Roswitha Kneer (rechts) hat mitgeteilt, dass der Eine Welt Laden Karibuni im Bad Dürrheimer Kurpark zum Juli 2024 schließt. Zum Helferteam gehört neben einigen anderen auch Barbara Dürr. Foto: Strohmeier

Der Eine-Welt-Laden Karibuni schließt im Juli 2024. Aus dem Team wollte keiner die Verantwortung für eine Geschäftsführung übernehmen. Das Siegel als Fairtrade-Stadt kann Bad Dürrheim behalten, ein Laden ist dazu nicht unbedingt notwendig.

Federführend seit der Gründung ist beim Eine Welt Laden Karibuni Roswitha Kneer. Sie gab die Entscheidung am Wochenende bekannt.

Ladengeschäft Der Laden wurde bereits seit längerem als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) geführt. Das ist möglich, wenn die Geschäftsführung ehrenamtlich übernommen wird. Für diesen Posten fand sich jedoch keine jüngere Person, welche diese Verantwortung übernehmen wollte, erzählt Roswitha Kneer. So musste sie den Tatsachen ins Auge blicken. „Es blutet mir das Herz, denn es war mein Baby“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Aber: „Ich werde weiter um den fairen Handel kämpfen.“ Nur ehrenamtlich ist der Laden nicht mehr zu schaffen.

Derzeitige Helfer Kneer wird im Kernteam aktuell von mehrere Personen unterstützt, das sind: Gaby Müller-Nentwig, Margit Weiß, Ramona Glück, Sabine Metzger, Barbara Dürr, Gerhard Stickel, Claudia Moring, Julia Klim und Gabriele Meyer.

Nachfolger Sollte doch noch jemand kommen, der das eventuell auch hauptberuflich übernehmen würde, Roswitha Kneer würde ihn tatkräftig unterstützen. Es gibt tatsächlich Eine-Welt-Läden, die hauptberuflich betrieben werden, das müsse man jedoch anders machen als das Karibuni.

Abwicklung In der bürokratischen Abwicklung der Geschäfte wird zum Jahresende ein Abschluss gemacht, die Geschäftstätigkeit mit dem Abverkauf ist bis zum Juli 2024 geplant, sie darf keine neue Ware mehr einkaufen. Kommendes Jahr soll es dann ein Abschlussfest geben.

Gründung und Kunden Die Gründung 2004 begann mit einem eigenen fair gehandelten Kaffee und einem Wettbewerb, den man damit gewann. „Wir haben dermaßen viel erreicht“, sagt Roswitha Kneer rückblickend auf viele Projekte, die man unterstützte, wie beispielsweise die Hilfe für Mali.

Die Kundschaft des Karibuni-Geschäfts bestand zu 90 Prozent aus den Patienten der Kliniken, kam aus dem Umland oder waren Wohnmobilisten. Bad Dürrheimer waren nicht allzu viele im Laden zu sehen. Die Ladengeschäfte haben es auch bei anderen Eine-Welt-Vereine schwer, weiß Roswitha Kneer, so sie die Zukunft der Königsfelder ungewiss und das Geschäft in Villingen habe auch nur sehr begrenzte Öffnungszeiten.

Bürgermeister bedauert „Wir bedauern sehr, dass der Eine-Welt-Laden schließt“, kommentiert Bürgermeister Jonathan Berggötz, der vor mehreren Tagen über die Schließung informiert wurde. „Karibuni hat nicht nur über viele Jahre hinweg fair gehandelte Waren für unsere Bürger und Gäste angeboten, sondern auch das Bewusstsein für globale Zusammenhänge gestärkt und uns alle für dieses wichtige Thema sensibilisiert. Vor allem Roswitha Kneer hat stets mit Herzblut und Leidenschaft für die Ideale des Ladens gekämpft. Daher ist der Verlust des Engagements von Frau Kneer und ihrem Team besonders bedauerlich. Für sie war der Laden mehr als nur ein Ort des Handels – er war ihnen eine Herzensangelegenheit“, würdigt er das Engagement.

Siegel Fairtrade-Town Bad Dürrheim ist seit 2017 Fairtrade-Stadt. Um diesen Titel tragen zu dürfen, müssen Städte, Landkreise oder Gemeinden verschiedene Kriterien auf kommunaler Ebene erfüllen und sich herausragend im Fairen Handel engagieren. Es gibt eine Steuerungsgruppe, die jedoch momentan wenig bis gar keine Aktivitäten zeigt, da die ehemalige Leiterin nicht mehr vor Ort sei. Aus dieser Gruppe heraus war es auch nicht gelungen, eine breite Unterstützung zu bekommen oder in den Schulen. Vereinzelt waren Vereine Kunden bei Karibuni.

Um vom Verein Fairtrade Deutschland als Fairtrade-Town anerkannt zu werden muss eine Stadt fünf Kriterien nachweislich erfüllen. Dazu gehört der Ratsbeschluss, dieser fiel am 22. Oktober 2015 im Gemeinderat. Das weitere ist das Verwenden von fair gehandelten Produkten. Mit dem Karibuni war dies gesichert, man hat noch ein ganzes Ladengeschäft. Jetzt müssen die Nachweise unter anderem über die Gastronomie und den Einzelhandel gebracht werden. Hier setzt sich auch die Stadt ein. Dort serviert man fair gehandelten Kaffee, diese wird auch im Generationentreff serviert, worauf bei den Einladungen zu den Frühstückstreffen explizit hingewiesen wird.

Damit wäre auch das nächste Kriterium erfüllt. Schulen, Vereine oder auch die Kirchengemeinde müssen einbezogen werden. Zudem sind Print- und Onlineveröffentlichungen nötig, mindestens vier an der Zahl pro Jahr. Auch hier lieferte das Ladengeschäft Karibuni immer wieder die Anlässe, wie am vergangenen Wochenende, als die Gäste aus Mail in Bad Dürrheim waren.