Ehemaliger Botschafter Reinhard Buchholz nimmt sich bei seinem Besuch in Empfingen auch dem Thema Afrika am

Empfingen. Hoher Besuch in Empfingen: Am vergangenen Freitag war der ehemalige Botschafter Reinhard Buchholz auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde zu Gast.

Anlässlich des Jahresthemas "Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir" aus dem Hebräerbrief, hatte ihn Pfarrerin Sylvia Unzeitig eingeladen, damit er aus seinem bewegten Wanderleben als Diplomat in verschiedenen Funktionen erzählt.

Buchholz war unter anderem Kultur-Attaché, Wirtschaftsbeauftragter, Leiter der Aussiedlerstelle Anfang der 1980er-Jahre und schließlich Botschafter in verschiedenen Ländern. Zu Beginn seines gut eineinhalb Stunden dauernden Vortrags schilderte er den Aufbau und die Geschichte des Auswärtigen Amtes und ging dann auf seine verschiedenen Lebensstationen ein, um zum Schluss über die große Frage der Zukunft Afrikas mit den Anwesenden zu diskutieren.

Interessant war zu erfahren, dass der deutsche diplomatische Dienst im Vergleich zu Amerika und Frankreich personell viel dünner besetzt ist, aber laut Buchholz genauso effizient arbeite. Dies liege auch daran, dass Deutschland in vielen Ländern nur konsularische Abteilungen unterhalte, während Frankreich und die USA viel mehr Botschaften hätten.

Gerade als der Aussiedler-Boom einsetzte, war Buchholz an entscheidender Stelle tätig und bekam mit, mit welch zähen Verhandlungen die deutschstämmigen Aussiedler aus den entsprechenden Ländern losgeeist wurden. Der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu habe sich "seine Deutschen" sogar teuer entlohnen lassen, berichtet der Ex-Diplomat.

In Paris seien ihm 1989, so Buchholz weiter, "waschkörbeweise" die Sympathiebekundungen vieler Franzosen ins Haus geflattert, die ein Zusammengehen der beiden deutschen Staaten befürworteten, während die Regierungen von Frankreich und Großbritannien heimlich dagegen arbeiteten.

In Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, war er einmal wegen politischer Unruhen nur drei Tage Botschafter und wurde dann kaum nach Ankunft wieder ausgeflogen. Buchholz war neben Südkorea, Indonesien und Jugoslawien auch in acht afrikanischen Ländern tätig und gilt laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" als "altgedienter Afrika-Fachmann des Auswärtigen Amtes". Noch heute fliegt er als Unternehmensberater dorthin und war neulich im April wegen eines Putsches in der Zentralafrikanischen Republik stecken geblieben.

Die Zukunft Afrikas sieht Buchholz verhalten optimistisch. Es liefen viele kleine Schritte in die richtige Richtung. Im Jahr 2030 wird es übrigens mehr Afrikaner geben als Einwohner in Europa, in den USA und in Kanada zusammen. Pfarrerin Sylvia Unzeitig dankte Bucholz mit einem kleinen Präsent – nämlich mit "Ölen aus aller Welt" vom Empfinger Speiseöl-Produzenten Brändle.