Ferienprogramm: Albert Bille spielt in Empfingen zum letzten Mal für die Sparkasse / Nach 45 Jahren ist Schluss

Ein bisschen Kasperlestheater? Albert Billes Puppentheater ist viel mehr als das. 45 Jahre lang bewies er dies unter anderem auf Veranstaltungen der Sparkasse. Nun soll Schluss sein. Und die 70 Puppen? Die sind dem Tod im Lagerfeuer geweiht.

Empfingen. "Freischaffender Künstler", so nennt sich der 79-Jährige aus Schwenningen, und Kunst ist das, was er da macht, allemal. Nicht nur die Stücke für sein Puppentheater schreibt er eigenständig, auch die Kulissen fertigt Albert Bille ohne fremde Hilfe an.

Dennoch entschließt er sich, seine Leidenschaft nach 45 Jahren aufzugeben – und damit auch die Firma Puppenbühne Bille, denn er war der letzte, der die seit 1776 bestehende Familientradition noch fortgeführt hat.

Leicht sei sein Job oft nicht gewesen. Im Gegenteil: Manchmal konnte es ziemlich stressig werden. Und auch die Erwartungen seien hoch. "Kinder sind sehr kritisch, viel kritischer als Erwachsene", erklärt Bille eine Schwierigkeit des Berufs. Dennoch ist es dem baldigen Rentner das wert. "Wir werden mit den Kinderlachen belohnt", sagt Bille. Die zeitliche Belastung allerdings sei enorm. "Der letzte Urlaub ist sieben Jahre her", betont Bille.

70 Puppen, mehr als 100 Kulissen und 20 Stücke

Unterwegs ist er nicht nur im Schwabenland sondern auch in Bayern, im Allgäu und in Frankfurt. Da bleibt wenig Zeit für ein ausgiebiges Familienleben. "Man braucht da schon eine Frau, die das mitmacht", weiß auch Bille. Und die hat er offensichtlich: Sie wartet nicht nur, bis ihr Mann zurückkommt von den Touren durchs Land, sondern hilft ihm auch, seine Stücke zu entwickeln.

Das kann einige Monate in Anspruch nehmen, wie Bille erzählt. "Die Stücke werden erst aufgeschrieben, auf Tonband gesprochen und dann zu Hause ausgetestet", schildert er die Entwicklung eines neuen Stückes. Seine Frau sei dabei eine große Hilfe. "Sie ist ein guter Kritiker", fügt Bille lächelnd hinzu.

Sein Repertoire ist groß: Mittlerweile kann der Schwenninger aus 70 Puppen, 100 bis 150 Kulissen und 20 Stücken wählen.

Dennoch schrieb er jedes Jahr ein neues Stück, speziell für die Sparkassen-Puppenbühne, auf der er auch diese Woche in Empfingen auftrat – und zwar zum letzten Mal in diesem Rahmen. Vier Monate spielt der 79-Jährige allerdings noch weiter, seinen endgültig letzten Auftritt wird er an Heiligabend haben.

Die Sparkasse war für Bille ein wichtiger Partner, immerhin liefen über sie knapp 90 Prozent seiner Veranstaltungen, schätzt der Künstler. Nicht nur für ihn birgt die Zusammenarbeit Vorteile. "Die Kinder sind die Kunden von morgen und so eine Veranstaltung bleibt ihnen dann vielleicht positiv in Erinnerung", erklärt Patrick Sautter von der Sparkasse in Empfingen.

Positiv in Erinnerung werden die Veranstaltungen dem Puppenspieler selbst auf jeden Fall bleiben. "Es hat immer Spaß gemacht", bestätigt er. Der Abschied fällt also nicht leicht. Umso größer ist die Freude darüber, dass seine 45-jährige Laufbahn mit einem Auftritt vor seinem favorisierten Publikum abgeschlossen wird: "Es war eigentlich immer schön, aber am Schönsten ist es an Heiligabend bei den Waisenkindern in Kempten. Es ist unvorstellbar, wie die sich freuen können."

Die immer präsenter werdende Technik scheint Bille jedoch nie zur Konkurrenz geworden zu sein. "Das Fernsehen macht uns nicht kaputt. Sobald die Kinder hier im Puppentheater sitzen, sind der Fernseher und das Tablet zu Hause vergessen." Wichtig sei ihm auch, dass er die Kinder in seinen Stücken miteinbezieht. So auch bei der Vorführung diese Woche. Das Stück namens "Die Drachenhöhle" erzählt von einer Reise ins fernöstliche China, die so manches Abenteuer mit sich bringt. Figuren wie Bello, der schlaue Hund, Seppel und das Kasperle kommen bei den Kindern gut an und helfen, sie zu unterhalten. "Die Stücke müssen immer spannend sein, damit es den Kindern nicht langweilig wird, aber sie dürfen nicht zu spannend sein, sonst bekommen die Kinder Angst", erklärt Bille die Problematik.

Auch wenn seine Puppen, das Herzstück seiner Arbeit sind, steht ihr Schicksal jetzt schon fest: "Alles wird in einem großen Feuer verbrannt", erklärt er die Tradition der Familie. Immer bevor ein Puppenspieler starb, hielt er in seinem Testament den Wunsch fest, die gesamte Sammlung zu verbrennen. Denn die Puppen dürfen von niemand anderem bespielt werden. Warum, weiß auch Bille nicht genau. "Das ist eben Tradition. Und da ich der Letzte bin, werde ich die auch fortsetzen."