Die Bürger verteilen Punkte an die unterschiedlichen Anliegen. Foto: Baiker

Bürger lieben ländliches Paradies.Rege Teilnahme an Perspektivwerkstatt zur Zukunft ihres Ortes.

Empfingen-Wiesenstetten - Wiesenstetter Bürger zeigen in einer Perspektivwerkstatt zur Ortsentwicklung auf, was sie unter ihrem ländlichen Paradies verstehen und was man daran noch besser machen könnte.

In den Jahren 2008 und 2009 wurde in Empfingen die Entwicklungsplanung 2025 zusammen mit der Stadtplanungsgesellschaft "STEG" und Empfinger Bürgern in mehreren Arbeitskreissitzungen auf den Weg gebracht. Jetzt gilt es, diese Planung und Ziele fortzuschreiben, im Blick das Zieljahr 2035. Dazu ist wieder die Bevölkerung eingeladen, mitzuwirken.

Bürgermeister Ferdinand Truffner hatte daher schon zu Ortsspaziergängen in Wiesenstetten und Dommelsberg eingeladen. Die aufgeworfenen Themen wurden jetzt in einer Perspektivwerkstatt im Dorfgemeinschaftshaus in Wiesenstetten vertieft. Begleitet wurden die beiden Ortsspaziergänge und auch die Perspektivwerkstatt von Timo Buff und Josefine Korbel von der Bürogemeinschaft Sippel/Buff aus Stuttgart.

Zur Perspektivwerkstatt begrüßte Bürgermeister Truffner und freute sich über die große Resonanz. Empfingen 2025 sei seit nunmehr zehn Jahren im Umlauf. Ist es noch aktuell? Truffner sagte: "Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf, es ist Ihre Ortschaft."

Zwei Drittel der Anwesenden seien beim Ortsspaziergang dabei gewesen, so Timo Buff. Jetzt gelte es, das Gesehene, das Angesprochene zu vertiefen. Buff fragte auch gleich nach den Hausaufgaben, die die damaligen Anwesenden mit nach Hause nehmen sollten. Zunächst gab es eine kleine Gruppenarbeit zu den Themen "Siedlungsstruktur und Wohnen", "Freizeit und Erholung, Umwelt", "Arbeit und Infrastruktur", "Mobilität" und "Miteinander".

Erhalt der Backküche

Dabei ging es um die Abfrage von Qualitäten, besondere Merkmale und Entwicklungspotenziale, die die Anwesenden sichtbar machen wollten. Zu den Stichpunkten "Siedlungsstruktur und Wohnen" wurde geäußert, dass der Dorfkern und die Geschichte von Wiesenstetten erhalten bleiben soll und der Spielplatz komfortabel gestaltet werden soll. Zu "Freizeit und Erholung und Umwelt" wurde die Nähe zur Natur betont und die Erhaltung von Natur- und Grünflächen gewünscht. Bei der Mobilität wurden die Schlagworte Verkehrsentlastung, Beruhigung, etwa durch eine Nordumgehung, gute Verkehrsanbindung, Verkehrssicherheit und Radwege genannt. Auch das Miteinander ist den Wiesenstettern wichtig: Die Dorfgemeinschaft, ein aktives Vereinsleben, der Erhalt der Backküche, die Verbundenheit von Jung und Alt. Die Jugend sei standorttreu. Für Timo Buff war deutlich zu sehen, dass in den Arbeitsgruppen ein starkes Miteinander gelebt wird.

In einer zweiten Runde wurden die Projektideen aus den Hausaufgaben vorgetragen. Die beim Ortsrundgang Anwesenden hatten damals die Hausaufgabe bekommen, sich in die Rolle eines Bürgermeisters zu versetzen und sich Gedanken zu einem Projekt zu machen. Die Ergebnisse wurden zu den Themen der ersten Arbeitsrunde zugeordnet. Dabei ging man nochmals in die Tiefe.

Bewertung mit Punkten

Dann galt es, die einzelnen Ideen und Vorstellungen mit Punkten zu bewerten. Der Themenkomplex Siedlungsstruktur und Wohnen bekam insgesamt 77 Punkte, das Friedhofskonzept 32, das Radwegkonzept 33 und die zweite Bushaltestelle 20. Ein Radwegenetz sollte von Empfingen nach Wiesenstetten und Dommelsberg gehen, sogar mit einer Verbindung bis Mühringen und Fischingen. Die Wiesenstetter würden es nicht verstehen, warum der Gemeinderat den Radweg zwischen Empfingen und Wiesenstetten abgelehnt hat.

Überhaupt brennt das Thema Mobilität den Wiesenstetter Bürgern unter den Nägeln. Für Wiesenstetten sollte es eine Umgehungsstraße geben, Verkehrssicherheiten im Bereich der Ortsdurchfahrt, eine sichere Querung der Kreuzung Imnauer Straße, Optimierung der Wendeschleife für den Bus, Bushaltestelle hinter den Gärten und anderes mehr.

Beim Thema Arbeiten und Infrastruktur wurde ein Dorfladen, die Weiterentwicklung der Kinderspielplätze, auch die Akustik des DGH, ein Mini-Fußballfeld beim DGH oder im Kindergarten-Areal genannt. Zudem sollte der Spielplatz barrierearm sein. Kritisch setzen sich die Anwesenden mit der aktuellen Gestaltung des Friedhofs auseinander.

Schuppengebiet angeregt

Im Bereich Siedlungsstruktur und Wohnen nannten sie einen Mehrgenerationenplatz für alle Altersgruppen im Kindergarten-Areal, eventuell sogar mit einem Pavillon und Grillplatz. Die alten Gebäude wie Rathaus und Backküche müssten erhalten bleiben. Um den Innenbereich zu entlasten, sei auch ein Schuppengebiet wichtig, in dem man doch Dinge und Maschinen, die man nicht tagtäglich braucht, unterbringen kann. Altersgerechtes Wohnen im Zeil sei auch denkbar.

Aus all diesen Überlegungen, Gedanken und Diskussionen wurden Handlungsansätze und Ziele formuliert. Das Büro Sippel/Buff und hat nun die Aufgabe, aus dem Ganzen ein Protokoll für den Gemeinderat zu erstellen. Der Gemeinderat werde sich nach den Kommunalwahlen damit beschäftigen. In einer weiteren Bearbeitungsstufe gehe es dann in eine weitere vertiefende Betrachtung. Am Ende dieses mehrstündigen Abends wurde nochmals deutlich: Die Wiesenstetter sind stolz auf ihr ländliches Paradies und wollen dies engagiert weiterentwickeln.