Owingens Oberschützenmeister Jürgen Lutz und Schützenmeister Klaus Stifel mit der Ehrenscheibe, die beim allerersten Preissschießen 1922 verwendet worden ist. Foto: Kost

Der Schützenverein Owingen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Das große Datum wollen sie aber eher im kleinen Rahmen genießen – mit einem internen Königsschießen.

Nach dem Schützenverein Stetten feiert auch der Schützenverein Owingen in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Doch anders als die Kollegen im Nachbarort, wollen die Owinger Schützen diesen runden Geburtstag eher im kleinen Rahmen würdigen – mit einem internen Königsschießen.

Haigerloch-Owingen. Es soll am Samstag, 16. Oktober, ab 13 Uhr im Schützenhaus über die Bühne gehen und dazu eingeladen sind neben den aktiven auch die passiven Mitglieder sowie die Gönner des Vereins. Es wird aber nicht nur der Schützenkönig ermittelt, auch auf eine Ehrenscheibe kann geschossen werden. Abgerundet wird der Tag mit einem Spankferkelessen.

Auch wenn die Gründungsversammlung nicht schriftlich dokumentiert ist, so darf aufgrund einer Protokoll-Notiz ein Jahr später davon ausgegangen werden, dass der Owinger Schützenverein am 1. Juli 1921 von 15 Männern aus der Taufe gehoben wurde. Der junge Verein wuchs innerhalb eines Jahres von besagten 15 Leuten auf 42 Mitglieder und schon 1922 gab es ein Schützenfest und ein Preisschießen. Die Vorstandschaft trieb die Entwicklung des Vereins mit Energie voran. In einer stürmischen Sitzung im Gasthaus Bräuhaus – man schrieb das Jahr 1924 – wurde der Bau eines Schützenhauses in Holzbauweise (der Entwurf stammte von Zimmermeister Karl Volm) beschlossen und schon bald wurde das Vorhaben in einer Waldlichtung "Am Schrofen" unterhalb des Warrenbergs in die Tat umgesetzt. 1926 wurde dann die Schützenfahne angeschafft und eingeweiht.

So lärmschonend der Platz unter dem Warrenberg für die Owinger Bevölkerung war, er hatte einen Nachteil: für Feste war er relativ ungeeignet. Also baute man das Schützenhaus ab, fuhr es in einer waghalsigen Aktion am Josefstag 1938 zu Tale und baute es auf der Linden-Halde wieder auf. Das ist die Stelle an der B 463, wo heute das Kleintierzüchterheim steht.

Die Freude über den neuen Standort währte aber nur kurz: Mit dem Zweiten Weltkrieges erlahmten alle Vereinsaktivitäten in Owingen, so auch im Schützenverein. Und nach dem verlorenen Krieg war die Ausübung von Schießsport lange Zeit verboten. Zudem verfügten die Siegermächte 1945 den Abbruch des Schützenhauses.

Erst 1954 regte sich neues Interesse am Schießen im Verein: Ein erster Wiedergründungsversuch blieb zwar noch erfolglos, aber ein zweiter Anlauf im Bräuhaus klappte. Zum ersten Vorsitzenden des wiedergegründeten Vereins wurde seinerzeit Melchior Hebrank gewählt. Er lebt heute noch, ist 93 Jahre alt und zusammen mit Walter Dick einer von zwei Ehrenoberschützenmeistern.

Zuerst machte sich der Verein 1955 an den Wiederaufbau eines Schützenhauses auf den Grundmauern des alten Hauses an der Linden-Halde, doch nach einigen Jahren dort zeigte sich, dass der Platz für eine gute Entwicklung des Schützenvereins nicht geeignet war und das Interesse der Mitglieder nachließ. Das Gebäude wurde schließlich an den ebenfalls 1954 gegründeten Kleintierzuchtverein für 800 Mark verkauft.

Mit der Wahl von Peter Sinz 1965 wurden die Weichen für den Bau eines neuen Schützenhauses unterhalb des Gewannes "Im Hau/Lehmgrube" gestellt. Es wurde im Sommer 1969 eingeweiht und damit hatten die Owinger Schützen endlich ihr endgültiges Zuhause gefunden.

Heute, unter der Leitung von Oberschützenmeister Jürgen Lutz, Schützenmeister Klaus Stifel, Kassierer Martin Stifel, Schriftführer Walter Dick und den Ausschussmitgliedern Martin Henle, Armin Welte, Hans-Peter Schmocker und Michael Ruderer hat der Schützenverein Owingen 110 Mitglieder, von denen 20 aktive Schützen sind. Das Pistolenschießen ist in jüngster Vergangenheit immer mehr in den Vordergrund gerückt und der Schützenverein hat gleich vier Pistolenmannschaften, aber die Vorstandschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Schießen mit Kleinkalibergewehren wieder zu beleben.

In den letzten Jahren musste der Schützenverein aufgrund gesetzlicher Vorgaben den Kugelfang am Kleinkaliber-Schießstand auf den aktuellen Stand bringen. Das war mit hohen Kosten verbunden und hat fast die Hälfte des Vereinsvermögens verschluckt. Auch der Pistolenschießstand wurde in diesem Zuge modernisiert.

Leben herrscht im Schützenhaus vor allem, wenn an Freitagen Trainingsbetrieb ist, aber auch am Fasnetssonntag, wenn die Schützen zum Sauschwanzessen einladen. Diese traditionelle Veranstaltung, so hoffen Vereinschef Jürgen Lutz und sein Vize Klaus Stifel, wird nach dem Ende der Corona-Pandemie hoffentlich bald wieder stattfinden können.