Arikosi und Josef Beha haben in Unterkirnach eine gute Basis für ihr gemeinsames Familienglück gefunden. Foto: Schimkat

Das Ehepaar Arikosi und Josef Beha weiß die besondere Geschichte zu erzählen wie ihre Liebe Kontinente überwunden hat – und wie Integration funktionieren kann. In Unterkirnach führen sie nun ein glückliches und integriertes Familienleben.

Unterkirnach - Arikosi Beha kam am 3. Februar 2014 in Unterkirnach an, bis dahin musste sie in Ngong/Kenia ein Jahr auf ihre Einreisegenehmigung warten, und das, obwohl sie schon am 8. Februar 2013 Josef Beha in Ngong geheiratet hatte. "Es war ein langes Jahr für meinen Sohn und für mich, aber auch für Josef, der hier in Unterkirnach in der Wohnung auf mich wartete und an der langatmigen Bürokratie in Deutschland verzweifelte", erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Soziale Verantwortung ist seit jeher Arikosi Behas Antrieb im Beruf

Dann erzählt sie, wie alles in Ngong begann. "Ich bin ich Turkana geboren, das liegt 1000 Kilometer von Ngong entfernt, mein Stamm ist ein Nomadenstamm", beginnt sie. Sie arbeitete drei Jahre bei den Vereinten Nationen im Sudan für eine Organisation, die Landminen kartierte, das sei sehr gefährlich gewesen, aber es sei unbedingter Wunsch gewesen, zu helfen, betont sie. Anschließend arbeitete sie in Nairobi als Entwicklungshelferin, fährt sie fort.

Josef Beha, ein erfolgreicher Bergläufer beim Lauftreff Unterkirnach, war im April 2012 zum zweiten Mal zum Training in Ngong, das sehr hoch liegt. "Wir lernten uns durch Freunde kennen und es knisterte sofort zwischen uns", schmunzelt sie. Josef Beha adoptierte ihren kleinen Sohn Dylan, dessen Vater tödlich verunglückt war und im Februar 2013 wurde geheiratet.

"Ursprünglich wollte wir beide in Kenia bleiben, aber Josef, von Beruf Elektriker, fand hier keine Arbeit, also beschlossen wir, in Deutschland, in Unterkirnach zu leben, fährt sie fort. Als sie nach einem Jahr Wartezeit endlich in Unterkirnach eintraf, sei sie nicht nur von Josefs Familie, sondern auch von den Unterkirnacher Bürgern sehr herzlich aufgenommen worden, berichtet sie.

Auf die Frage, ob ihr die Kälte nicht zu schaffen machte, meint sie, nein im Gegenteil, die Kälte mache ihr nichts aus, aber die Hitze vertrage sie nicht. Hitze in Unterkirnach? "Ja", lacht sie, "in Kenia haben wir eine trockene Hitze, aber hier ist die Luft feucht, das strengt mich an".

Arikosi ist keine Frau, die zuhause herumsitzt. Sie trat dem Lauftreff bei, spielte Volleyball und nahm mit Frauen vom Lauftreff an dem Charity-Lauf über fünf oder acht Kilometer in München teil.

Ein Jahr, von September 2016 bis September 2017 arbeitete sie im Landmarkt, parallel machte sie im Fernstudium in Birmingham ihren Master in International Development, machte ihren Führerschein und lernte die Deutsche Sprache: "Alles innerhalb von drei Jahren", erklärt sie zu Recht stolz.

Von 2017 bis 2020 arbeitete sie bei der Caritas als Sozialarbeiterin, betreute Flüchtlinge in Donaueschingen, anschließend betreute sie Migranten.

2020 habe sie gekündigt und zum Deutschen Roten Kreuz gewechselt, wo sie nun Asylbewerber betreut, in St. Georgen, Donaueschingen und manchmal in Schwenningen, während diese auf ihre Aufenthaltsgenehmigung warten. Die Asylbewerber kommen aus Syrien, Pakistan, Algerien, Marokko und Tunesien, erklärt sie und gibt zu, dass die Arbeit sehr anstrengend sei, aber diese Tätigkeit sei ihre Leidenschaft.

Natürlich gebe es zwischen diesen Menschen große Unterschiede, manche würden auf sie hören, andere wieder nicht, einige wollen sehr gerne hier arbeiten, andere meinen, sie hätten geheiratet, damit sie in sicheren Verhältnissen wären. »Am Anfang konnte ich mich nicht abgrenzen und habe alles mit nach Hause genommen, doch inzwischen kann ich mich abgrenzen und ziehe zuhause erst einmal die Laufschuhe an und dann renne ich zur Entspannung«, betont sie.

Ach ja, eine kleine Tochter hat sie auch noch in Unterkirnach bekommen –  diese saust gerade mit Dylan durch die Wohnung, heißt Arodo und ist schon sechs Jahre alt, Dylan ist mit seinen inzwischen elf Jahren schon groß und besucht das Romäusgymnasium, Arodo wird in diesem Jahr in die Roggenbachschule eingeschult werden.
 
Das Lernen hat bei Arikosi nicht aufgehört: »Während des Lockdowns habe ich das Fahrradfahren gelernt und möchte jetzt einen Schwimmkurs für Erwachsene belegen« so sagt sie.
Und dann hat sie auch noch die »Fatima-Frauenkooperative« gestartet. »Ich habe gelesen, dass während der Corona-Pandemie viele Geschäfte in Afrika geschlossen haben, deshalb möchte in den Frauen in Ghana helfen«, erklärt sie und zeigte auf wunderschöne farbenprächtige Körbe, Schalen und Taschen –  alle sind von Kunsthandwerkerinnen in Ghana aus Elefantengras handgeflochten und mit Naturfarbe gefärbt.
 
Unter »Arikosi Collections« findet man diese Stücke auf Facebook oder unter www.arikosibaskets.com. Sie habe schon viel verkauft, unter anderem auch in die Schweiz, nach Großbritannien, die USA,und hier in der Region. Das Geld schicke sie nach Ghana, sodass die Frauen dort ein faires Einkommen haben.

Arikosi Beha sieht Unterkirnach nun als ihre zweite Heimat an: »Wir alle fühlen uns hier wohl, Josef arbeitet als Elektriker in Triberg und sowohl ich wie meine Kinder haben hier viele Freunde gefunden«, erklärt sie zufrieden