Eine Wildkatze ist kaum von einer getigerten Hauskatze zu unterscheiden, hat aber andere Gene. Foto: Martin Schutt/dpa

Seit zehn Jahren ist der Langenhard Teil der Stiftung "Nationales Naturerbe" des Naturschutzbunds. Pünktlich zum runden Geburtstag ist dort ein neues Tier aufgetaucht: Eine Wildkatze ist vor die Linse einer Wildkamera gelaufen.

Lahr - "Die Wildkatze kam völlig überraschend", berichtet Walter Caroli, Langenhard-Beauftragter des Naturschutzbunds (Nabu). Innerhalb der letzten vier Wochen habe die Kamera etwa sechs mal ein Tier gesichtet – ob es jeweils dieselbe Katze ist oder ob sogar schon mehrere Tiere auf dem Langenhard unterwegs sind, kann Caroli nicht sagen.

Eine Wildkatze zu erkennen sei gar nicht so einfach, die Tiere ähneln einer gewöhnlichen Hauskatze sehr, erzählt er. "Wir haben die Fotos deshalb an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt geschickt", so Caroli. Nach der dritten Aufnahme sei bestätigt worden, dass es sich um mindestens eine Wildkatze handele.

Besonders auffällig an den Tieren ist der dunkle Strich entlang des Rückens, der an der Schwanzwurzel endet. Außerdem haben Wildkatzen einen deutlich breiteren und buschigeren Schwanz als Hauskatzen, wie Caroli erklärt. "Das viele Totholz, das Gestrüpp, die Hecken und der Bannwald auf dem Langenhard sind ideal für die Tiere." Da die Katzen sehr scheu seien, würden sie Lebensräume bevorzugen, in denen sie sich gut verstecken können. Der sanfte Übergang auf dem Langenhard zwischen Wald und Offenland sei ideal.

Greifvögel und Menschen können zur Gefahr werden

"Etwa zehn Mäuse am Tag braucht eine Wildkatze, um richtig satt zu werden", erklärt Caroli. Diese würden die Tiere an dem Standort auch finden können. Neben Mäusen würden sich die Fleischfresser auch an Insekten und Vögeln bedienen.

Wie lange sich die Katze schon dort oben herumtreibt, sei völlig unklar. Aufgrund der guten Bedingungen gebe es aber die Chance, dass sie sich vermehrt. "Das hängt davon ab, ob es erst eine oder schon mehrere Katzen sind", so Caroli. Da die Tiere sehr wanderfreudig seien – der Bewegungsradius betrage etwa 500 Hektar bei weiblichen und 1200 Hektar bei männlichen Tieren – sei es auch möglich, dass der Lan-genhard nur einen Zwischenstopp darstellt.

Zur Gefahr für die Tiere könnten Greifvögel und vor allem der Mensch werden. "Zu große Besuchermengen auf dem Langenhard könnten die Wildkatze vertreiben", erklärt Caroli. Caroli appelliert an die Besucher, auf den Wegen zu bleiben, das Rauchen auf dem Gelände zu unterlassen, keinen Abfall zu hinterlassen und überhaupt schonend mit dem gesamten Areal umzugehen. Hunde müssten von April bis Ende Oktober an die Leine genommen werden.

Immer wieder Müll auf dem Gelände

Die meisten Besucher seien zwar rücksichtsvoll, doch berichtet Caroli auch von Autoreifen, die auf dem Langenhard entsorgt, und Zäunen, die durchtrennt werden. Kaffeebecher, Pizzaschachteln, Taschentücher, Kaugummis und Zigarettenstummel würde der Nabu leider häufig vorfinden.

Das Auftreten der Wildkatze im Nationalen Naturerbe Langenhard sieht Caroli als gutes Zeichen. "Wir sehen, dass sich die Natur durch unsere Arbeit immer mehr erholt." Vor zwei Jahren stellte der Nabu bekanntlich das Beweidungskonzept um. Seitdem werden Rinder eingesetzt, die regelmäßig den Standort wechseln.

Durch diese Maßnahmen hätte dort schon jetzt die Menge und die Artenvielfalt der Insekten und damit auch der Vögel zugenommen. Auch die Pflanzenwelt würde von dem neuen Konzept profitieren. "Wir hoffen, dass sich weiterhin alles in eine so gute Richtung entwickelt." Beobachten und abwarten – das seien jetzt die nächsten Schritte für den Nabu.

Zehn Jahre "Naturerbe"

Die ehemalige Militärfläche auf dem Langenhard, die von deutschen und französischen Streitkräften genutzt wurde, ist seit 2012 im Stiftungsbesitz des Naturschutzbunds. "Vor zehn Jahren unterzeichnete das Lahrer Rathaus den Vertrag", berichtet Caroli. Seitdem ist die rund 110 Hektar große Fläche "Nationales Naturerbe". Für die Stadt Lahr sei die Fläche ein wichtiges Naherholungsgebiet.