Christof Kreutzer Foto: Michael Kienzler

Eishockey: Neuer Sportdirektor eigentlich nie ratlos. "Ohne Zuschauereinnahmen können wir nicht existieren". Mit Video

Noch war keine Zeit, den Namenszug von Christof Kreutzer auf dem vorgesehenen Schild vor dem Büro des Schwenninger Sportmanagers in der Helios-Arena anzubringen. Im Zimmer neben den Spielerparkplätzen hat der 53-Jährige dafür immer die bisherigen Kader der DEL-Kontrahenten im Blick – von Augsburg bis Wolfsburg. Der Laptop ist aufgeklappt, das Telefon klingelt regelmäßig. Immer wieder klopft ein Spieler der Wild Wings an, hat eine Frage. Kreutzer nahm sich gut eine Stunde Zeit, um unsere Satzanfänge zu vervollständigen. Von A bis Z.

A wie Amtsantritt

Das Beste am 1. Mai war , "dass ich dann auch offiziell in Schwenningen angefangen habe. Ich hatte aber ja auch schon zuvor viel für die Wild Wings gemacht. Und das Wetter war damals auch gut."

B wie Bad Nauheim

Die beiden Jahren in Bad Nauheim waren "für mich sehr lehrreich, man lernt ja in jedem Alter viel dazu. Für mich war es wichtig, auch einmal zu sehen, wie in der DEL2 gearbeitet wird."

C wie Corona-Pandemie

Der Virus ist für das deutsche Eishockey eine reale Gefahr, "weil es um unsere Existenz geht. Jeder Eishockey-Verein kämpft um das Überleben. Da sind wir aber natürlich derzeit nicht alleine, der Virus hat die ganze Welt gebeutelt. Unsere Generation hat so etwas noch nie erlebt. Ich glaube aber, dass wir in Deutschland gemerkt haben, dass wir gut aufgestellt sind. Der Lockdown war meiner Meinung nach notwendig. Es geht nun um den Wiederaufbau. Jeder muss an einem Strang ziehen. Auch wir im Sport sind gefordert, Maßnahmen zu treffen, damit wir als Branche überleben können."

D wie Düsseldorf

Die Düsseldorfer EG bedeutet "mir viel. Die DEG ist mein Heimatverein. Das wird er auch immer bleiben. Meine Frau und ich fühlen uns aber hier in Villingen-Schwenningen schon sehr wohl, gerade die Landschaft hat es uns angetan. Und klar ist, dass ich gerade wegen meiner Vergangenheit mit den Schwenninger Wild Wings in jedem Spiel gegen die DEG drei Punkte holen will."

E wie Essen

Wenn "ich in ein Restaurant gehe, dann sollte Wiener Schnitzel auf der Speisekarte stehen. Es gibt aber nicht viele Dinge, die ich nicht mag. Zusammen mit meiner Frau habe ich mir vorgenommen, die schwäbische und auch die badische Küche besser kennenzulernen. Also Maultaschen, Spätzle und Co."

F wie Freiburg

Die Wölfe (DEL2) sind der perfekte Kooperationspartner der Wild Wings, weil "die räumliche Nähe gegeben ist. Da sind wir flexibel in Sachen Spielertausch oder Trainingsmaßnahmen. Zudem verfügt Freiburg mit Peter Russell über einen Trainer, der auch junge Spieler einsetzt und fördert. Dies ist für mich auch ausschlaggebend."

G wie Gehaltsverzicht

Es ist gerechtfertigt, dass die DEL-Klubs nur eine Lizenz erhalten, wenn die Spieler vorerst auf 25 Prozent des Gehalts verzichten, "weil jeder Beteiligte seinen Teil dazu beitragen muss, wenn wir überleben möchten. Es nützt keinem Klub etwas, wenn dies nur vier oder fünf Teams schaffen. Natürlich kommt es auf die Form an. Wenn ich in der Wirtschaft herumfrage, wird gesagt, dass unser Weg sehr fair sei. Andere haben nicht die Chance, am Ende des Jahres wieder auf 100 Prozent des Gehaltes zu kommen. Die Liga hat versucht, eine faire Lösung zu finden. Natürlich verzichtet keiner gerne auf Geld. Ich hätte mir aber gewünscht, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine schnellere Entscheidung finden und nicht alles so breitgetreten wird. Dies hätte allen geholfen. Ich war in den 90er Jahren ein Gründungsmitglied der damaligen Spielergewerkschaft. Jetzt ist aber nicht der Zeitpunkt gegeben, um über eine neue Gewerkschaft zu reden. Derzeit könnte dann vieles auseinanderbrechen. Die Spieler sollten sich dies aber für die Zukunft überlegen. Wenn es später zu einer Gründung kommt, dann sollten sich die Spieler auch gut aufstellen. Es geht nun darum, dass eben jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass die Liga und das Eishockey bestehen bleiben."

H wie Helios-Arena

Die Schwenninger Eishalle wird in der neuen Saison zu einer Festung, "weil die neue Arena gigantisch wird. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich in die Halle komme. Es wird unglaublich, wenn die Zuschauer praktisch von der Plexiglasscheibe aus die Spiele sehen können. Wir sind dann der einzige Verein in Deutschland, der zwei Eisbahnen mit der kleineren NHL-Eisfläche besitzt. Das wird so richtig Spaß machen. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf die Fertigstellung."

I wie Instagram und Co.

Die sozialen Medien werden auch für einen Eishockey-Profiverein wie die Wild Wings immer wichtiger, "weil es einfach eine Sache der Zeit ist. Das wird immer mehr genutzt, gerade von den jüngeren Generationen. Da muss man gut aufgestellt sein. Ich denke, dass wir auch da auf einem sehr guten Weg sind."

J wie junge Spieler

Die Wild Wings werden auch in Zukunft auf viele junge Spieler setzen, "weil ich ein großer Freund davon bin, deutschen Talenten eine Chance zu geben. Natürlich müssen wir gute deutsche Spieler finden und bekommen – am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs. Einige haben wir zum Glück ja schon. Diesen Weg müssen wir weitergehen. Insgesamt geht es aber um den richtigen Mix. Wir wollen Erfolg haben. Darum geht es."

K wie Krefeld

Eine Reise in meine Geburtsstadt Krefeld lohnt sich, "weil Eishockey auch in Krefeld Spaß macht. Krefeld war für mich aber auch immer einer der ärgsten Kontrahenten. Und das ist noch immer so."

L wie Petri Liimatainen

Der Nachfolger des bisherigen Co-Trainers wird "vor allem auch von Cheftrainer Niklas Sundblad mitbestimmt. Er ist seine Vertrauensperson Nummer 1. Wir sind natürlich dabei, einen neuen Co-Trainer zu finden. Wir sind guter Dinge, dass es schnell geht. Natürlich müssen wir aber auch abwarten, wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln . "

M wie Musik

Wenn "ich einmal abschalten will, höre ich am liebsten Supertramp, Phil Collins oder Queen".

N wie Niklas Sundblad

Der Schwede ist der richtige Coach der Wild Wings für die neue Runde, "weil er ein Trainer ist, der viel Wert auf die körperliche Fitness legt. Er liebt das Spiel mit schnellen Spielern, was uns auf der kleineren Eisfläche Vorteile bringen sollte. Niklas ist hart und gerecht zu den Spielern. So sollte es meiner Meinung nach auch sein. Ich denke, dass er aufgrund seiner Erfahrung viel aus dem Team herausholen wird."

O wie Optimismus

Die neue Runde in der DEL beginnt hoffentlich am 18. September, weil ich zuversichtlich bin, dass sich in Sachen Infektionen weiter alles beruhigt. Ich kann natürlich nicht sagen, dass wir dann spielen, weil ein Impfstoff gefunden ist. Ich denke aber, dass Zuschauer Spiele mit der notwendigen Disziplin angehen werden."

P wie Play-offs

Die Schwenninger Wild Wings schaffen es in die Play-offs, "weil die Mannschaft, die wir hier neu bauen, einen größeren Siegeswillen haben wird. Dafür stehen der Trainer und ich. Ich liebe einfach das Gefühl des Gewinnens, das müssen wir alle verkörpern. Dazu zähle ich auch die Fans und das ganze Umfeld. Ich könnte natürlich mehr dazu sagen, wenn der komplette Kader schon bekannt wäre. Unser Ziel muss es auf jeden Fall sein, um die Play-offs mitzuspielen."

Q wie Jamie MacQueen

Der Vertrag mit dem Stürmer ist noch nicht aufgelöst, "weil es eine schwierige Situation für beide Seiten ist".

R wie ratlos

Etwas ratlos war "ich in den vergangenen Wochen nie, weil immer eine neue Türe aufgeht".

S wie Schwenningen

Schwenningen wird in der neuen Runde für ein Eishockey stehen, dass "allen Spaß macht. Spaß ist die beste Medizin, um erfolgreich zu sein – und um vielleicht diese Corona-Krise zu vergessen."

T wie Transfers

Noch ist der Kader nicht komplett, "weil wir noch so drei Verteidiger und vier Stürmer. brauchen. Der endgültige Kader sollte spätestens feststehen, wenn wir wieder vollumfänglich aufs Eis gehen werden – also so sechs Wochen vor dem Rundenstart."

U wie Unsicherheit

Die Corona-Pandemie "hat auch mich verunsichert, weil man nicht wusste, wohin die Reise geht. Und dies nicht nur in Sachen Job oder Geld. Man wusste ja zum Beispiel nicht, was der Virus für Kinder bedeutet. Vieles war einfach nicht greifbar. Dies ist aber normal, wenn es eine neue Krankheit gibt."

V wie Vollvisier

Dieses ist weiter eine Option, "weil es daran nicht scheitern dürfte, dass wir spielen. Es kommt aber darauf an, ob dies wirklich Sinn macht. Fußballer spielen ja auch nicht mit einer Maske."

W wie Wein

Wenn mir jemand ein Glas Wein reicht, dann "trinke ich es natürlich auch aus. Wobei ich einen roten Wein bevorzugen würde."

X wie x-Mal

In der jüngsten Vergangenheit habe "ich x-Mal darüber nachgedacht, wann ich aufgrund der Corona-Krise endlich so arbeiten kann, wie ich es mir vorgenommen hatte."

Y wie Dylan Yeo und Co.

Die Spieler des bisherigen Kaders werden sich in der neuen Runde im Vergleich zur vorherigen Saison steigern, "weil vom Trainer und mir der Anspruch ganz hoch ist. Ich werde nicht dulden, dass ein Spieler nicht mitzieht. Wir wollen erfolgreich sein. Wenn dies ein Spieler nicht verkörpert, dann hat er bei den Wild Wings nichts verloren."

Z wie Zuschauer

Die DEL-Saison wird nur mit Zuschauern beginnen können, "weil die Fans eine der Haupteinnahmequellen sind. Ohne Zuschauereinnahmen können wir nicht existieren."   

Die Stichworte gab Gunter Wiedemann.

Zur Person

Christof Kreutzer

Der 53-Jährige spielte als Verteidiger in seiner aktiven Karriere fast ausschließlich für die Düsseldorfer EG. Er durfte mit den Rheinländern von 1990 bis 1993 vier Meisterschaften in der Eishockey Bundesliga sowie den DEL-Meistertitel in der Saison 1995/96 feiern. Nach Trainerstationen in den diversen Jugendmannschaften der Düsseldorfer wechselte er ab der Spielzeit 2012/13 als Assistenztrainer in den Profibereich. Zwei Jahre später übernahm er als Cheftrainer die Mannschaft und hatte gleichzeitig das Amt des Sportmanagers inne.

In den vergangenen beiden Jahren war der gebürtige Krefelder als Cheftrainer für den EC Bad Nauheim (DEL2) verantwortlich. Kreutzer führte das Team zunächst ins Viertelfinale der DEL2. In der Spielzeit 2019/20 verpasste Bad Nauheim als Tabellensiebter knapp den direkten Einzug in die Play-offs. In den Pre-Play-offs kam nach zwei Niederlagen gegen Dresden das Aus.
Anfang Januar wurde bekannt, dass Kreutzer im Mai in Schwenningen die Nachfolge von Sportmanager Jürgen Rumrich antreten wird.