Der ökumenische Gottesdienst findet auf dem ehemaligen Kindergartengelände in Wiesenstetten statt.Foto: Hellstern Foto: Schwarzwälder Bote

Ökumene: Evangelische und katholische Christen feiern in Wiesenstetten einen gemeinsamen Gottesdienst im Freien

Empfingen-Wiesenstetten. Eingeladen hatten die Evangelische Kirchengemeinde Empfingen und die Katholische Kirchengemeinde St. Stephanus Wiesenstetten am Sonntag zu einem Familiengottesdienst im Grünen.

Die idyllischen Plätze unter den riesigen schattenspendenden Linden mit Seitenblick auf den Kirchturm im weitläufigen ehemaligen Kindergartengelände in Wiesenstetten waren am sonnigwarmen Sonntagmorgen mit gebotenem Abstand coronakonform im Nu besetzt. Pfarrer Christof Gruber und Diakon Ewald Wurster freuten sich über die sehr zahlreichen bunt gemischten Gottesdienstbesucher beider Konfessionen aus allen drei Ortsteilen von Empfingen. Mehr als 70 Gläubige, darunter ganze Familien, betraten den "Laden der Wünsche", wie große Lettern neben dem Altar ankündigten und waren gespannt, was es damit auf sich hat! "Hier bist Du richtig, Du bist Gott wichtig", lautete der fröhliche musikalische Willkommensgruß, den Pfarrer Gruber mit viel Bewegung inszenierte. Der Funke sprang damit sofort auf die Gläubigen über.

Das Sonntagsevangelium berichtet von einem winzigkleinen Samenkorn, das eine ungeheure Kraft in sich trägt und zu einem Baum wächst. Kleine Ursache, große Wirkung, könnte man dieses Prinzip nennen. In seiner Ansprache verwendete Pfarrer Gruber einen Sonnenblumenkern anstelle des ursprünglich von Jesus benannten Senfkorns, das sich nach dem Säen zu einer Sonnenblume entwickelt, die unter anderem für Vögel und Menschen Nahrung bietet. In diesem Anfang liege alles drin, was sich nach und nach entwickelt. Auch in unseren Anfängen liege ganz viel Potenzial, in unseren Ideen, Gedanken, Gefühlen. "Nur Mut! Macht Ideen wahr! Pflanzt ein, setzt um", ermunterte Pfarrer Gruber. "Macht es einfach."

Zuerst die Samen

Die Geschichte vom "Laden der Wünsche", vorgetragen von Dorothea Pfundstein, zeigte auf, dass Menschen immer gleich die Früchte haben wollen. Dabei bekomme man von Jesus nur die Samen geschenkt. Das gemeinsam gesungene Lied vom Kleinen Senfkorn Hoffnung passte ideal.

Laura und Hanna trugen die Fürbitten vor, als Friedensgruß schenkten die Gläubigen einander ein freundliches Kopfnicken mit einem Lächeln hinter der Maske.

Fleißige Hände hatten Briefkuverts mit der Geschichte vom "Laden der Wünsche" bedruckt und mit Sonnenblumenkernen befüllt. Diese wurden an die Gottesdienstbesucher verteilt. Schmunzelnd bat Gruber die Menschen, diese drei Esslöffel Kerne überall zu säen. Unbedingt freut er sich über Fotos von daraus gewachsenen Sonnenblumen. Vor allem freut er sich auf die reifen Sonnenblumen mit vielen Kernen, die zum Erntedankgottesdienst am 10. Oktober mitgebracht werden könne.

Pfarrer Gruber und Diakon Wurster dankten allen am Gottesdienst mitwirkenden Kindern und Erwachsenen. Organist Denis Wiechert und Jasmin Dittmann begleiteten den Gottesdienst am E-Piano. Für den Ton sorgte Stefan Lachenmaier, der vor Ort von Finn Gruber vertreten wurde.

Im Juli 2010 feierten die katholischen und evangelischen Christen aus Empfingen, Wiesenstetten und Dommelsberg zum ersten Mal einen ökumenischen Gottesdienst im Grünen. Die damalige Pfarrerin Sylvia Unzeitig hatte in Diakon Ewald Wurster sofort einen Mitstreiter für ihre langgehegte Idee gefunden. Zwischenzeitlich ist dies bereits Tradition geworden, so der katholische rührige Diakon. Zusätzlich zu den alljährlichen Freiluftgottesdiensten, die meist von Wetterglück begleitet waren, feiern die Christen beider Konfessionen auch gemeinsame Erntedankgottesdienste, meist mitgestaltet von der Kinderkirche. Ein nicht mehr wegzudenkendes Miteinander und Erfolgsmodell. Nach Meinung von Ewald Wurster eine die katholischen und evangelischen Christen mehr, als sie trenne. Das Ziel allen ökumenischen Bemühens solle nicht eine große Einheitskirche sein, sondern vielmehr die "versöhnte Verschiedenheit" der Konfessionen. Das langjährige freundschaftliche, gemeinsame Wirken von Diakon Ewald Wurster und Pfarrer Christof Gruber sind das lebendige Beispiel hierfür.