Der Mast wurde kontrolliert zum Fallen gebracht. Foto: © Netze BW GmbH

Dem Drama um einen absturzgefährdeten Strommast über dem Haigerlocher Steinbruch am Butzengraben setzte die Netze BW jetzt selbst ein Ende. Am Sonntag gegen 9.30 Uhr ließ sie den Mast kontrolliert in die Tiefe stürzen - wir haben ein Video der Abrissmaßnahmen.

Haigerloch - "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" – vielleicht ist den Netze-BW-Fachleuten diese alte Binsenweisheit durch den Kopf geschossen, als sie zum Wochenende hin ihre Entscheidung getroffen haben.

Wie bereits berichtet, war der gut 30 Meter hohe Mast akut absturzgefährdet, nachdem am Allerheiligen-Wochenende direkt darunter ein Stück Fels am von der Firma Schneider betriebenen Steinbruch abgegangenen war. Rund 120 bis 150 Kubikmeter Gestein, so schätzt Geschäftsführer Simon Schneider, dürften nach unten abgebrochen sein. Die Stelle ähnelte danach einem Trichter oder einer Sanduhr. Sofort als der Felsabgang bemerkt wurde, meldete es die Firma Schneider der Netze-BW-Störstelle.

Der Fachleute eilten rasch vor Ort und sahen gleich, dass die im Felsen wohnenden Kräfte eine höchst gefährliche Situation erzeugt hatten. Der hoch über dem Steinbruch thronende Mast hatte nach dem Steinschlag nämlich nicht mehr 20 Meter Abstand zur Felskante sondern nur noch wenige Meter.

Die Gefahr, dass der Mast umkippt, war sehr realistisch und wenn das passiert wäre, dann hätte das eine Kettenreaktion ausgelöst und mehrere Tragemasten in Richtung Bittelbronn oder auch einen in Richtung Karlstal mit umgerissen. Das wäre der Super-Gau gewesen und hätte hohen Sachschaden verursacht.

Sprengung kam nicht in Frage

Also arbeiteten gut 40 Netze-BW Leute nach Allerheiligen mit Hochdruck daran, die Masten zu sichern und die Stromversorgung einer ganzen Region über weiträumige Umleitungen weiter zu gewährleisten.

Zwar war der Strom auf der Leitungstrasse – sie führt von Empfingen her über den Steinbruch im Butzengraben nach Trillfingen und Engstlatt – schon am Donnerstag abgeschaltet worden, doch die Gefahr, dass der Mast umstürzen könnte, bestand natürlich weiterhin.

Also entschied sich die Netze BW dazu, nicht darauf zu warten, bis dieser Fall eintritt, sondern den Mast selbst kontrolliert zu Fall zu bringen. Das übernahm die auf Anlagen- und Leitungsbau spezialisierte Firma Cteam aus Ummendorf bei Biberach.

Zunächst war anscheinend sogar eine Sprengung des Mastes im Gespräch, doch diese Variante schied aus Sicherheitsgründen aus, wie Andreas Mannchen vom Netzbetrieb Zollern-Alb der Netze BW unserer Zeitung bestätigte.

Behelfsmasten sollen errichtet werden

Also entschied man sich dazu, den Stahlmasten mit seinen gut 50 Tonnen Eigengewicht unten anzuflexen und kontrolliert nach unten in den Steinbruch zu ziehen. Die Vorbereitungen dafür liefen am frühen Sonntagmorgen an und gegen 9.30 Uhr machte es ein paar knarrende Geräusche, der Koloss aus Stahl neigte sich und lag wenige Sekunden und eine Staubwolke später etwa 50 Meter tiefer im Steinbruch.

Das Ende einer aufregenden Woche und der Beginn von viel Arbeit, denn schon in dieser Woche wird das Cteam mit Schwertransportern anrollen und am selben Standort aber deutlich weiter weg von der Steinbruch-Felskante zwei Behelfsmasten aufbauen, über welche die 110 KV- und 20 kV-Stromleitungen zumindest über den Winter provisorisch gelegt werden.

Steinbruch-Geschäftsführung unterstützt Maßnahmen

Damit die großen Lastwagen die Baustelle unbehindert anfahren können, wurden in Weildorf schon gestern in der Ortsdurchfahrt und in der Theresienstraße entsprechende Parkverbotsschilder aufgestellt. "Damit die großen Transporte durchkommen, ist es notwendig, dass die Straßen nicht von Autos zugeparkt sind", bittet Weildorfs Ortsvorsteher Armin Hipp um Verständnis für diese Maßnahme.

Die Straßensperrungen im Karlstal und bei Weildorf, die für viel Irritationen gesorgt hatten, konnten bereits im Laufe des Samstags und des Sonntags aufgehoben werden. Mit welcher Engelsgeduld die eingesetzten Mitarbeiter der Firma Security Wolf an den Absperrungen bei Weildorf und Bittelbronn den ratlosen und zum Teil verärgerten Verkehrsteilnehmern die Situation erklärten, war bewundernswert.

Derweil soll der Betrieb des Steinbruchs normal weiterlaufen. "Wir haben keine Beeinträchtigungen, die Arbeiten der Netze BW unterstützen wir vollumfänglich", betont Geschäftsführer Simon Schneider.