Die Einrichtung einer Teilzeitstelle für Schulsozialarbeit an der Grundschule Besenfeld wurde vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet. Foto: © Kzenon – stock.adobe.com

Der Hilferuf im Seewalder Gemeinderat wurde erhört: Für das kommende Schuljahr soll eine Teilzeitstelle für die Schulsozialarbeit an der Grundschule in Besenfeld geschaffen werden.

Seewald-Besenfeld - Nachdem die Leitung der Grundschule auf die Verwaltung zugekommen war und im Bereich der Schulsozialarbeit dringenden Bedarf angemeldet hatte, stimmte der Gemeinderat Seewald in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für die Einrichtung dieser Stelle.

Bürgermeister Gerhard Müller begrüßte in der Sitzung Kerstin Güner, kommissarische Leiterin der Grundschule Besenfeld, die in einem Vortrag von der Notwendigkeit der Schulsozialarbeit berichtete. "Heutzutage ist die Schulsozialarbeit eher ein Qualitätsmerkmal einer Schule, und sie dient der Prävention", sagte Güner.

Probleme müssen mit Familie gelöst werden

An der Grundschule Besenfeld bestehe Handlungsbedarf, es gebe allerlei Probleme – und ein Schulsozialarbeiter hätte zu den Kindern und Eltern einen anderen Bezug als Lehrer. "Wir merken, dass wir an die Ursachen nicht herankommen, viele Probleme müssen mit der gesamten Familie gelöst werden", so Güner. Sie berichtete von Problemen im Bus, von unruhigen und zappeligen Kindern, aber auch von extrem ruhigen Schülern.

Feindseligkeiten unter den Eltern nehmen zu

"Die Eltern sind ähnlich hilflos wie wir Lehrer. Ich bin seit 20 Jahren Grundschullehrerin, aber aus meiner Sicht nimmt das Verhalten ein Ausmaß an, das ich nicht mehr fassen kann", sagte sie. Ihr und dem Kollegium sei es wichtig, jemanden an der Schule zu haben, der sich der Probleme annimmt und Beratung bietet.

"Wir brauchen ein Sozialtraining, das die Sozialkompetenz langfristig stärkt, und Personen, die einen Blick auf die persönliche Welt der Kinder haben", so Güner. Die Lehrer könnten das nicht leisten, diese müssten sich auf den Unterricht konzentrieren. Generell falle es auf, dass Feindseligkeiten auch unter den Eltern zunehmen, die Kinder keine Lernbereitschaft zeigten und vielen die Einordnung in die Gruppe schwerfalle, sagte Güner. Dies gelte aber natürlich nicht für alle Schüler.

Müller fragte nach der Situation an anderen Schulen. "Diese Probleme gibt es an allen Schulen", so Güner. Das bestätigte Gemeinderat Werner Kappler (Vereinigter Seewald): "Die Problematik wird immer extremer."

Gemeinderätin Ursula Wolf von der Frauenliste kannte als Schulleiterin in Freudenstadt die Probleme. "Je früher die Schulsozialarbeit eingeführt wird, desto besser. Wir sehen es an den fast erwachsenen Schülern, die mit nicht bewältigten Problemen zu uns kommen", betonte Wolf.

Stellenmarkt ist "leer gefegt"

Sie halte die Schulsozialarbeit für wichtig, da ein Schulsozialarbeiter eine neutrale Position einnehme. "Das Spannungsfeld, auf dem wir Lehrer agieren müssen, wird immer größer, ein früher Ansatz sei umso wichtiger", sagte sie. Wichtig ist es, das Konzept gemeinsam mit der Schulsozialarbeit auf die Bedürfnisse und Probleme der jeweiligen Schule abzustimmen. "Allerdings muss ich sagen: Der Stellenmarkt für Schulsozialarbeiter ist leer gefegt", berichtete Wolf.

Kämmerer Tobias Roller bestätigte dies und kündigte weitere Schritte seitens der Verwaltung an. Erste Kontakte habe man mit der Stiftung Eigen-Sinn in Freudenstadt gehabt. Es sei beabsichtigt, dass diese die Schulsozialarbeit quasi als Dienstleister übernehme.

Für 2022 werden rund 20 000 Euro eingeplant

Neben der Bereitstellung von Räumen für die Sozialarbeiter in der Grundschule sollen für das Haushaltsjahr 2022 Mittel in Höhe von rund 20 000 Euro für die Teilzeitstelle eingeplant werden. Mit weiteren Nebenkosten in Höhe von rund 2500 Euro muss zunächst gerechnet werden, allerdings soll auch die Möglichkeit von Fördermitteln geprüft werden.

Für Seewald bräuchte es wohl eine 20- bis 25-Prozent-Stelle. Bürgermeister Gerhard Müller stimmte zu, dass man in Besenfeld wohl nicht um Schulsozialarbeit herumkomme. Er wünsche sich dann aber, dass die Fachkraft bei der Stiftung angestellt wird – und nicht bei der Gemeinde Seewald.