Das Panorama-Bad schreibt Verluste. An welchen Stellschrauben kann noch gedreht werden, um das Defizit zu reduzieren? Foto: Stadtwerke

Falls die Stadt Freudenstadt in diesem Jahr wieder vor der Wahl steht, welche Schwimmbäder geöffnet werden, würde der Bäderbetrieb das Panorama-Bad den Freibädern vorziehen, um das Betriebsergebnis zu verbessern. Das ist ein Resultat aus dem Bericht zu möglichen Einsparungen.

Freudenstadt - In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) legte Tobias Degout, Leiter des Bäderbetriebs, einen Bericht vor und zeigte auf, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden könnte, um das Defizit bei den drei Schwimmbädern der Stadt zu senken. Die Fraktion der Freien Wählervereinigung und FDP hatte bei den Haushaltsberatungen einen solchen Bericht gefordert.

Mit einer Vielzahl von Kurven stellte Degout die derzeitige Situation dar. Betrachtet wurden dabei die Jahre 2016 bis 2019. Bei den Besucherzahlen wurde 2019 mit 341 600 Badegästen im Panorama-Bad der beste Wert seit 20 Jahren erreicht, erläuterte Degout. Einen Einbruch hatte es mit 317 350 Besuchern im Jahr 2018 gegeben, da Frühjahr und Sommer relativ warm und trocken waren. Rückläufig waren 2019 die Besucherzahlen im Hallenbad Wittlensweiler (28 600) und Freibad Kniebis (5500). Im neuen Panorama-Freibad stieg die Besucherzahl von 23 033 im Jahr 2018 auf 28 045 im Jahr 2019. 2018 war allerdings das Eröffnungsjahr mit verkürzter Saison.

Verlust fällt 2019 etwas niedriger aus

Vergleichbare Freizeitbäder hätten zwar einen ähnlichen Energieverbrauch, erläuterte Degout. Mit etwas über einer Million Euro liege das Panorama-Bad im Vergleich bei den Kosten aber recht hoch. Der reine Stromverbrauch ist beim Panorama-Bad von 2,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2017 auf 2,3 Millionen im Jahr 2019 gesunken. Im Hallenbad Wittlensweiler und Freibad Kniebis blieb er etwa gleich.

Beim Betriebsergebnis steht bei allen Einrichtungen, die zum Bäderbetrieb gehören, ein Minus vor den Zahlen. Im Panorama-Bad betrug der Verlust 2019 rund 1,5 Millionen Euro und war damit etwa um 100 000 Euro niedriger als 2018. Hinzu kommt noch der Verlust des Freibads mit 560 000 Euro. 220 000 Euro betrug das Defizit beim Hallenbad Wittlensweiler und 49 000 Euro beim Freibad Kniebis. Gestiegen ist der Verlust auch bei der Tiefgarage am Marktplatz, die ebenfalls über den Bäderbetrieb abgerechnet wird. Er lag 2019 bei 253 000 Euro.

"Jeder Euro Personalkosten erwirtschaftet im Panorama-Bad im Durchschnitt 1,50 Euro", erläuterte Degout. Der Bäderbetrieb erreichte 2019 im "Pano" einen Kostendeckungsgrad von 64,6 Prozent, im Hallenbad Wittlensweiler von 31,3 im Freibad Kniebis von 17,8 und im Panorama-Freibad von 13,8 Prozent.

Der Bäderbetrieb spare seit Jahren Ressourcen ein, berichtete Tobias Degout. Durch eine neue Nachhaltigkeitskampagne könnten die Badegäste aktiv dabei mithelfen. Konkret sieht das so aus, dass im Panorama-Bad überall Hinweise zu den Einsparmöglichkeiten angebracht werden. Es geht zum Beispiel darum, kürzer zu föhnen oder beim Einseifen das Wasser der Dusche zu sparen. Ferner sorgt moderne Technik, wie sparsamere Duschköpfe, LED-Leuchten oder die Aufbereitung des Schmutzwassers zur Filterrückspülung für Einsparungen.

In Zukunft soll es einen Loungebereich mit acht Einzelflächen auf der Empore im Panorama-Bad geben, die stundenweise an Familien oder Gruppen vermietet werden. Bei einer optimalen Auslastung könnten laut Degout rund 98 000 Euro pro Jahr eingenommen werden. Die Investitionen dafür werden auf rund 20 000 Euro beziffert.

Auch bei den Reinigungsarbeiten soll gespart werden, allerdings nicht auf Kosten der Sauberkeit, wie Degout erläuterte. Bei der Garderobenreinigung soll außerhalb des Schwimmbadbetriebs eine Fremdfirma eingesetzt werden. Pro Jahr soll das 50 000 Euro Einsparung bringen. Falls dieses System funktioniert, wird daran gedacht, auch einen Großteil der Reinigungsarbeiten in Schwimmhalle und Sauna von einer Firma erledigen zu lassen. Als Umsetzungsziel nannte Degout den Zeitraum von vier bis sieben Jahren.

Im vergangenen Corona-Sommer habe man nicht alle Abteilungen aus der Kurzarbeit geholt, sondern die anwesenden Mitarbeiter hätten auch Arbeiten aus einer anderen Abteilung übernehmen müssen, so Degout. Was den bevorstehenden Sommer anbetrifft, gab der Leiter des Bäderbetriebs bekannt, dass man bei einer alleinigen Öffnung des Freibads auf eine weitere Abteilung verzichten könnte. Bei der parallelen Öffnung von Schwimmhalle und Freibad des Panorama-Bads würden alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt.

Bei der Aufstellung des Wirtschaftsplans des Bäderbetriebs sei ein Corona-Betrieb bis zu den Sommerferien berücksichtigt. Danach werde mit einem "relativ normalen Badebetrieb" gerechnet. Aufgrund der Erfahrungen aus dem vergangenen Corona-Jahr, in dem das Freibad im Sommer an 61 und die Schwimmhalle danach nur an 26 Tagen geöffnet waren, würde der Bäderbetrieb heuer eher auf die Öffnung der Freibäder verzichten, damit sich der Verlust in Grenzen hält.

Degout kündigte zum Schluss an, dass es die oberste Priorität des Bäderbetriebs sei, den Betrieb zielführend zu optimieren. In den nächsten Jahren rechne man beim Panorama-Bad aber wegen des Alters mit einem höheren Sanierungsaufwand, zum Beispiel am Dach. Auch in der Tiefgarage werde es eine größere Sanierung geben. In der Diskussionsrunde fragte Stadtrat Wolfgang Tzschupke (Freie Wähler), warum die Energiekosten in Freudenstadt im Vergleich zu anderen Bädern höher sind. Tobias Degout antwortete, dass man den Grund noch prüfen werde. Vielleicht hätten andere Bäder niedrigere Energiepreise. Stadträtin Anita Zirz (SPD) fragte nach dem Sanierungsbedarf. Dieser könne noch nicht genau beziffert werden, sagte Degout, schätzte aber rund 1,5 Millionen Euro "mit allem Drum und Dran".

Pro Schicht eine Arbeitskraft weniger

Stadtrat Albrecht Ortmann (Bürgeraktion) wollte noch Genaueres zur Auslagerung der Reinigungsarbeiten im Panorama-Bad wissen. Ziel sei es, im Bereich der Garderobenreinigung pro Schicht eine Person einzusparen, erklärte Degout.

Ob bei der anstehenden Dachsanierung auch an die Photovoltaikpflicht gedacht werde, fragte Stadtrat Dirk Reich (CDU). Degout erinnerte, dass eine Anlage der Stadtwerke bereits vorhanden ist. Deren Förderung laufe allerdings bald aus. Eine Photovoltaikpflicht sei nur für Neubauten von Privathäusern angedacht, ergänzte Oberbürgermeister Julian Osswald. Wenn die Anlage ersetzt werden muss, werde man prüfen, ob es sich rechnet, auf Grund des Eigenstrombedarf eine eigene Anlage zu montieren.