Noch ist nicht klar, ob auch in Bad Liebenzell ein Windrad gebaut wird. Foto: Nordex SE

Eine Fläche in Maisenbach wurde vom Land als passend identifiziert. Bürgermeister Roberto Chiari hält Windenergie zwar für wünschenswert, rechnet aber vorerst nicht mit einem Windrad auf städtischer Gemarkung.

„Der ForstBW kam auf uns zu“ - so begann Bürgermeister Roberto Chiari in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Tagesordnungpunkt „Bekanntgaben“. Und der hatte es in sich. Denn Chiari erklärte weiter, dass die Landesbehörde der Stadt mitgeteilt habe, dass sie im Maisenbacher Wald eine geeignete Fläche für ein Windrad identifiziert habe.

„Es wurde dort eine neue Fläche definiert, die unsere Gemarkung leicht touchiert“, so Chiari. Dies gehöre zum Plan der grün-schwarzen Landesregierung bis 2025 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie bereitzustellen. Bevor aber irgendwelche Entscheidungen in dieser Richtung getroffen würden, werde der Gemeinderat beteiligt, erklärte er. Es geht hierbei um eine 24 Hektar große Fläche westlich von Maisenbach direkt an der Grenze zur Schömberger Gemarkung.

„Im Koalitionsvertrag 2021 ist vorgesehen, dass durch eine Vermarktungsoffensive von Staatswaldflächen Voraussetzungen für 500 Windenergieanlagen geschaffen werden sollen“, erklärte Johannes von Stemm von ForstBW auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Grundlage bei der Suche nach solchen Potenzialflächen sei weiterhin der Windatlas von 2019. Windhöffige Flächen würden dann auf ihre spezifische Eignung hin überprüft.

Konflikt mit dem Auerwild?

In der Umgebung zu der Fläche in Maisenbach setzt die Stadt im eigenen Wald momentan ein Projekt zur Wiederansiedlung von Auerwild um. Noch leben dort keine solchen Tiere, aber die entsprechenden Öko-Punkte hat die Stadt schon bekommen. „Ob die zu berücksichtigenden Belange der Wiederansiedlung des Auerwilds einer ergänzenden Nutzung als Windkraftstandort entgegensteht, wird im Rahmen des Genehmigungsverfahrens, in dem alle Belange abgewogen werden, sowie der damit einhergehenden artenschutzrechtlichen Untersuchung wissenschaftlich festgestellt“, erklärte von Stemm zu einem möglichen Konflikt.

„Auch kleinere Flächen können bei geeigneten Rahmenbedingungen den wirtschaftlichen Betrieb von Einzelanlagen ermöglichen“, meinte er weiter. Von Stemm sieht die relativ kleine Flächengröße also nicht als Hinderungsgrund - sonst hätte ForstBW sie wohl auch nicht ausgewiesen.

Fläche ist zu klein

„Ich gehe nicht davon aus, dass wir betroffen sein werden. Dafür ist die Fläche zu klein“, schätzte es Chiari in einem Gespräch nach der Sitzung anders ein. Chiari erinnerte zudem an das dortige Auerwildgebiet. Solche Themen würden aber im Fall der Fälle ohnehin im Gemeinderat erörtert. Denn der habe, auch wenn die Fläche jetzt in Frage komme, das letzte Wort.

„Grundsätzlich bin ich für einen Ausbau der Windenergie und schließe das auch für Bad Liebenzell nicht kategorisch aus“, stellte Chiari klar. „Jeder muss bei der Energiewende seinen Beitrag leisten“, fuhr er fort. Außerdem brächte ein Windrad auch finanzielle Vorteile für die Stadt, was angesichts der Haushaltslage nicht unwichtig sei. Zudem sei ein Windrad auch „keine Entscheidung für die Ewigkeit“ sondern für maximal 30 Jahre. An diesem Standort halte er eine Umsetzung aber für unrealistisch, betonte er nochmals.