Holger Dopp präsentiert die beiden Neuerwerbungen für sein Kakteenmuseum in Empfingen. Foto: Dopp Foto: Schwarzwälder Bote

Sammlung: Mit den Ausstellungsstücken im Empfinger Kakteenmuseum verbindet Dopp viele Erinnerungen

Unterschiedlicher können die beiden Neuerwerbungen des Empfinger Kakteensammlers Holger Dopp nicht sein. In seinem Kakteen-Museum hängen nun zwei weitere Gemälde von Kakteen.

Empfingen. Ein Ölgemälde im Format 75 mal 100 Zentimeter und eine Gemäldeminiatur in Aquarellmanier, nur 30 mal 40 Millimeter im Format. Während das Miniaturgemälde im Jahr 2000 von einem italienischen Künstler in Rom geschaffen wurde, lasse sich die Entstehung der auf dem großen Gemälde zu sehenden blühenden "Epiphyllum ackermannii-Hybride" laut Holger Dopp, Kakteensammler und Gründer seines eigenen Kakteenmuseums, nicht genau bestimmen. Vermutlich sei das unleserlich signierte Ölgemälde vor etwa 40 bis 45 Jahren im Großraum Nürnberg entstanden.

Im Bestand von Dopp befinden sich nach seinen Angaben gegenwärtig mehr als 250 Gemälde in Öl und Aquarell, historische Stiche, Holzschnitte, Kunstwerke in Tusche-, Schabe- und Schlitzblendentechnik sowie zahlreiche Bleistift- und Kohlezeichnungen. Und immer wieder wird Dopp irgendwo weltweit auf Auktionen oder auch auf Flohmärkten fündig – und das seit mehr als einem halben Jahrhundert. Da er sich als Kakteen-Experte und auch als versierter, fairer Sammler in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern einen Ruf erarbeitet hat, werden Dopp immer wieder seltene Stücke angeboten.

Das Interesse an botanischen Themen begann bei Dopp schon in den frühen Gymnasiumklassen, wurde aber durch einen ersten Besuch im berühmten Jardin Exotique in Monaco im Jahr 1958 und eine Radtour nach Lissabon im Jahr 1959 erheblich gefördert. In einem winzigen verstaubten Antiquariat in Lissabon erwarb Dopp seinerzeit seinen ersten Holzschnitt aus dem Jahr 1580 von Matthioli, der eine Alraunwurzel (Mandragora femina beziehungsweise Mandragora officinarum) zeigt. Sorgsam hütete er diesen Holzschnitt auf seiner wochenlangen Radtour durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Schweiz, Österreich und Italien.

Sturz mit dem Fahrrad

Der Empfinger berichtet von einem schmerzhaften Zwischenfall in den Pyrenäen als er versuchte, sich an einem alten qualmenden Transporter festzuhalten. Der Versuch scheiterte kläglich, und Dopp landete samt seinem Fahrrad in einer riesigen Agaven-Gruppe. Die dornige Spitze eines wehrhaften Agavenblattes bohrte sich tief in sein Knie und brach ab. Es war keine Zeit, um sich ausgiebig mit den Schmerzen zu befassen, zudem wurde es bereits dunkel. Und so setzte sich der Penäler Dopp wieder auf seinen Drahtesel und rollte einen Wiesenabhang runter in Richtung einiger Häuser, die er in einigen Kilometern sah. An einem der ersten Häuser versuchte er nach einem Arzt zu fragen, aber es gab einige Gehöfte weiter nur einen Tierarzt. Dort eingetroffen öffnete ein junges Mädchen und erklärte, dass sie ihren Vater wecken werde. Kurze Zeit später stand ein volltrunkener Tierarzt vor dem jungen Patienten aus Deutschland und versuchte sich an dem unter der Kniescheibe steckenden Agavendorn. Sehr blutig, aber auch erfolgreich. Das Ergebnis war, dass der junge Dopp etwa eine Woche mit dickem Knie von der netten Tochter des weniger netten und meist alkoholisierten Tierarztes umhegt und versorgt wurde.

Einen völlig alleine tourenden Jugendlichen nahmen sich die Grenzposten dieser Länder gerne vor. Am Ende dieser großen Tour durch Europa war Dopp geradezu perfekt im aus- und wieder einpacken.

Nächte in Scheunen

Dennoch stieß der junge blonde Kerl nahezu immer auf überaus hilfsbereite Menschen, die ihn einluden und verköstigten und ihn in irgend einer Kammer oder in einer Scheune nächtigen ließen. Aber damals traf der junge und abenteuerlustige Dopp auf den Straßen mitunter stundenlang keinen Pkw, und außerdem haben seine Knochen solche Gewalttouren eher mitgemacht als heute. Gemeinsam mit anderen Holzschnitten und Stichen hängt nun dieses Holzschnitt-Original aus dem Jahr 1580 inmitten von prächtigen Kakteen-Gemälden im Dopp’schen Kakteen-Museum und wird immer wieder von Besuchern bestaunt.

Nur sehr selten stellt der Empfinger einige seiner zusammengetragenen Kakteen-Gemälde für Ausstellungen zur Verfügung. Zur Zeit der Gartenschau in Horb 2011 waren etwa 25 Exemplare seiner Gemälde im Hohen Giebel gemeinsam mit zahlreichen Kuriositäten des Kakteen-Themas sowie mit einigen historischen Fotogeräten – ebenfalls aus der Dopp’schen Sammlung – ausgestellt. Die zahlreichen Besucher sparten damals nicht mit Begeisterung.

Bedeutend in Europa

Der Empfinger wird noch heute immer wieder auf diese Ausstellung angesprochen. In den vergangenen Jahren wurden weitere Kakteen-Gemälde ausgeliehen nach Frankfurt am Main und nach Genf. Beide Ausstellungen waren sehr erfolgreich, allerdings überwiegen Kosten und Zeitaufwand den Erlös um ein Vielfaches. Darüber hinaus besteht immer die große und kaum einzuschätzende Gefahr, dass durch Vandalismus oder Diebstahl eines der unersetzbaren Originale unwiederbringlich verloren gehen kann.

Das Kakteenmuseum in Empfingen dürfte nach Einschätzung Dopps aufgrund seiner großen Zahl an Exponaten mittlerweile zu den bedeutendsten in Europa zählen. Dopp bedauert lediglich die begrenzten Räumlichkeiten.