Trost in der Familie: Christiane Paul (li.) und Paraschiva Dragus in "Eltern". Foto: DCM

Wohltuend klischeefrei: Die deutsche Tragikomödie „Eltern“ beschreibt die Höhen und Tiefen des Elternseins.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Eltern"

Stuttgart - Konrad (Charly Hübner) ist als Vater ein Naturtalent, so souverän, fantasievoll und sensibel im Umgang mit seinen beiden Töchtern, dass seine Frau Christine (Christiane Paul) von anderen Müttern beneidet wird. Während sie nach der Geburt ihrer Kinder ihre Karriere als Klinikärztin vorangetrieben hat, verzichtete Theaterregisseur Konrad und kümmerte sich allein um die Erziehung – eine gut funktionierende Aufteilung.

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Bis Konrad das Angebot bekommt, ein Stück zu inszenieren, und sich diese Chance nicht entgehen lassen möchte. Ein argentinisches Au-pair-Mädchen soll her, doch die 18-Jährige entpuppt sich als Total-Ausfall. Und weil auch noch Herbstferien sind, gerät das fein austarierte System ins Wanken, und die Beziehung der Eltern zeigt Risse.

Elternsein ist ein Full-Time-Job, oft geprägt von Chaos und der Notwendigkeit, improvisieren zu können – nicht gerade eine neue Erkenntnis, aber selten so authentisch, klischeefrei und bisweilen humorvoll umgesetzt wie hier von Robert Thalheim. Nicht die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau erscheint hier als Problem, sondern ganz grundsätzlich eine klare Aufteilung von Ernährer- und Erzieher-Rolle, denn in beiden Fällen droht Frustration wegen zurückgestellter Bedürfnisse.

Sowohl Hübner als auch Paul gelingt es sehr pointiert, zwei mit ihren Bedürfnissen hadernde Charaktere darzustellen: Während Konrad auf einmal mit übertriebenem Egoismus seine berufliche Selbstverwirklichung einfordert, verzweifelt Christine fast daran, dass sie zu ihren Töchtern, um die sie sich nun verstärkt kümmern muss, kaum Zugang hat – sie sind völlig auf den Vater fixiert. Weitere interessante Facetten bekommt der Film, weil auch die zehnjährige Käthe und die fünfjährige Emma differenziert gezeichnet sind in ihren unterschiedlichen Temperamenten und Bedürfnissen, die Paraschiva Dragus und Emilia Pieske bemerkenswert herausarbeiten.

Gegen Ende erlaubt sich „Eltern“ einige übertrieben dramatische Wendungen zu viel, der Schluss indes bleibt – zum Glück – offen und die Moralkeule im Schrank. Auch dies eher selten im deutschen Film.

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