Der Polizei ist in Villingen-Schwenningen ein Schlag gegen Zwangsprostitution gelungen. Foto: dpa/Andreas Arnold

Nach dem SEK-Einsatz in Schwenningen haben sich die Ermittlungsbehörden zu den Hintergründen der Durchsuchungen geäußert. Im Visier war eine Bande im Rotlichtmilieu. Ihre Masche: die Loverboy-Methode.

Es hört sich anfangs nach Liebe an – doch das Ziel ist eine sexuelle Ausbeutung durch Zwangsprostitution: Die Ermittlungsbehörden haben eine Bande, die in Villingen-Schwenningen mit der Loverboy-Methode Frauen zum Sex gezwungen haben sollen, hochgenommen.

Am Dienstag waren die Spezialkräfte, darunter auch das SEK Baden-Württemberg, an mehreren Wohnungsdurchsuchungen in Villingen-Schwenningen, Blumberg und Deilingen (Landkreis Tuttlingen) beteiligt.

Vorausgegangen war, wie das Polizeipräsidium Konstanz und die Staatsanwaltschaft Konstanz in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklären, umfangreiche Ermittlungen gegen eine vierköpfige Bande, der vorgeworfen wird, gewerbsmäßig mehrere Frauen der Prostitution zugeführt zu haben.

Auch eine Frau unter den Tatverdächtigen

Bei den Tatverdächtigen handele es sich demnach um drei Männer im Alter zwischen 24 und 26 Jahren und eine 49-jährige Frau. Bei der Durchsuchung seien wichtige Beweismittel sichergestellt worden, darüber hinaus auch Bargeld, eine geringe Menge Rauschgift und ein hochwertiger BMW.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Konstanz ordnete der zuständige Haftrichter beim Amtsgericht Villingen-Schwenningen die Untersuchungshaft für zwei Tatverdächtige an. Sie kamen in verschiedene Justizvollzugsanstalten. Die weiteren Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei dauern an.

Gezielt junge Frauen im Blick

Wie ist die Bande bei der Zwangsprostitution vorgegangen? Die vier Tatverdächtigen nutzte, wie die Ermittler erklären, die persönlichen Lebenssituationen der teilweise unter 21 Jahre jungen Frauen gezielt aus und habe ihnen feste Beziehungen mit Aussicht auf ein besseres Leben vorgespielt.

Eine perfide Methode, die im Rotlichtmilieu systematisch genutzt wird, um emotionale Bindungen auszunutzen. Gleichzeitig werde auf diese Weise versucht, dass andere Personen im Umkreis der Opfer keine Rolle mehr spielen. Dies mache es betroffenen Frauen und Mädchen fast unmöglich, sich einer Bitte oder dem Zwang der Täter zu entziehen.

Soziale Netzwerke spielen eine Rolle

Anschließend würden die Täter oft eine finanzielle Notlage vorgeben und bitten, gegen Geld um Sex mit anderen Männern oder Freunden. Solche Treffen werden, wie die Polizei aufzeigt, teils gefilmt und die betroffene Frau anschließend damit erpresst. Ein teuflischer Kreislauf, aus dem die jungen Mädchen oftmals nicht mehr fliehen können.

Eine Rolle spielen hierbei Erkenntnissen der Ermittler zufolge auch die sozialen Netzwerke. Denn hier würden die Täter nach Mädchen suchen, die Probleme in Schule oder Familie haben. Und empfänglich für die angeblichen Lover mit bösen Absichten sind.

Hilfe & Ratgeber

Ratgeber
Informationen zur „Loverboymethode“ und Hinweise auf Hilfsangebote für Betroffene gibt es auf der Internetseite der Prävention www.polizei-beratung.de/aktuelles/detailansicht/loverboys-sexuelle-ausbeutung-im-namen-der-liebe