Kultur: Rund 80 Besucher erscheinen zur Musical-Aufführung in der Empfinger Schulaula

Den Ritter, der Büroklammern isst und warmes Maschinenöl trinkt, kannten die meisten Gäste des Musicals Ritter Rost schon. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Gemeinde- und Schulbücherei hatte diese keine Kosten und Mühen gescheut.

Empfingen. "Wir haben die Ausschreibung der Fachstelle gesehen und dachten, Ritter Rost wäre etwas für unser Jubiläumsjahr", erklärte Ellen Wannenmacher von der Gemeinde- und Schulbücherei Empfingen. Zusammen mit Marianne Stribick begrüßte sie rund 80 Musicalbesucher. "60 Karten gingen über den Vorverkauf weg. Mit so einer guten Rückmeldung haben wir nicht gerechnet", freute sich Wannenmacher, dass sie Stühle dazu holen musste. Kinder ab vier Jahren saßen in den ersten fünf Reihen und trotzdem reichte der Platz nicht aus, weshalb sich die Erwachsenen Reihe für Reihe nach hinten setzten. Henry hatte sich einen Platz in der dritten Reihe gesucht, denn die Geschichte interessierte den Empfinger sehr: "Ich hab alle Bücher gelesen. Manche habe ich daheim. Am besten war das Buch Ritter Rost im Fabelwesenwald, wegen dem Tyrannopobeißerus." Gespannt fieberte er der Aufführung des Komödientheaters entgegen.

Wand voller Bücher

Das Bühnenbild zeigte eine Wand voller alter Bücher, davor ein Tresen mit einer historischen Kasse und daneben ein Koffer. Arthur Liter stand auf der Wand in großen Buchstaben geschrieben. Pfeifend kam der Bücherhändler – gespielt von Stefan Maatz – herein, berichtete, dass in seinem Geschäft schon lange keiner mehr eingekauft habe, wollte die Kiste öffnen und redete scheinbar mit einem unsichtbaren Wesen in der Nähe der Kasse. Die Selbstgespräche verstummten, als eine suchende Mutter (Virginia Maatz) den Raum betrat. Sie sei auf der Suche nach dem ausverkauften Buch Lolifu für ihre achtjährige Tochter. Mit dem Buch konnte Arthur Liter zwar nicht dienen, entführte die Mutter aber in das Zeitalter des Ritter Rost. Die Mutter musste laut lachen, als sie den selbst gebauten Ritter Rost sah. Mit seinem Kassenkopf, seinen großen Augen, beschrieb sie ihn als "Schrott". "Das sind doch keine Glupschaugen, das sind Kulleraugen", verteidigte Arthur Liter seine Eigenkreation und brachte die Kinder stark zum Lachen. Widerwillig ließ sich die Mutter ins Mittelalter entführen, wofür sie ein grünes Burgfräulein-Kleid anziehen musste. Um das Burgfräulein Bö spielen zu können, bekam sie einen sprechenden Hut aufgesetzt.

Kein typischer Held

Unfassbar fand sie die Geschichten vom Ritter Rost, der kein typischer kühner Held gewesen sei. Er ließ das Burgfräulein nicht in den Zirkus gehen, worauf die Mutter erklärte: "Das geht doch nicht. Das ist ja wie im Mittelalter." Die Kinder mussten erneut lachen. Ritter Rost berichtete jedoch vom Zirkus und im Nu entstand ein kleines Zirkuszelt auf dem Verkaufstresen. Darin begann der Werwolf Mies so ein langweiliges Lied zu singen, dass alle einschliefen. Der Graf Knoblauch sei kein gruseliger Vampir, sondern würde beim Feuerspucken des Drachen Koks abhauen, weil es zu hell sei. Ein Loch befand sich beim Bauchredner, wo andere einen Bauchnabel haben. Die Kinder fanden das alles lustig, klatschten und machten mit – auch als der Drache im Zelt Feuer spucken wollte. "Das darf er nicht", riefen die großen Kinder. Einige kleine Kinder wollten das Feuer sehen. So ließ sich Arthur Liter überreden und zeigte die Auswirkungen, wenn Drache Koks großes Feuer mache. Gedanklich ließ er das Zelt brennen und den Drachen darin lachen. "Aber dafür muss er bestraft werden", forderte die Mutter in der Rolle des Burgfräuleins Bö. Als Strafe musste er früh ins Bett, durfte keine Süßigkeiten essen und vieles mehr. Die Selbstgespräche mit der Kasse, die Arthur Liter führte, stellten sich als Gespräche mit Ritter Rost heraus, denn die Kasse verwandelte sich in einen Ritter Rost. Spielerisch wurden den Kindern Werte vermittelt, die den beiden Darstellern viel Applaus spendeten. Begeistert machte sich Henry auf den Weg, denn er hatte mit dem Musical seine Helden bildlich erlebt.