Dustin Strahlmeier Foto: Eibner

Eishockey: Dustin Strahlmeier im Interview über seine DEL-Trophäe und sein neues "Wohnzimmer".

Freitagmittag in der Helios-Arena. Nach der Eiseinheit laufen die Spieler der Wild Wings noch im Schwenninger Moos – oder sie schwitzen im Kraftraum. Torhüter Dustin Strahlmeier hat sich für das Stemmen der Gewichte entschieden. Unübersehbar ist, wie wohl sich der 26-Jährige in seinem dritten Jahr bei den Wild Wings fühlt. Doch nicht nur mit diesen hat er große Ziele.

Herr Strahlmeier, nach der vergangenen Saison wurden Sie zum besten DEL-Torhüter ausgezeichnet. Wo steht denn die schmucke Trophäe inzwischen?

(lacht). Als ich meine Eltern nach der Ehrung in Gelsenkirchen besucht habe, haben sie sich den Pokal geschnappt und im Wohnzimmer – nicht zu übersehen – in den Schrank gestellt. Ich habe nicht mehr dagegen protestiert. Es ist schön, diesen Pokal immer wieder bei meinen Besuchen zu sehen. Diese Auszeichnung war für mich schon etwas ganz Besonderes.

"Wohnzimmer" ist ein gutes Stichwort. So bezeichnen Sie auch gewöhnlich Ihren Torraum. Ihr "Wohnzimmer" ist aber nach den neuen Regeln nun etwas kleiner geworden. Wie groß ist für Sie die Umstellung?

Am Anfang war diese schon groß, denn wir Torhüter brauchen ja nun neue Orientierungspunkte im Stellungsspiel. Inzwischen ist aber der veränderte Torraum für mich kein Problem mehr. Mit dieser Neuigkeit gibt es sicherlich noch mehr Verkehr vor dem Tor (schmunzelt). Aber dies mag ich ja auch.

Wie groß war im Nachhinein die Enttäuschung, im Mai nicht bei der WM in Dänemark dabei zu sein?

Auch wenn mir Bundestrainer Marco Sturm ausführlich seine Beweggründe erklärt hat, so war die Enttäuschung im ersten Moment schon sehr groß. Ich wollte auch einige Wochen über das Thema gar nicht mehr sprechen. Man macht ja nicht eine knapp dreiwöchige Vorbereitung beim Nationalteam mit, um die Jungs vielleicht dort besser kennenzulernen. Eines meiner großen Ziele ist es natürlich, bei der kommenden WM dabei zu sein.

Mit der Nominierung für die WM-Vorbereitung fiel Ihr geplanter Australien-Trip aus.

Das stimmt. Gefühlt hatte ich somit gar keinen richtigen Sommerurlaub, abgesehen von einem verlängerten Wochenende an der holländischen Nordsee.

Wie haben Sie sich dann persönlich auf die neue Eiszeit vorbereitet?

Wie in jedem Sommer in einem großen Fitness-Studio in Dortmund. Marc El-Sayed und Dominik Bittner haben dort auch phasenweise mit mir trainiert.

Wie sind Ihre Eindrücke von der Mannschaft nach den ersten drei Wochen Vorbereitung?

Ich denke, dass wir in der Vorbereitung bislang im Soll sind. Die neuen Spieler sind gute Typen, die gut ins Team passen und uns weiterhelfen werden. Philip McRae ist auch eine sehr gute neue Option für die Special-Teams, Ville Korhonen entwickelt vorne viel Durchschlagskraft, Rikard Burkards ist ein schneller und spritziger Stürmer. Julian Kornelli besitzt gute Perspektiven und wird bei uns dazulernen.

Wohin kann es für die Wild Wings in der neuen Saison gehen?

Das Erreichen der Play-offs steht für uns wieder als erstes Ziel. Allerdings haben sich die Mannschaften in der DEL, die vermeintlich mit uns auf Augenhöhe sind, auch verstärkt. Wir müssen einfach wieder Schritt für Schritt denken.

Sie haben im Vorjahr eine fantastische Saison gespielt. Wie wollen Sie die Messlatte nun für sich höher legen?

Ich möchte immer besser werden, dies steht über allem. Natürlich habe ich mich sehr über die vergangene Saison gefreut, doch es geht nun wieder bei Null los. Es gibt noch genügend Dinge, die ich in meinem Spiel verbessern kann. Zusammen mit unserem Torhütertrainer Ilpo Kauhanen analysiere ich jedes Spiel, jede Sequenz. Vor allem werde ich mir selbst in der neuen Saison keinen unnötigen Druck aufbauen, sondern einfach versuchen, weiterhin einen guten Job zu machen.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Marco Wölfl?

Das ist wirklich – auf und neben dem Eis – sehr gut. Wir helfen uns gegenseitig. Natürlich kämpft er um die Nummer 1, aber es ist ein sehr fairer und angenehmer Konkurrenzkampf. Unsere Konstellation in Schwenningen zeigt doch, dass es auch mit einem deutschen Torhüter-Duo in der DEL gehen kann.

Was alles an spielerischen Verbesserungen wünschen Sie sich bei Ihrem Team in der neuen Saison?

Auf jeden Fall müssen wir effektiver im Überzahlspiel werden. Dann werden zukünftig vielleicht noch mehr enge Spiele an uns gehen. In der Defensive wäre es wichtig, dass wir noch mehr aktiv bei Scheibenbesitz des Gegners in unserem eigenen Drittel werden. Dies bedeutet, klug den Gegner daran zu hindern, in die gefährlichen Zonen vor unserem Tor zu kommen.

Wie heimisch fühlen Sie sich als ein Kind des Ruhrgebiets nun seit zwei Jahren in Schwenningen?

Es gefällt mir sehr hier. Eine Stadt in der Größenordnung wie Schwenningen kommt mir sehr entgegen. Die Wege sind kurz, gerade wenn wir Spieler uns gegenseitig privat mal treffen. Ich habe inzwischen einen tollen Freundeskreis und fühle mich sehr wohl.

Sie haben noch ein Jahr Vertrag bei den Wild Wings, waren aber in der Liga schon sehr gefragt. Wie sehen Ihre mittelfristigen Pläne und Ziele – ja auch Träume – aus?

Insgesamt schaue ich nie so weit nach vorne. Es ist überhaupt nicht gesagt, dass dies meine letzte Saison in Schwenningen ist, weil sich bei den Wild Wings etwas Gutes entwickelt. Natürlich möchte ich eines Tages auch mal DEL-Champion sein. Wie bereits gesagt würde ich gerne bald fest zum Nationalteam gehören. In der NHL eines Tages zu spielen, ist natürlich ein großer Traum.

Der Ball in der Fußball-Bundesliga rollt wieder. Was traut der Schalke-Fan seinem Team in der neuen Saison denn zu?

Also, sie sollten sich auf jeden Fall noch verstärken, ansonsten könnte der Kader für die Champions League und die Bundesliga zu klein sein. Insgesamt sehe ich Schalke auf einem guten Weg in die Zukunft, allerdings muss man Trainer Domenico Tedesco und der Mannschaft auch die Zeit für die Entwicklung lassen. In den vergangenen Jahren hatte man auf Schalke nicht gerade wirklich viel Geduld.