Petra Nych steht mit ihrer Verwaltungsmannschaft vor einem spannenden Jahr. Foto: Mutschler

Bürgermeisterin Petra Nych gibt Ausblick. Unter anderem soll Ausbau des schnellen Internets starten.

Enzklösterle - Das kommende Jahr wird spannend für die Gemeinde Enzklösterle. Vor allem für Bürgermeisterin Petra Nych und ihre Mitarbeiter. Denn neben Großprojekten wie Kanalsanierung und Breitbandausbau steht die Umstellung auf die doppische Haushaltsführung an.

Doppik bedeutet die doppelte Buchführung im Haushalt – im Gegensatz zur bislang verwendeten Kameralistik. Alle Kommunen in Baden-Württemberg müssen bis 2020 auf die Doppik umgestellt haben. In Enzklösterle will man erstmals den Haushalt 2019 in der neuen Buchführung vorlegen. Um sich darauf vorzubereiten, müssen die Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung einige Weiterbildungen machen, erklärt Nych. Dies werde die Mitarbeiter ziemlich fordern, befürchtet die Bürgermeisterin.

Bis zu 60 Stunden im Einsatz

Auch sie selbst wird gefordert sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Petra Nych als ehrenamtliche Bürgermeisterin nur zu 30 Prozent von ihrer eigentlichen Arbeit in einem Betrieb für Netzwerktechnik freigestellt ist. Dennoch sei sie "40, 50, manchmal 60 Stunden in der Woche" in ihrem Ehrenamt im Einsatz. "Es gibt keinen freien Tag, wenig Urlaub und das Smartphone ist auch im Urlaub immer dabei", erzählt sie. Trotzdem soll das keine Beschwerde sein. "Das ist alles freiwillig. Ich könnte es auch anders machen. Zum Glück sind meine Kinder groß", sagt sie. Außerdem habe sie gewusst, was auf sie zukomme, als sie den Posten vor rund sechs Jahren antrat.

Die Gemeinde Enzklösterle stehe "nicht gut da, aber auch nicht schlecht", sagt sie im Hinblick auf die finanzielle Situation. Was bei den Finanzen noch erschwerend dazu komme, seien die fehlenden Einnahmen aus der Forstwirtschaft, die viele Gemeinden im Landkreis verbuchen können. "Wir liegen zwar mitten im Wald, aber uns gehört kein Baum", sagt sie. Man müsse genau überlegen, welche Maßnahmen man umsetzen könne. Schließlich sei man angehalten, die Pflichtaufgaben zu erfüllen. Deshalb "steht jede Freiwilligkeitsleistung genau auf dem Prüfstand", sagt sie.

Denn bevor man sich an die freiwilligen Leistungen machen kann, stehen im kommenden Jahr Aufgaben wie eine umfangreiche Kanalsanierung sowie der Ausbau des schnellen Internets auf der Agenda. Gerade der Breitbandausbau sei enorm wichtig. "Nur so können wir unsere Betriebe halten", ist sie überzeugt. Außerdem würden viele Menschen auch von zu Hause aus arbeiten, was gerade in einer Gemeinde wie Enzklösterle wichtig sei, die nicht so viel Handwerk oder gar Industrie habe. Denn viele würden mittlerweile von zu Hause aus arbeiten. Deshalb sei schnelles Internet ein Standortfaktor für die Gemeinde: "Auch das letzte Haus im Poppeltal will Breitband."

Wegen dieser großen Projekte werde die Pro-Kopf-Verschuldung stark steigen, kündigt Nych an. Der Haushalt für das kommende Jahr stehe so gut wie fest und man arbeite sehr eng mit dem Landratsamt als Aufsichtsbehörde zusammen.

Gemeinsam mit der Umstellung auf die Doppik hätten diese Projekte Vorrang vor anderen Aufgaben, sagt sie. Wie bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung angesprochen wurde, werden langsam die Bauplätze knapp. Im letzten Jahr seien die Einwohnerzahlen des knapp 1200 Seelen zählenden Ortes deutlich gestiegen, auch durch einige Neubauten.

Nur vereinzelt Bauplätze verfügbar

Deshalb seien "nur noch ganz vereinzelt Bauplätze verfügbar", so Nych. Wegen Naturschutz-, Fauna-Flora-Habitat (FFH)-, Biosphären- oder Wasserschutzgebieten sei es für die Gemeinde nicht einfach, neue Baugebiete auszuweisen. Innerhalb des bebauten Gebietes gebe es aber schon noch Lücken, viele davon in zweiter Reihe. Diese Grundstücke seien aber zumeist in Privatbesitz, die Gemeinde selbst besitze nur wenige Flächen. Hier seien die Überlegungen noch im Anfangsstadium.

Bei den freiwilligen Aufgaben und der Weiterentwicklung komme das "Leitbild Enzklösterle 2020" und das "große Engagement der Bürger und Kümmerer" ins Spiel. "Sie machen viele Dinge, die den Ort liebenswert erhalten und das die Gemeinde nicht leisten kann", sagt die Bürgermeisterin. Ein Projekt, das derzeit im Arbeitskreis Soziales, der aus einem Leader-Projekt entstanden sei, diskutiert werde, sei die Einrichtung einer Tagespflege im Ort. Nachdem erneut in den Kindergarten investiert werde, müsse man auch an solche Dinge denken, "damit auch die älteren Einwohner im Ort bleiben können", so Nych. Im Moment seien die noch gezwungen, wegzugehen: "Das möchten wir ändern. Denn die Leute möchten eigentlich bleiben."

Geradezu ideal für eine Tagespflege wäre der Hetschelhof, einst ein bekanntes Hotel. Seit Anfang der 1990er-Jahre steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. "Es wäre schön, wenn hier etwas passieren würde", sagt Nych. Ein Problem dabei: Das Areal befindet sich in Privatbesitz und stehe nicht komplett zum Verkauf. Dennoch gebe es immer wieder Gespräche mit dem Besitzer über eine mögliche Nutzung.

Ein weiteres Ziel für das nächste Jahr ist die Zertifizierung des Heidelbeerweges als Premium-Wanderweg. Dazu soll auch eine Aussichtsplattform am Schöllkopf erstellt werden. Auch die Homepage soll auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem steht die Stärkung des ÖPNV auf der Liste. So gebe es seit einiger Zeit keine optimale Verbindung mehr zum Infozentrum auf dem Kaltenbronn. "Das wollen wir ändern", so Nych. Auch die Linie Pforzheim-Freudenstadt sei vor allem abends und am Wochenende stark ausgedünnt worden, dies wolle man ebenfalls angehen.

Weitere Projekte sind die Flurneuordnung im sogenannten Schwarzwaldverfahren sowie die Sanierung der Brücke am Hetschelhof und des oberen Teils des Bergweges. "Die Arbeit geht uns nicht aus" sagt die ehrenamtliche Bürgermeisterin – und sie ist sich sicher: "Das wird ein spannendes nächstes Jahr."