich wieder sein Publikum. Nun ist er in Tennenbronn zu Gast.

Schramberg-Tennenbronn - Die Vorstellungen am Dorfweiher finden heute, Samstag, 15. Oktober, 16 Uhr, und morgen, Sonntag, 14 Uhr, statt. Zudem ist am Sonntag Familientag – das bedeutet, dass auch die Erwachsenen nur den Kinderpreis zahlen.

Seit 1811 ist der Zirkus Enrico ein reiner Familienbetrieb, mittlerweile in der zehnten Generation. Er ist sozusagen ein Ableger des nach dem Familien-Nachnamen Bügler benannten Zirkus aus Enkenbach-Alsenborn in der Nähe von Kaiserslautern.

Familie hält zusammen

Und die Familie Bügler hält zusammen. "Wir nennen das: Widerstand, Hand in Hand", sagt Diego Juanito Bügler. Vom Auf- und Abbau des Zelts über das Aufhängen der Werbung bis hin zum Unterhaltungsprogramm selbst – die Familie macht alles allein. Während den Vorstellungen hat jeder seine Aufgabe, alle Familienmitglieder können sechs bis acht verschiedene Punkte präsentieren. Feuerspucker, Seiltänzer und eine Hundeshow, im aktuellen Programm bekommen die Besucher einiges geboten. Jedes Jahr wird ein neues Programm zusammengestellt.

Kartenerlös einziges Einkommen

"Unser Briefkasten ist in Gerolstein", beschreibt Diego Juanito Bügler mit einem Lachen seinen "festen" Wohnsitz – denn die Büglers sind 365 Tage im Jahr unterwegs. Feste wie Weihnachten und Ostern werden im Wohnwagen gefeiert. Die zehnköpfige Familie lebt allein vom Erlös der Eintrittskarten. Die Platzkosten, Strom und Wasser müssen von diesem Geld bezahlt werden. Hinzu kommt die Versorgung der Tiere und die Wartung der 28 Fahrzeuge, die finanziert werden müssen.

Spenden zur Coronazeit

Doch wie ist die Familie durch die Zeit ohne Vorstellungen gekommen? "Wir haben von Spenden gelebt", sagt Diego Juanito Bügler zur schweren Lockdown-Zeit. "Es kamen immer wieder Menschen und haben uns Essen gebracht, dafür sind wir sehr dankbar." Doch das allein hat nicht gereicht. Die Familie arbeitete außerdem in Kurzarbeiterjobs. Vom Staat habe Familie Bügler keine Unterstützung bekommen, weil der Zirkus nicht als Kulturgut gelte. Trotz alledem gaben Diego Juanito und seine Familie nicht auf: "Der Zirkus soll immer weitergehen."

Jeder probt hart

Familie Bügler probt täglich drei Stunden, damit das Publikum zwei Stunden "Zirkus pur" erleben kann. Die Besucher seien jedes Mal begeistert, wenn die Show zu Ende ist. "Es sind schon mancher mit Tränen in den Augen gegangen, weil sie es so schön fanden", freut sich Diego Juanito Bügler. Die Familie habe überall Freunde, nirgends Feinde.

Diskurs mit Tierschützern

Aber: Auch der Zirkus Enrico hat immer mehr mit Kritik von Tierschützern zu kämpfen. Momentan ist die Familie Bügler nur mit ihren Hunden, ohne die anderen Tiere, unterwegs. Jene sind beim "Hauptzirkus" verblieben. Den Tieren, das betont die Familie, gehe es bei ihnen besser als bei manchen Privathaltern. Sie hätten genug Platz und bekämen jeden Tag Auslauf. "Jeder sollte sich sein eigenes Bild machen, bevor er ein vorschnelles Urteil über uns fällt", sagt Bügler zu diesem Thema. Und zum Programm im kommenden Jahr, sagt er mit einem geheimnisvollen Lächeln, bekommen die Besucher vielleicht wieder mehr Tiere zu sehen.