Kirchenmusik: Das alte Instrument wird am 3. November in einem Gottesdienst verabschiedet / Kosten betragen 184 000 Euro

Empfingen-Wiesenstetten. "Zwei Ortschaften – Wiesenstetten und Dommelsberg, eine Kirchengemeinde, haben ein Ziel: die neue Orgel." Dieser alljährliche Schlusssatz von Schriftführer Heiner Axt beendet die Hauptversammlung des Orgelbaufördervereins Wiesenstetten. "Nur nicht nachlassen, wir biegen auf die Zielgerade ein", ergänzte er im März dieses Jahres.

In der Tat: 164 000 Euro soll die neue Orgel kosten, einschließlich Nebenkosten sogar 184 000 Euro, sie sollte bezahlbar sein. Rund 80 Prozent dieser Summe hat der Orgelbauförderverein zusammen mit der Kirchengemeinde bereits angesammelt und zusammengespart. Diese Eigenmittel wurden von der Diözese Rottenburg-Stuttgart gefordert als zwingende Voraussetzung für den Orgelbauvertrag, der im Juli 2018 von der Kirchengemeinde als Bauherr mit dem Orgelbauer geschlossen werden konnte.

Feste und Veranstaltungen werden weiterhin erforderlich sein, auch Spenden in allen Größenordnungen und von jedermann sind stets willkommen. Positiver Nebeneffekt der Feste und Veranstaltungen zusätzlich zur Einnahmenbeschaffung ist, dass sie aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken sind und die Dorfgemeinschaft stärken. Allen voran das äußerst beliebte Zwiebelbeedafest. Erwartet werden noch Gelder von der Gemeinde Empfingen und der Julius-Bauser-Stiftung. Auch Patenschaften für Orgelpfeifen werden gerne vermittelt von der Kirchengemeinde.

Im Juli hat die Vorstandschaft den Orgelbauer Eduard Wiedenmann in Oberessendorf bei Biberach besucht. Thomas Wiechert als Initiator und Vorsitzender des Orgelbaufördervereins von der ersten Stunde an möchte im Laufe des nächsten Jahres noch öfters nach Oberessendorf fahren und den Bau der neuen Orgel mitverfolgen. Er ist von der Kirchengemeinde beauftragt und persönlich höchst interessiert die Realisierung dieses Traums zu begleiten.

Am 3. November wird die alte Orgel in einem Gottesdienst verabschiedet, bevor sie ausgebaut wird. Ein letztes Mal wird sie dann vom langjährigen Organisten Denis Wiechert gespielt. Im Oktober 2020 ist der Einbau der neuen Orgel – wenn der Holzwurm es im alten Gehäuse ermöglicht – geplant. Sie soll am ersten Advent 2020 erstmalig erklingen.

Damit wäre das Satzungsziel des Orgelbaufördervereins erreicht: die Unterstützung der Kirchengemeinde bei der Beschaffung für eine neue Orgel zur Erhaltung der Kirchenmusik. Der Verein wird dann aufgelöst.

Glücksfall Organist

Was nützt die schönste und beste Orgel, wenn kein Organist sie bespielt? Ein Glücksfall für Wiesenstetten ist Denis Wiechert. Der musikalische junge Mann mit seinen 25 Jahren hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt mit einem Keyboard als Achtjähriger mit seinem Onkel Rolf Wiechert. Mit zehn Jahren spielte er zum ersten Mal die Orgel in Wiesenstetten aus Anlass einer Kommunion. Zusammen mit seiner Großtante Maria Schenk, die mehr als 50 Jahre als Organistin für die Kirchengemeinde Wiesenstetten Sonntag für Sonntag die Orgel gespielt hat, saß er von da an oft gemeinsam auf dem Orgelbock.

Er nahm Klavier- und Orgelunterricht – drei Jahre lang. Das war Voraussetzung für das zweijährige Studium an der Kirchenmusikschule in Rottenburg. Er absolvierte den C-Kurs für Organist und Chorleiter mit Bravour. 2011 starb Maria Schenk. Sie hatte als junges Mädchen nach dem Krieg ebenfalls diese Kirchenmusikschule in Rottenburg besucht. Der damalige Lehrer und Organist Otto Gaus, in dessen strenger Ära in Wiesenstetten anspruchsvolle Kirchenmusik gespielt wurde, ermöglichte ihr einen Fortbildungskurs in Stimmbildung, Orgelspielen und Chorleitung. Denis Wiechert blieb in ihren Fußstapfen und hat längst einen Dienstvertrag mit der Kirchengemeinde. Zwischenzeitlich ist er nahezu alleiniger Organist in Wiesenstetten – Sonntag für Sonntag, ob ausgeschlafen oder nicht.

Er hat als junger Mann einen neuen und frischen Musik-Stil in die Kirche gebracht und beeindruckt immer wieder mit Gesangseinlagen in den Gottesdiensten, auch zusammen mit seiner Freundin Jasmin und gelegentlich auch mit Mutter Petrina. In der Fasnetzeit saß er auch schon im Shit Bulls-Häs an der Orgel, weil es unmittelbar nach dem Gottesdienst per Bus zum Umzug ging.