Einen neuen Stadionrekord hat Elena Burkard am Wochenende in Pliezhausen aufgestellt. Foto: Eibner

Mit einem bärenstarken Auftritt beim internationalen Meeting in Pliezhausen stieg Elena Burkard von der LG farbtex Nordschwarzwald am Samstag eindrucksvoll in die Olympiasaison ein. Zwar stand mit den 2000 Meter Hindernis keine Meisterschaftsstrecke und somit auch keine "Normgelegenheit" für Olympia auf der Agenda, aber als Test vor allem fürs Pfingstmeeting in Rehlingen ein sehr willkommener Auftakt. 

Wie im Vorfeld erwartet, war dabei vor allem die Deutsche Vizemeisterin des letzten Jahres, Lea Meyer vom VfL Lönningen, die ernstzunehmendste Konkurrentin im Feld, trotz internationaler Topbesetzung. Schnell bildete sich eine Spitzengruppe mit sechs Läuferinnen. Die Belgische 5000-Meter-Meisterin Eline Dalemans, die starke Tschechin Lucie Sekanova, Frankreichs Nachwuchshoffnung Claire Palou, die niederländische Hindernisspezialistin Irene van der Reijken und ganz vorne die bereits erwähnte Lea Meyer sowie Burkard. Schulter an Schulter liefen die beiden Deutschen Läuferinnen an der Spitze und sorgten für eine schnelle Pace. Den ersten Wassergraben überquerte Burkard noch etwas unsicher und verlor dadurch zwei, drei Meter, die sie aber problemlos wieder zulief. Die Wassergräben in der Folge waren dann deutlich besser.

600 Meter vor Schluss, so die Taktikplanung von Burkard, sollte dann ein langer Spurt angezogen werden. Das hatte die Baiersbronnerin so mit ihrem Trainer Jörg Müller vor dem Rennen besprochen. Das setzte die Nordschwarzwälderin auch genauso um. Just in dem Moment als noch 600 Meter zu laufen waren, zog sie das Tempo an und ging als erste über den vorletzten Wassergraben, den sie trotz des nun deutlich höheren Tempos perfekt erwischte.

In Führung liegend ging es für die amtierende Deutsche Meisterin auf die letzten 400 Meter. Auch den letzten Wassergraben 150 Meter vor Schluss nahm sie mit vollem Risiko und legte damit weitere entscheidende Meter zwischen sich und die Verfolgerinnen. Mit Blick auf der Uhr stürmte Burkard die Zielgerade herunter. Der Stadionsprecher Ewald Walker spekulierte am Mikro, ob es für den Stadionrekord reichen würde. Und tatsächlich blieb die Uhr bei 6:15,28 Minuten stehen. Genau 25 Hundertstelsekunden unter dem Rekord, den bis dato die WM-Dritte und Deutsche Rekordhalterin Gesa Felicitas Krause seit 2015 gehalten hatte.

"Eigentlich war mir der Rekord gar nicht so im Kopf, aber als ich die letzte Hürde genommen hatte und über die Lautsprecher hörte, dass es noch klappen könnte, habe ich noch mal alles reingeworfen. Ein Stadionrekord ist immer etwas Besonderes, aber der in Pliezhausen ganz im Speziellen. Hier in Pliezhausen startet jedes Jahr die Creme de la Creme, weil es einfach ein geniales Meeting ist und mit den krummen Strecken zum Einstieg echt ideal. Dass ich einen Rekord von Gesa brechen kann, ist ein tolles Gefühl. Vor allem, da sie den Rekord 2015 gelaufen ist, dem Jahr in dem sie später die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften über 3000 Meter Hindernis holte. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass dieses Rennen so gut gelaufen ist. Vor allem weiß ich jetzt, dass ich in Topform bin. Ich wusste zwar, dass ich gute Werte habe, aber selbst am letzten Mittwoch machte ich meine Tempoläufe im Freudenstädter Stadion noch bei zwei Zentimer Schnee auf der Rundbahn und Graupelschauer, da war an schnelle Läufe nicht zu denken", so Burkard.

Der Sieg in Pliezhausen könnte aber für die Nordschwarzwälderin trotz der Tatsache, dass es keine Olympiastrecke ist, wertvoll sein. Neben der Zeit-Norm für die Spiele in Tokio gibt es auch die Möglichkeit, sich über ein Punktesystem zu qualifizieren. Der Pliezhausen-Sieg bringt eine ganze Menge Punkte für Burkard, die damit ganz gut in der Weltrangliste dasteht.

Der Fokus liegt nun aber auf das Pfingstsportfest in Rehlingen. Dort will Elena Burkard erstmals in dieser Saison die 3000 Meter Hindernis angehen und am besten gleich dort auch die geforderte Norm von 9:30,00 Minuten knacken. Neben Burkard wird in Rehlingen die gesamte Deutsche aber auch europäische Spitze an den Start gehen, um in einem schnellen Rennen das Ticket für Tokio zu lösen. Nach ihrer Vorstellung vom Wochenende sollten die 9:30,00 Minuten aber auf alle Fälle machbar sein.

Neben Elena Burkard stand aber mit Marc Corin Steinsberger ein weiterer Nordschwarzwälder in den Startlisten von Pliezhausen. Der Mittelstreckler, der sich nach schwerer Krankheit langsam aber sicher wieder in die Deutsche Spitze zurückkämpft, hatte für die 3000 Meter gemeldet. In einem starken Feld lieferte Steinsberger nach 8:25,12 Minuten und Platz fünf ein tolles Ergebnis ab, das für diesen Sommer noch einiges verspricht.

Dass aber auch die anderen Topläufer der LG farbtex Nordschwarzwald bereits gut in Form sind, zeigen die Ergebnisse der letzten Wochen.

Henri Hansert und Fabian Müller starteten Ende April in Freiburg bei der Bahneröffnung und pulverisierten dort ihre Bestzeiten über 3000 Meter. Fabian Müller blieb mit 8:42,67 Minuten erstmals unter der neun-Minuten-Barriere, und noch ein bisschen schneller präsentierte sich Henri Hansert, der seine 8:37,93 Minuten neuen Hausrekord nennen darf.

Moritz Ebbeskotte, der in Lausanne lebt, lief am 1. Mai ebenfalls bei einer Bahneröffnung in Genf und stellte dort mit 2:31,28 Minuten ebenfalls eine neue Bestleitung auf. Mit seiner Zeit aus Genf führte er bis zum Meeting in Pliezhausen sogar die Deutsche Jahresbestenliste an.