Tradition in modernem Ambiente: Mit dem Zerschneiden des Bandes gilt das neue Gebäude als eröffnet. Auch Minister Manfred Lucha (Vierter von links) griff zur Schere. Foto: Fritsch

Von einem "großen Meilenstein" und einem "Flaggschiff, das in die Zukunft segelt" war bei der Einweihung des neuen Bettenhauses für die Nagolder Kliniken die Rede. Sozial- und Gesundheitsminister Manfred Lucha sprach in seinem Grußwort von einem "überzeugenden Konzept".

Nagold - 115 Millionen Euro sind als Gesamtinvestition für die Generalsanierung und Modernisierung der Nagolder Kliniken veranschlagt – von denen rund 50 Millionen Euro auf das neue viergeschossige Bettenhaus entfallen. In gut einjähriger Bauzeit ist der Erweiterungsbau entstanden. Im nächsten Schritt folgen nun die Modernisierung und Erweiterung der Intensivstation, die Modernisierung der Operationssäle, die Sanierung der bestehenden Patientenzimmer sowie der Bau eines neuen Medizinischen Versorgungszentrums.

"Optimale Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter"

Als Kaufmännischer Geschäftsführer im Klinikverbund Südwest freute sich Martin Loydl, zahlreiche prominente Gäste bei der Einweihung begrüßen zu können. Doch bilde das Bettenhaus eben auch ein Herzstück der Modernisierungsmaßnahmen in Nagold. Martin Loydl sprach von wegweisenden Patientenzimmern mit einem Höchstmaß an Komfort – und einer herausragenden Aussicht. Gleichzeitig seien hier auch optimale Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter geschaffen worden.

Landrat Helmut Riegger legte den Fokus auf die Neuordnung der Krankenhäuser mit einer völlig neuen Medizinstruktur im Klinikverbund – in der die Nagolder Kliniken als Schwerpunkt-Krankenhaus ausgebaut werden. Mit dem Neubau des Bettenhauses sei nun ein erster Schritt erfolgt, machte Helmut Riegger deutlich, dass die Pandemie gezeigt habe, dass die Krankenhausbetten im ländlichen Raum "dringend gebraucht werden". Zudem habe der Landkreis in Sachen Patientenversorgung Wort gehalten, wobei der Calwer Landrat auch die "persönliche und politische Unterstützung" des Ministers für Soziales, Gesundheit und Integration nicht unerwähnt ließ. "Dieses Haus trägt die Handschrift des Ministers", erklärte Helmut Riegger, der Manfred Lucha anschließend einen "Notfallkoffer" mit allerlei Landkreisprodukten überreichte.

Zudem erinnerte er an den Anstoß aus dem Kreis der engagierten Chefärzte, der seinerzeit "das entscheidende Signal" für eine Neuordnung war. So sei nun ein sehr gut geplanter Bau entstanden, der im Zeitplan und weitgehend im Kostenrahmen realisiert werden konnte – "was heute nicht mehr selbstverständlich ist". Dabei sprach der Landrat auch von einem neuen Kapitel für die Patientenversorgung.

Mit den Worten "wir schließen keine Krankenhäuser, sondern nicht bedarfsgerechte Kliniken schließen sich von selbst", leitete Minister Manfred Lucha sein Grußwort ein. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass sich durch die Pandemie der Trend verstärkt habe, dass die stationären Aufnahmen und die Verweildauer zurückgehen – während die multidisziplinäre Versorgung und Pflege zunehmen. Vor diesem Hintergrund könne man sich "Fehlallokationen" im Krankenhausbereich nicht erlauben, und Manfred Lucha betonte: "Wir brauchen am richtigen Ort das richtige Angebot". Mit Blick auf die Investitionen im Kreis Calw hin zu einem Krankenhaus mit zwei Standorten sprach der Minister von einem "überzeugenden Konzept, dass sich durchsetzen wird". Mit so einem "Leuchtturm" für die medizinische Versorgung im Kreis Calw müsse man den Menschen zudem zeigen, dass sie von diesem Projekt profitieren.

"Das ist mit Abstand das Krankenhaus mit dem schönsten Ausblick im Klinikverbund", stellte der Böblinger Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende Roland Bernhard fest. Die mutige Investition sei nicht selbstverständlich, doch setze der Klinikverbund auf eine gute Zukunft der dezentralen Standorte – und darauf, die Krankenhäuser fit für die künftigen Herausforderungen zu machen. Dass die Bundespolitik im Krankenhausbereich eine andere Richtung eingeschlagen habe, ist für Roland Bernhard "keine gute Politik", da es auch andere Gesichtspunkte als nur die Betriebswirtschaft gebe.

Eine neue "Landmarke" auf Teufels Hirnschale

Wie Hubert Mörk als Ärztlicher Direktor der Kreiskliniken Calw-Nagold unterstrich, hatte der Kreistag mit seiner Entscheidung den Weg frei gemacht "für eine historische Investition" – die allerdings ohne die großzügige Förderung des Landes nicht zu stemmen gewesen wäre. Mit dem Neubau sei man gut für die Zukunft aufgestellt, wobei Mörk die größte Herausforderung der Zukunft im Fachkräftemangel bei Pflegern und Ärzten sieht. Vor diesem Hintergrund schätzte er sich glücklich, "über exzellente Chefärzte zu verfügen, die für eine medizinische Versorgung auf allerhöchstem Niveau sorgen", und die stets in die Planungen einbezogen wurden.

Als neue "Landmarke" auf Teufels Hirnschale bezeichnete Oberbürgermeister Jürgen Großmann die Erweiterung und Modernisierung, die überdies zeige, "dass der Landkreis zu seine Entscheidung steht". Für die Bevölkerung bilde die Maßnahme ebenso das Signal, dass "hier Bestmedizin entsteht". Gleichzeitig zollte er allen Menschen, die im Krankenhaus arbeiten ein großes Lob: "Die Menschen wissen, was sie an ihnen haben".