Ein Elektro-Smart von Daimler. Foto: dpa

Bis 2015 fließen 50 Millionen Euro in E-Autos und die nötige Forschung sowie Infrastruktur.

Stuttgart - Noch überwiegt Skepsis gegenüber der neuen Technologie: Von Januar bis November 2011 wurden in Deutschland gerade 1800 Elektroautos neu zugelassen, davon lediglich 100 von Privatpersonen. Will Deutschland wie von Bundeskanzlerin Angela Merkel verordnet bis 2020 Leitanbieter für E-Mobilität werden und bis dahin eine Million strombetriebene Fahrzeuge auf den Straßen haben, müssen deutlich mehr Kunden für die Antriebstechnologie begeistert werden.

Das unterstützt der Bund, indem er drei Jahre drei bis fünf Großprojekte zur Elektromobilität mit insgesamt 180 Millionen Euro unterstützt. Bis Mitte Januar können sich Regionen deutschlandweit um Geld aus dem „Schaufenster Elektromobilität“ genannten Fördertopf bewerben.

Großteil des Geldes fließt in Forschung

Baden-Württemberg als Erfinderland des Automobils tritt ebenfalls an, erste Details der Projekte vor Ort haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Staatsministerin Silke Krebs der Öffentlichkeit vorgestellt. Demnach investiert das Land in den kommenden vier Jahren 50 Millionen Euro in Elektromobilität, der größte Teil fließt mit 30 Millionen in die Forschung. Von weiteren elf Millionen Euro sollen Elektrofahrzeuge für den landeseigenen Fuhrpark erworben sowie das Daimler-Carsharingmodell Car2go in der Landeshauptstadt unterstützt werden. Dieses umfasst bis in zwei Jahren 500 strombetriebene Smart zur Kurzzeitmiete.

Der Fuhrpark soll mit diversen Elektrofahrzeugen vom strombetriebenen Roller bis zum Elektrolieferwagen oder Hybridbus aufgestockt werden. Vier Millionen Euro ist dem Land eine Wasserstoff-Infrastruktur wert, für drei Millionen können sich kleine und mittelgroße Unternehmen über die neue Technologie beraten lassen. Im Mittleren Neckarraum schließlich werden verschiedene Verkehrsträger miteinander vernetzt und zum Beispiel neue Lade- und Bezahlsysteme erprobt.

Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 schwer erreichbar

„Möglichst viele Bürger sollen Gelegenheit bekommen, ein Elektromobil zu fahren“, nennt Krebs das wichtigste Projektziel. Denn: „Wer selbst schon Elektroauto gefahren oder mitgefahren ist, ist von der neuen Technologie begeistert.“ Damit ist er zugleich ein potenzieller Kunde. Obwohl Mobilitätsexperten nicht mehr daran glauben, dass eine Million E-Autos bis 2020 zu schaffen sind, zeigt sich Krebs nach wie vor zuversichtlich. „Dafür wollen wir einen möglichst hohen baden-württembergischen Beitrag leisten.“ Kretschmann betont, das Land brauche „Elektromobilität zum Anfassen“. Dafür seien 50 Millionen Euro Fördersumme „in Zeiten der Haushaltskonsolidierung ein enormer Beitrag“.

Zugleich ist die Landesinitiative der erste Schritt für die Bewerbung zum „Schaufenster Elektromobilität“. Um diese zu gewinnen, hat Grün-Rot einen Projektrat ins Leben gerufen, der mit Vertretern aus Autoherstellern und Zulieferern, aus Forschungseinrichtungen und aus den beteiligten Landesministerien besetzt ist. Punkten kann Baden-Württemberg laut Krebs insbesondere mit der Kombination aus einer „starken Fahrzeugindustrie, einer starken Forschung“ sowie praxisnahen Anwendungen. „Da machen uns andere Bundesländer nichts vor“, erklärt die Staatsministerin. Trotzdem gewinne man den Wettbewerb „nicht mit links“.

Konkurrenz aus Niedersachsen

Ob das Land Fördergeld vom Bund erhält, entscheidet sich voraussichtlich im März. Die Konkurrenz ist groß: Niedersachsen beteiligt sich mit einer Kooperation aus Land, der Metropolregion von Göttingen bis Hannover und Volkswagen an der Ausschreibung, Nordrhein-Westfalen tritt gleich mit zwei Projekten an. Bayern und Sachsen bewerben sich gemeinsam, mit dabei ist natürlich BMW. Gemeinsam investieren die Bundesländer 115 Millionen in Elektromobilität, mehr als doppelt so viel wie der Südwesten.

Berlin will gar der bundesweit führende Produktionsstandort der Branche werden, dafür sieht sich die Bundeshauptstadt ebenso wie der Südwesten durch die dort ansässigen Firmen und Forschungseinrichtungen bestens geeignet. Tatsächlich beschäftigen sich in Berlin eine ganze Reihe von Firmen mit Elektromobilität – einschließlich des Stuttgarter Daimler-Konzerns, der in seinem Berliner Werk demnächst einen E-Motor in Serie fertigt.