Hansjörg Pirngruber und Manfred Diechle blicken tief in die Epfendorfer Vergangenheit. Fotos: Mei Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Wertvolle Geschichten und wahre Begebenheiten mit Freude zum Detail bei Wanderung zum Fackelfeuer weitergegeben

Mit einem spannenden und informativen Vortrag wurden die Teilnehmer der Wanderung zum Fackelfeuer des Epfendorfer Albvereins belohnt. Hansjörg Pirngruber und Wanderführer Manfred Diechle haben tief in die Historie des Dorfes geblickt.

Epfendorf. Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt und wohnt. Spannend wird Heimat zusätzlich, wenn es jemanden gibt, der wertvolle Geschichten und wahre Begebenheiten zu Menschen und Bauwerken in Archiven der Heimat entdeckt und die Gabe hat, diese lebendig und mit Freude weiterzugeben.

Erstaunlich, wie man sich die verschiedenen Jahreszahlen, Namen, Verwandtschafts- und Liebesbeziehungen mehrerer Epochen einprägen und diese dann genau wiedergeben kann. Eine seltene weitere Gabe: exzellentes bautechnisches Wissen. Dies alles vereint der Epfendorfer Hobbyhistoriker Hansjörg Pirn-gruber. Wanderführer Man-fred Diechle hatte für den Albverein Epfendorf die Idee, dieses umfangreiche Wissen von Hansjörg Pirngruber mit der Wanderung zum Fackelfeuer zu kombinieren.

So fanden sich mehr als 30 Personen zum Spaziergang mit Geschichte und Geschichten ein. Ein Höhepunkt und Schwerpunkt von Hansjörg Pirngruber waren die verschiedenen Kirchen, die in Epfendorf erbaut (und wieder abgebrochen) wurden.

Angefangen hat es mit einer kleinen, einfachen Holzkirche mit Dachreiter statt eines Kirchturms. Am erstaunlichsten war, dass die alte Remigiuskirche – so wie sie die alten Epfendorfer noch kennen – überhaupt abgebrochen werden durfte. Gott sei Dank wurde der imposante Turm als Zeitzeuge stehen gelassen. Eine kleine Begebenheit am Rande: Manfred Diechle war bei den Ausgrabungsarbeiten in der Kirche vor dem Abbruch damals als junger Ferienjobber dabei.

Hansjörg Pirngruber hatte alle Entwicklungsphasen der Kirche optisch ansprechend aufbereitet, was zur Anschaulichkeit seiner Erklärungen beigetragen hat.

Nicht weniger interessant war die Geschichte und Großherzigkeit, die von Herzogin Hadwig und ihrer Familie zu erfahren war.

Da bei einer Wanderung eine Einkehr immer willkommen ist, wurden vor Ort die ehemaligen Gasthäuser Engel – ehemals eine Schmiede – und Staig in Erinnerung gerufen. Hierzu waren Original-Bilder vorbereitet, was vor allem der jüngeren Generation half, sich vorzustellen, wie es damals war. Noch keine 100 Jahre ist es her, dass dort Fuhrwerkspferde mit Wasser und Hafer vor dem Anstieg nach Bösingen gestärkt wurden. Vom Brand im "Engel" erzählte Hilde Schleyer und wie sie damals als Mädchen ihre ganzen Kleider verlor.

In der Annakapelle war zu erfahren, dass dort der Standort der allerersten Epfendorfer Kirche vermutet wird, auch weil bei Straßenbauarbeiten in nächster Nähe immer wieder Alemannengräber gefunden wurden. Noch heute läutet die kleine Remigiusglocke der alten Kirche in der Annakapelle jede Morgen um halb sechs.

Abschließend waren auf dem Weg am Wurstbrunnenbach entlang Geschichten zu den Epfendorfer Mühlen von Hansjörg Pirngruber zu hören. Insbesondere von der Fischinger Mühle, der Oberen Mühle und der Mittleren Mühle wusste er zu berichten. Und vom Wurstbrunnenbach, der damals wohl richtig wild war. Von der Effizienz von oberschlächtigen Mühlrädern, dem Bezug nach Maria Hochheim und den Erziehungsmethoden im ersten Kindergarten mit strengen Ordensschwestern war zu erfahren. Bei jedem viertelstündigen Kirchturmschlag wurde das Spielen eingestellt und alle Kinder mussten einen Satz vorsagen.

Nach einem Schnäpsle aus der Mittleren Mühle war es höchste Zeit, sich zum Einbruch der Dunkelheit zum Entzünden des Fackelfeuers am Bolzplatz zu begeben. Trotz tiefsten Winters und starken Schneefalls hatten die jungen Männer vom Springfield-Team das Fackelfeuer aufgeschichtet. Toll, so der Albverein, dass diese Tradition aufrecht erhalten wird, um den Winter auszutreiben.