Moestwanted auf dem Musikfestival "Sputnik Spring Break" in Pouch bei Bitterfeld. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: DJ Moestwanted über die Besonderheit einer Technoparade und seine Pläne für die Zukunft

Empfingen. Moritz Biedenbach, alias Moestwanted, tritt bei der 20. Beatparade am heutigen Samstag, 27. Juli, auf. In einem Gespräch mit unserer Zeitung verrät er, warum Technoparaden für die Szene so wichtig sind und was ihn als DJ ausmacht.

Die Beatparade findet schon zum 20. Mal in Empfingen statt. Sie sind zum ersten Mal dabei, wie kam es dazu?

Die Beatparade ist eines der wenigen Festivals, bei denen das Veranstalter-Team wirklich mit Herz dabei ist. Ähnlich wie bei einigen neuen aufstrebenden Festivals der süddeutschen Region wie zum Beispiel dem ›Elements Festival‹ sind die Veranstalter mit den Künstlern befreundet und man lernt sich im Backstagebereich kennen. So war das bei mir auch bei der Beatparade. Das ist viel persönlicher, als wenn man klassisch über die Buchungsagentur angefragt wird.

Haben Sie schon vorher von der Technoparade gehört?

Die Beatparade hat es schnell geschafft sich einen Namen in der Szene zu machen. Dadurch, dass viele deutsche Künstler einbezogen werden, mit denen man natürlich eng verdrahtet ist, habe ich bisher sehr viel Gutes von der Beatparade gehört. Deshalb bin ich sehr gespannt, was mich erwartet.

Sie haben schon bei Festivals aufgelegt, bei denen teilweise 180 000 Besucher da waren. Ist Ihnen die Beatparade nicht zu klein?

Ich bewerte Festivals nie nach der Größe. Viel wichtiger ist die Stimmung und die Verbindung die sich zwischen Publikum und Künstler aufbaut. Jeder Auftritt hat einen ganz bestimmten Reiz und es ist immer aufs neue eine Herausforderung, mit dem Publikum zusammen starke und unvergessliche Momente zu schaffen. Darum geht es mir. Die Besucher sollen eine geile Zeit erleben. Da ist mir jemand der ganz hinten steht, bei einem Feld mit 50 000 Menschen, genauso wichtig, wie 100 Leute die in einem kleinen Club feiern.

Die Beatparade ist nicht nur die einzige Technoparade in Baden-Würrtemberg, sondern auch noch eine von wenigen in Deutschland. Warum ist Ihrer Meinung nach die Beatparade so wichtig für die Technoszene?

Eine Parade zeigt auch Menschen die nichts mit elektronischer Musik zu tun haben den starken Zusammenhalt der Szene. Auf einer Parade sind alle Menschen gleich. Es wird nicht nach Aussehen oder sexueller Orientierung bewertet und auf Events mit elektronischer Musik feiern die Menschen friedlich zusammen. Das ist damals wie heute ein schönes Gefühl, die Musik und diesen emotionalen Zusammenhalt auf einer Parade zu präsentieren. Das tragische Ereignis bei der Loveparade hat bei Behörden und Veranstaltern zu verstärkter Wachsamkeit und noch detaillierteren Anforderungen an die Sicherheitskonzepte geführt. Mittlerweile müssen Besucherführung, Laufwege und Nadelöhre in Ihrem Gefährdungspotenzial analysiert werden. Alle professionellen Veranstalter mit denen ich befreundet bin, unter anderem auch die Beatparade, erfüllen diese Auflagen mit höchster Sorgfalt. Die Sicherheit der Besucher ist die oberste Priorität.

Braucht die Welt wieder eine Loveparade?

Die Loveparade hat Geschichte geschrieben. Ich war im Frühjahr auf der Ausstellung "90’s Berlin" und hab die Geschichte noch einmal erleben dürfen. Ich denke aber, das Kapitel ist abgeschlossen. Manchmal werden Events zu groß und man fühlt irgendwann nicht mehr die Liebe, die ein kleinerer innovativer neuer Veranstalter in so ein Event steckt. Deshalb ist es aus meiner Sicht schön, wenn es immer wieder Neues gibt.

Was ist für Sie das besondere an einer Parade im Vergleich zu einem Auftritt auf einem Festivalgelände oder in einer Halle?

Die Leute wandern mit dem Wagen, wenn ihnen die Musik gefällt. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich hatte auf der "Street Parade" in Zürich auf dem ersten Truck gespielt und war überwältigt von dem Gefühl. Man kann das ganz schwer in Worte fassen und ich kann jedem nur empfehlen einmal eine Parade mitzuerleben.

DJ’s gibt es Viele. Es wird aber immer schwerer, sich zu etablieren. Wie haben Sie das geschafft?

Es gibt wirklich viele DJs. Durch neue Technik wird das klassische Handwerk des "Mixings" (nahtloses ineinander Mixen von Songs) von Softwares übernommen. Das Gefühl für die Menge und wie man die Leute zum Tanzen bringt, kann aber kein Programm abnehmen. Etablieren kann man sich also nur, wenn man etwas Eigenes macht, polarisiert und sein Sound für ein besonderes Gefühl steht. Bei mir war es meine Show die ich vor einigen Jahren zusammen mit meinem Label "Hypercat" ins Leben gerufen habe. Das ist eine einzigartige Show und mehr als ein klassisches DJ-Set.

Auf was können sich die Besucher bei der Beatparade bei Ihrem Auftritt einstellen?

Wie immer wird es ein Mix aus bekannten Songs und heftigen Beats geben. Natürlich gibt es auch meine eigenen Tracks zu hören.

Sie sind der Gründer von "Hypercat" und machen Radioshows. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Die "Hypercat" Eventreihe gibt es bereits seit acht Jahren und meine Radioshow läuft jeden Samstag um 23 Uhr auf dem Sender "Dasding". Damit hab ich rückblickend bereits geschafft, einige meiner damals gesetzten Ziele zu erreichen. Aber ich sprudel vor Energie und habe ständig neue Ideen, Ziele und Träume. Mein wichtigstes Projekt ist meine Musik und ich möchte auf internationaler Ebene Songs releasen. Aktuell bin ich wieder viel im Studio und bald gibt es Neuigkeiten.   Die Fragen stellte Lisa Herfurth.