Tolle Eindrücke sammelte der Weiße Vater Franz Pfaff auf der dritten Etappe des Martinusweges. Unter anderem übernachtete er in einer 1598 gebauten Hufschmiede. Foto: Fotos: Pfaff

Pilgerreise : Der frühere Afrikamissonar Franz Pfaff absolvierte seine dritte Etappe auf dem Martinusweg

Vor gut 15 Jahren hat Pater Franz Pfaff, frühere Afrikamissionar der Weißen Väter, das Pilgern als Leidenschaft entdeckt. In diesem Sommer bewältige er eine weitere Etappe auf dem Martinusweg.

Haigerloch/Dormettingen. Der Martinusweg – präziser gesagt die Via Sancti Martini – ist ein Pilgerweg von Ungarn nach Frankreich. Der heilige Martin ist in Ungarn 316 geboren und in Frankreich nahe der Stadt Tours als berühmter und heute noch populärer Bischof 397 gestorben. Dieser Pilgerweg wurde vom Europarat 2005 als Kulturweg anerkannt.

Mit mehreren Varianten und einer Streckenlänge von 1200 Kilometer gilt die Via Sancti Martini als eine der längsten Pilgerwege in Europa. 2005 wurde dieser Pilgerweg vom Europarat als Kulturweg anerkannt, denn er führt durch Städte und Lande, die reichlich gefüllt sind mit Geschichte und Geschichten.

2019 hatte Pater Pfaff die erste Etappe dieses Weges, in Angriff genommen. Mit einem Bekannten pilgerte er vom Szombathely in Ungarn aus bis nach Wien. Im vergangenen Sommer folgte dann die zweite, knapp 180 Kilometer lange Strecke von Wien bis nach Linz an der Donau.

Für diesen Sommer nun hatte sich Pfaff die Strecken von Linz nach Passau und weiter bis nach Dingolfing-Landau an der Isar vorgenommen. Dabei hat er wieder tolle Erlebnisse und Eindrücke gesammelt.

"Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal in einer Hufschmiede übernachte", so Pfaff. Denn auf seinem Weg kam er in Engelhartszell zum Romantikhaus: "Die Hufschmiede". Sie war 1598 als Wohnhaus mit einer Schmiedewerkstatt erbaut worden. Seit jener Zeit wurden dort viele Pferde beschlagen.

Heute ist in der Schmiedewerkstatt ein Museum eingerichtet und das Wohn- wurde in ein Gästehaus umgewandelt. Dort übernachtete Franz Pfaff und schlief nach eigenen Worten so gut wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Von da ging der Weg weiter zu einer wunderschönen Kapelle, gebaut vom Dirndl- und Goldhauben-Verein. Die Goldhauben sind Hauben gestickt mit Goldfäden und feinen Mustern. Sie werden getragen bei brauchtümlichen Anlässen, wenn Trachten zur Geltung kommen.

Nachher ging die Donausteig hinauf auf 900 Meter Höhe, wo unglaubliche Dinge passiert sind. Dort wurde nämlich der zuständige Förster im Jahre 1697 von einem verwegenen Wilderer kopfüber an einen Baum gefesselt Er ist nachher auf wundersame Weise von einem Hirsch befreit worden. Die Jägerschaft des Bezirks hat dann an der Stelle eine Gedenkstätte gebaut und pflegt sie bis zum heutigen Tag.

Pfaff kam dann nach Rotthof und wanderte für einen Kilometer auf dem "Römerradweg". Die Römer haben dieses Gebiet besiedelt und eine frühchristliche Gemeinde hat den heiligen Siebenschläfern eine kleine Kirche geweiht

Weiter ging der Pilgerweg nach Parzam zum Geburtshaus des heiligen Konrad von Parzam. Er ist 1818 geboren als das elfte Kind des Großbauern Bartholomäus Birndorfer und der Gertrude Niedermayer und wurde auf den Namen Johannes getauft.

Es regnete immer erst dann, wenn Pfaff ein Dach über dem Kopf hatte

Mit 31 Jahren trat er in den Kapuzinerorden in Altötting ein. Er wurde bald sehr bekannt für seine tiefe Frömmigkeit. Solange er aber auf dem elterlichen Hof war, arbeitete er voll in der Landwirtschaft mit. Der große Leiterwagen, mit dem er Heu heimgefahren hat, steht heute noch vor der Scheune vom elterlichen Hof.

Von dort marschierte der Weiße Vater weiter nach Landau über die "Böckerlbrücke", eine ehemalige Eisenbahnbrücke, die heute als Fußgängerbrücke über die Isar dient.

Der Name wurde von Leuten gegeben, denen es vorkam, als würden Steinbrocken übereinander fallen (auf schwäbisch über einander bockla), wenn ein Zug über die Brücke ratterte. Heute hört man das Bockla noch, wenn Damen in Stöckelschuhen über die Eisenbrücke "bocklad".

"Der heilige Martin hat seinem Pilger eine kurzweilige Zeit angeboten", fasst Franz Pfaff die Eindrücke auf dieser dritten Etappe zusammen. Obendrein sorgte er für gutes Wanderwetter. "Der Regen fiel erst", so Pfaff, "wenn der Pilger unter Dach war."

Pater Franz Pfaff ist gebürtiger Dormettinger. Er wirkte in Uganda 40 Jahre für den Missionsorden der Weißen Väter als Afrikamissionar. Im Dezember 2005 verließ er Uganda und ist seither tätig in Haigerloch und Hechingen bei den Weißen Vätern. 2006 pilgerte er von Haigerloch nach Santiago de Compostela in drei Monaten. Seither pilgert er jedes Jahr zwei Wochen irgendwo auf einem Pilgerweg. Das Pilgern tut ihm gut.