Irmgard Streib stellt bereits zum zweiten Mal im Empfinger Rathaus ihre Werke aus / "Malerei ist wie eine Sucht"

Von Joachim Frommherz

Empfingen. Acryl auf Leinwand oder Gouache auf Papier: Irmgard Streib zeigt momentan im Empfinger Rathaus ihre Kunst. Bis zum 30. April sind ihre Werke während der normalen Öffnungszeiten zu besichtigen.

Bereits zum zweiten Mal hat Streib über den Kunstkreis Oberes Nagoldtal (KKON) den Weg nach Empfingen gefunden. Vor zwei Jahren hatte sie ihre Aquarell-Kreationen im Gepäck. Im Laufe der Zeit hat sich ihr Stil nun gewandelt.

Streib hat im Jahr 2006 mit der Malerei begonnen. Aus Spaß nahm sie damals an einem Kurs teil, der sich mit Mandala-Malen beschäftigte. Die anderen Teilnehmer waren so begeistert von ihrer Farbgebung, dass Streib darin bestärkt wurde, sich intensiver mit der Malerei zu beschäftigen. In der Folge besuchte sie verschiedene Kurse bei der Volkshochschule mit Eva-Maria Steim und Tamara Groß. Vor rund drei Jahren wurde sie dann Mitglied beim Kunstkreis Oberes Neckartal. Ein wichtiger Schritt, wie Streib im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. Hier habe sie die Motivation bekommen und sich getraut, sich an verschiedenen Akademien weiterzubilden. "Sonst hätte ich weiter vor mich hingewurstelt."

So aber bildete sie sich ab 2010 weiter, wie an der Rotenfels bei Siegrid Kiessling-Rossmann, in der Kunstfabrik am Bodensee bei Beate Bitterwolf oder an der Kunstakademie Bad Reichenhall bei Gerhard Almbauer. Außerdem besuchte sie Seminare bei Richard Allgaier, Gerhard Hillmayer und Andrea Rozerea und nimmt regelmäßig im Rahmen vom KKON an Kursen von Brigitte Kramer, Birgit Guzman und Karin Hummel teil.

Was die Maltechniken angeht, hat Irmgard Streib mit Techniken in Kreide und Aquarell begonnen. Später wechslte sie auf Acryl. Das gegenständliche Malen sagt ihr im Moment nicht zu. Lieber setzt sie ihren Schwerpunkt im abstrakten Malen mit Acryl, wobei sie gerne mit verschiedenen Materialien und Techniken arbeitet – vor allem aber ohne jegliche Vorlage. Malen sei für sie wie eine Sucht, erzählt Streib. Vor allem im Urlaub sei es schlimm, da vermisse sie das Malen.

Ihre Ideen kommen spontan und drängen sie regelrecht dazu, den Pinsel in die Hand zu nehmen und zu malen, schildert die 64-Jährige aus Nagold ihren Schaffensprozess: "Es ist eine Sehnsucht, die von innen kommt." Ein Gefühl, das sie beim gegenständlichen Malen nie gehabt habe. Figuren versucht sie nie zu Malen. So ist auch die Möwe im Nebel, die auf einem ihrer Gemälde schemenhaft zu erkennen ist ein Zufallsprodukt.

Doch nicht immer hat Streib die Motivation und die Lust zu malen, sondern hat das Gefühl, dass sie nicht weiterkommt: "Manchmal bin ich mutlos." Wenn sie in einem Loch ist, unterstütze sie ihr Mann Gert "ganz arg" und treibe sie dazu an, weiterzumachen, zeigt sich Streib froh. Ebenso findet sie im KKON Halt.

Denn hier könne sie mit Gleichgesinnten reden. Dabei mache sie die Erfahrung, dass alle anderen auch mal die selben Gefühle überkommen und sie auch einmal zweifeln.

Auf ihrem zukünftigen Künstlerweg will Streib nicht ausschließen, dass sie sich einer neuen Kunstart zuwenden wird. "Ich bin für alles offen", bekräftigt sie. Wieso sich nicht auch einmal im Fotografieren oder Bildhauen probieren.

Ein Traum, den sie sich einmal gerne erfüllen würde, wäre ein Studium an einer Kunstschule. Vielleicht schaffe sie dies in ein paar Jahren, meint sie nachdenklich, um diesen Gedanken gleich wieder scherzhaft zu verwerfen: "Aber ich kann doch nicht meinen Mann ein Jahr alleine lassen."