Alle Papa, oder was? Vatersein als ernste Aufgabe - eine kleine Typologie zum Vatertag.

Berlin - Die Zeiten, als Väter nur als Erzeuger und Ernährer dienten, sind vorbei. Der moderne Papa ist engagiert, belesen und bestens auf ein Leben mit Nachwuchs vorbereitet.

Mit Bollerwagen und Schnapsglas am Halsband ziehen sie am Donnerstag wieder in Horden durch die Republik: Väter und solche, die es vielleicht mal werden wollen. Andere verbringen ihren freien Tag lieber mit dem Nachwuchs auf dem Spielplatz. Es hat sich einiges getan an der Wickelfront. Eine kleine Typologie moderner Väter.

Elternzeit-Vater

Elternzeit-Vater

Er verabschiedet sich extrem entspannt für einige Monate vom Büro in die Babywelt und glaubt, dass er die Pause dafür nutzen kann, Französisch zu lernen oder einen Bestseller zu schreiben. Dann die Überraschung: Statt zum Sprachkurs muss er in die Krabbelgruppe, der Babybrei landet im Laptop, und das Feierabendbier fällt flach. Nach seiner Rückkehr beglückt er die Kollegen mit wertvollen Tipps: Worauf es beim Pekip ankommt, wie man mit Kinderwagen joggt und warum er beim nächsten Kind auf jeden Fall wieder zu Hause bleibt.

Patchwork-Vater

Patchwork-Vater

Sein leibliches Kind sieht er nach der Trennung oft nur an Wochenenden und in den Schulferien. Darunter leidet er. Anfangs steht er unter Druck, dem Spross Aufregendes zu bieten. Deshalb trifft man ihn meistens im Zoo oder im Fußballstadion. Im Kindergarten ist er daran zu erkennen, dass er montags den Kindersitz fürs Auto an die Garderobe hängt. Eine Variante ist der kinderlose Patchworker, der eine Frau mit Anhang kennenlernt. Wird meist beim Vornamen genannt. Auch er hat's nicht leicht. Hebt er mal den Zeigefinger, hört er: "Du bist nicht mein Vater!"

Später Vater

Später Vater

Früher um die 40, heute zehn Jahre älter. Wie Autor Dieter Bednarz, der sein Leben mit Frau und drei Töchtern im Buch "Überleben an der Wickelfront" beschreibt. Väter wie er haben schon viel erlebt und gelten daher als entspannte Erzieher. Er hat viel Zeit, der Tochter beim Tennis zuzugucken und Fehler zu protokollieren. Heute sind späte Väter keine Seltenheit mehr - deswegen werden sie nicht mehr automatisch für den Opa gehalten.

Schwuler Vater

Schwuler Vater

Seine Kinder stammen entweder aus einem heterosexuellen Lebensabschnitt oder leben bei einem lesbischen Paar, für das sich der schwule Vater als Samenspender zur Verfügung gestellt hat. In diesem Fall ist er in Cafés und auf Spielplätzen dabei zu beobachten, wie er mit den zwei Müttern Terminkalender abgleicht.

Ratgeber-Vater

Ratgeber-Vater

Hat ein ganzes Regalfach reserviert für Handbücher wie "Das Baby - Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung". Verinnerlicht alle Ratschläge - von der Konfiguration des Kinderzimmers bis zur Programmierung der Fütterzeiten. Selbst wenn er noch keine Erfahrung mit eigenen Kindern hat, scheut er sich nicht davor, Eltern mit Tipps zu nerven. Ist das Kind dann auf der Welt, verbreitet er mit missionarischem Eifer die angelesenen Lehren.

Kabarett-Vater

Kabarett-Vater

Auf den deutschen Comedybühnen ist das Thema Vatersein schwer in Mode. Michael Mittermeier steht mit seinem Buch "Achtung Baby!" an der Spitze der Bestsellerliste. Esther Schweins versorgt das Publikum ihn "Hi Dad" mit Klischees von skurrilen Essensgelüsten und Namensstreitereien. "Die Comedians der ersten Generation werden Väter und verarbeiten das, was sie beobachten", erklärt Thomas Hermanns, Chef des Quatsch Comedy Clubs.

Politiker-Vater

Politiker-Vater

Früher setzte er sich gerne mit Kindern in Szene, um Volksnähe zu demonstrieren. Sonst überließ den Nachwuchs aber seiner Frau. Heute gehört es zum guten Ton, nach der Geburt des Nachwuchses ein paar Wochen zu Hause zu bleiben - besonders bei den Grünen. "Außer Stillen habe ich das ganze Programm mitgemacht", erklärte etwa Parteichef Cem Özdemir in einem Interview über seine sechs Wochen als Vollzeitvater. Nicht so gern gesehen ist bei Politikern außerehelicher Nachwuchs.

Prenzlauer-Berg-Vater

Prenzlauer-Berg-Vater

Seine Wurzeln hat er in Berlin, mittlerweile gibt es den Vatertyp aber in jeder größeren Stadt. Er trägt sein Baby im Tuch auf dem Rücken oder Bauch und wickelt es mit Vorliebe im Kofferraum seines Vans. Schon am Morgen sitzt er im Szene-Café, denn er weiß: Die guten Kinderwagenstellplätze sind schnell vergeben. Den Nachwuchs - mit Namen Friedrich, Klara oder Charlotte - stellt er mit "Baby Latte" (ein Glas Milchschaum) ruhig, damit er am Laptop irgendwas Kreatives arbeiten kann. Der Marken-Kinderwagen hat große Räder hinten und kleine vorne - mit etwas Stauraum für Mamis große Sonnenbrille.

Sonntags-Vater

Sonntags-Vater

Er gehört zu einer aussterbenden Spezies, ist selten zu Hause - und wenn, will er seine Ruhe. Feierabend und Fernseher sind ihm heilig. Am liebsten mag er seine Kinder satt, sauber und brav - dann wird am Sonntag eine halbe Stunde lang gespielt. Am Stammtisch ist er der erste, der mit den guten Noten seiner Kinder prahlt. Sein Sohn soll werden wie er selbst, seine Tochter Ärztin oder Anwältin.