In die Ratssitzung in Eschbronn waren zahlreiche Besucher gekommen, die sich für den Vortrag der Stadtwerke Tübingen zu deren Windparkprojekt im Feurenmoos interessierten. Foto: Herzog

Bis zu fünf Anlagen sollen im Bereich „Feurenmoos“ gebaut werden. Frühestens ab 2029 könnten sie ihren Betrieb aufnehmen.

Nachdem der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg vor Kurzem das 73 Hektar große Feurenmoosgebiet als Windvorrangfläche einstufte, stellten nun die Stadtwerke Tübingen im Gemeinderat Schramberg und Eschbronn ihr Windparkprojekt dort mit fünf Energieanlagen vor.

 

Dies stieß bei Räten und Besuchern auf geteilte Euphorie. Nach Auskunft von Tübingens Stadtwerke-Projektleiter Michael Krieger werden die geplanten fünf Anlagen, von denen drei auf Gemarkung Eschbronn und zwei auf Eschbronner und Schramberger Gebiet entstehen sollen, jeweils eine Leistung von 7,2 Megawatt haben.

50 000 Megawatt Strom

Die Nabenhöhe liegt bei 199 Metern, die Gesamthöhe der Anlagen bei 285 Metern. Der Windpark werde pro Jahr rund 50 000 Megawatt Strom erzeugen und circa 17 000 Vier-Personen-Haushalte versorgen. Nach nur siebenmonatiger Betriebsdauer habe ein Windrad so viel Strom produziert, wie es bei der Herstellung „verbraucht“ habe.

Während in der Gondel Stahl verbaut sei, bestünden die Rotorblätter aus Glasfaser und stellten die Schwachstelle beim Recycling dar, räumte der Projektleiter ein. Pro Windrad müsse eine Fläche von einem Hektar gerodet werden. Die versiegelte Fläche mit Beton betrage 400 Quadratmeter.

Etwa 4000 Quadratmeter könnten nach Fertigstellung der Anlage wieder rekultiviert werden, wodurch ein dauerhafter Flächenbedarf von rund 0,6 Hektar (6000 Quadratmeter) pro Windrad erforderlich sei. Die bestehenden Forstwege müssten auf 4,5 Meter ausgebaut werden.

Messungen für das Windgutachten

Zum weiteren Vorgehen berichtete Krieger, dass bei der zivilen Flugsicherung und Belange der Bundeswehr Anfragen gestellt worden seien und auf die Rückmeldungen gewartet werde. Der Naturschutz habe mit der Datenrecherche und ersten Untersuchungen begonnen, ab diesem Sommer fänden Messungen für das Windgutachten statt.

Mit der rechtskräftigen Festlegung des Vorranggebiets rechnen die Stadtwerke Tübingen bis Ende 2025, wodurch im Frühjahr 2026 der Antrag zur Baugenehmigung eingereicht werden könne. Die Genehmigung soll im Frühjahr 2027 eintreffen, mit dem Bau der Zuwegung, Kabeltrasse und Windrad im Folgejahr begonnen werden.

Die erste Anlage könnte dann 2029 in Betrieb gehen. „Bis dahin liegt noch viel Weg vor uns. Weder die Stadt Schramberg noch die Gemeinde haben dort Flächen. Trotzdem lohnt sich der Windpark auch für sie“, verwies Krieger auf circa 20 000 Euro pro Windrad und Jahr für die beiden Kommunen. Auch die Einwohner sollen eine direkte Beteiligungsmöglichkeit erhalten.

Gemeinde kann keinen Einfluss nehmen

Bürgermeister Franz Moser stellte klar, dass die Gemeinde keinen Einfluss auf das Windparkprojekt nehmen könne, weil sie dort keine Flächen besitze. Dass die Stadtwerke Tübingen ihr Vorhaben in diesem frühen Stadium vorstellten, sei ehrlich und fair. So werde von Anfang an mit offenen Karten gespielt.

Rainer Scheck tadelte, dass die Anlagen komplett in den Wald gebaut werden. Am Waldrand seien sie ihm wesentlich sympathischer. Für ihn sei jedoch klar, „die Windräder müssen irgendwo aufgestellt werden“. Auf die Frage von Scheck, was nach 20-jährigem Betrieb mit den Windrädern geschehe, nannte Krieger drei Möglichkeiten. Sofern wirtschaftlich sinnvoll, könnten sie noch ein paar Jahre länger laufen. Danach müssten sie komplett zurückgebaut und die Fläche wieder aufgeforstet werden. Oder die Anlage werde abgebaut und eine neue an gleicher Stelle errichtet.

Seitens der Besucher, die kein Rederecht hatten, regte sich nach der Sitzung Unmut. Ein Waldbesitzer empörte sich. „Im Entwurf des Bundeswaldgesetzes wird Kahlhieb streng untersagt und jeder gefällte Baum muss bald dokumentiert werden. Und hier spielt das alles keine Rolle“. Ein anderer unterstellte dem Projektleiter, bei dem dauerhaften Flächenverbrauch zu wenig kalkuliert zu haben.