Die Brandstätte in Empfingen: Im Vordergrund das Eckhaus des Friseurs Reich. Links daneben ist auch ein Teil des Hauses der Witwe Deuringer zu sehen. Rechts sind die Überreste der abgebrannten Scheuer zu erkennen. Im Hintergrund links steht das angebaute Haus des Lorenz Bossenmaier, das seine Rettung vor allem dem Umstand zu verdanken hatte, dass der der Brandstätte zugekehrte Giebel bis zum Dach mit Blech beschlagen war. Foto: Schwarzwälder Post von 1949 Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Vor 70 Jahren erschüttert ein Großbrand Empfingen / Mehr als acht Häuser von Flammen bedroht

Vor ziemlich genau 70 Jahren, am 25. November 1949, gab es in Empfingen ein Brandereignis von großem Ausmaß. Ein Feuer, das damals nicht nur die Empfinger Feuerwehr, sondern auch die Wehren aus Hechingen und Oberndorf am Neckar forderten.

Emp f ingen. Wie die Schwarzwälder Post im Jahr 1949 berichtete, brach in Empfingen am Donnerstag, 25. November, mitten in der Nacht um 3 Uhr auf dem Anwesen der Sofie Deuringer ein Brand aus, der rasch um sich griff und um die Anwesen der Sofie Deuringer und des Gotthard Reich die Umgebung einäscherte. Sofie Deuringer und ein bei ihr wohnende 17-jährige Bäckerlehrling wurden vom Feuer so überrascht, dass sie nur noch das nackte Leben retten konnten. Das Feuer war vom Bühnenraum des Hauses der Sofie Deuringer ausgegangen, bedrohte die Nachbargebäude und weitere acht Häuser, von denen aber ein Teil durch die rasch eingetroffenen Feuerwehren aus Empfingen, Oberndorf am Neckar und Hechingen gerettet werden konnten.

Man nahm an, dass das Feuer seine Ursache in der kurz zuvor erfolgten Ausbrennung des Schornsteins durch den Kaminfeger gehabt haben könnte. Die Annahme wurde umso wahrscheinlicher, da kurz zuvor auch in der "Krone" der Kamin ausgebrannt wurde, worauf der Hausbesitzer am Sonntagmorgen einen schon halb durchgebrannten Balken in Kaminnähe seines Speichers entdeckt hatte, der beinahe zum Brand des Dachstocks führte.

Alle drei Gebäude zusammen waren nur mit 11 000 DM brandversichert. Wassermangel war entgegen anderslautenden Meldungen bei den Feuerlöscharbeiten nicht beobachtet worden, da ein naher Teich genügend Wasser gespendet hatte. Dazu erfahren wir noch, dass die Empfinger Wehr, die sofort zur Stelle war, ihre Motorspritze an den Ortsweiher anschließen konnte, der ein vorteilhaftes Reservoir bildete. Später erhielt sie auch Zufuhr aus der Wasserleitung, die wegen Wassermangels nachts gestaut werden musste.

Trotz ihrer Bemühungen war es der Wehr nicht möglich, des Feuers Herr zu werden, da der Brand zu spät entdeckt worden war. Eine knappe halbe Stunde nach dem Alarm traf die Feuerwehr aus Oberndorf mit ihrer Motorspritze und dem neuen Tanklöschfahrzeug am Brandplatz ein. Bald darauf kam die Hechinger Motorspritze an. Inzwischen hatte der Brand ein Ausmaß angenommen, durch das die benachbarten Gebäude stark gefährdet wurden. Hätten auch sie Feuer gefangen, so wäre der ganze anschließende zusammenhängende Häuserblock ein Raub der Flammen geworden. Mit vereinen Kräften gelang es dann, das Feuer zu lokalisieren und das Schlimmste zu verhindern. Unter Zuhilfenahme der Empfinger Schlauchleitungen war es der Oberndorfer Wehr möglich, zwei Leitungen zugleich über die Motorspritze in die Flammen zu schicken.

Der Brandfall war umso bedauerlicher, da das Anwesen von Reich anlässlich seiner Verheiratung erst in diesem Jahr neu hergerichtet worden war und die Betroffenen durch die Versicherung sehr schlecht abgedeckt waren.

An dem Brandunglück zeigte sich, wie nützlich eine Nachbarschaftshilfe über die Kreisgrenzen hinweg sein kann. In dem Zeitungsbericht von damals hieß es: "Wenn es darum geht, den Naturgewalten zum Trotz das Hab und Gut der Bürger zu schützen, darf es keine Hemmnisse und Grenzen geben. Wer helfen kann hilft, ganz einerlei, woher er kommt. Wir wollen uns dankbar darüber freuen, wenn in der Stunde der Not auch genügend helfende Hände bereit sind."

Dieter Reich, Mitglied im Empfinger Heimatkreis, erinnert sich noch an den Brand: "Ich war ein Kind mit sieben Jahren und schaute von meinem Onkel Albert Reich aus dem Wohnzimmer nachts um 3 Uhr zu, wie das Haus lichterloh brannte. Meine Oma war die Mutter von Albert Reich – und die hat mich mitgenommen. In Empfingen läuteten alle Glocken und der ganze Ort war zur Brandstelle gelaufen, denn dieser Brand hatte die ganze Bevölkerung aufgeschreckt." Anni Gaiser war damals sieben Jahre alt. Es war ihr elterliches Haus. Ihre Mutter hatte vergessen, dass sie noch im Haus war. Jemand holte sie heraus. Bei der Uroma von Annette Schweikardt auf der gegenüberliegenden Seite kam sie unter beziehungsweise wurde gleich in ein Bett gesteckt.