Beim Rathaus Egenhausen unterschreitet die Fahrbahn der Hauptstraße die Breite von sechs Metern. Foto: Köncke

Bürgermeister mahnte "dringenden Handlungsbedarf". Aussagen des Landratsamts stoßen auf Kritik.

Egenhausen - Das Landratsamt Calw hat sich zu dem von Bürgermeister Sven Holder angemahnten "dringenden Handlungsbedarf" in Verkehrsbelangen in Egenhausen geäußert. Die Stellungnahme wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung leidenschaftlich diskutiert und hinterfragt. Dass der Schwerlastverkehr in Egenhausen mit einem Anteil von 4,5 Prozent sehr gering sei und deshalb eine Umleitung nicht in Betracht komme, wurde von Ergül Köhler infrage gestellt. Die Gemeinderätin würde interessieren, wann die Messung der Verkehrsbehörde durchgeführt worden sei: "Zu Stoßzeiten, innerhalb von 24 Stunden oder in einer Ferienwoche?" Täglich könne sie beobachten, dass Schüler und Fußgänger auf den Gehwegen ausweichen müssten, weil zwei Lastwagen im Begegnungsverkehr nicht aneinander vorbeikämen.

Das liegt für Bürgemeister Sven Holder auch daran, dass an einigen Stellen der Ortsdurchfahrt die vorgeschriebene Fahrbahnbreite von sechs Metern unterschritten werde. Man hätte sich beim Ausbau eben nicht für abgesenkte Bordsteine entscheiden müssen, heißt es in der Stellungnahme aus Calw. Anstatt zu fordern, den überörtlichen Schwerlastverkehr auf der Umleitungsstrecke abzuwickeln, sollte man lieber bauliche Varianten in Erwägung ziehen, zum Beispiel Blumenkübel oder Poller aufstellen. Außerdem würden Verkehrsschilder darauf hinweisen, dass im Ortskern eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern für alle Fahrzeuge vorgeschrieben sei.

Die Aussagen stießen im Gemeinderat auf Kritik. Für Helmut Hauser sind nicht die Niederbordsteine das Problem, sondern der Schwerlastverkehr an sich. Der habe nachweislich stark zugenommen mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. Die Gemeindeverwaltung solle nicht locker lassen, den überörtlichen Schwerlastverkehr "aus Egenhausen rauszuhalten". Hans Kern war der gleichen Meinung.

Ein weiteres Thema waren Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Landesstraße 352 und in der Altensteiger Straße. Dass bei den Messungen der Verkehrsbehörde nur wenige Überschreitungen festgestellt worden seien, "ist für die Bürger von Egenhausen nicht nachvollziehbar", steht in dem Schreiben ans Landratsamt. In Wirklichkeit werde das von den Anwohnern "ganz anders wahrgenommen". Deshalb sollte eine erneute Überprüfung vorgenommen werden.

Die Verkehrsbehörde sieht dafür keinen Anlass. Die vom 4. bis 11. Mai 2016 durchgeführte Messung mit einem Seitenradargerät habe klar ergeben, dass 85 Prozent der 23 277 gezählten Fahrzeuge mit durchschnittlich 57 Stundenkilometern unterwegs gewesen seien, folglich gebe es nur wenige Ausreißer. Die Gemeindeverwaltung Egenhausen hat eigene Auswertungen vorliegen. Danach waren die meisten Fahrzeuge deutlich schneller unterwegs. Weil in der Altensteiger Straße Einfahrten in und Ausfahrten von Baugebieten vorhanden seien und zwei Bushaltestellen, halte man einen stationären Blitzer für die beste Lösung.

In dem Schreiben des Bürgermeister an die Verkehrsbehörde wurden auch Anregungen aus der Bürgerschaft aufgeführt. Die Anwohner in unmittelbarer Nähe des Minikreisverkehrs auf Höhe der Sommerstraße kritisieren die hohe Lärmbelästigung, besonders in der Nacht. Deshalb sollte man dort eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer anordnen und auf die Sommerstraße ausdehnen. Die Verkehrsbehörde lehnt das ab. Man habe sich damals "bewusst" gegen die Empfehlung der zuständigen Stelle beim Regierungspräsidium ausgesprochen und eine widerrechtliche Benutzung durch Verkehrsteilnehmer samt der entstehenden Lärmentwicklung beim Überfahren des Pflasters billigend in Kauf genommen. Ausdrücklich betonte Bürgermeister Holder zum Schluss der Debatte, dass der Gemeinde die Sicherheit ihrer Bevölkerung sehr am Herzen liege und man nicht warten dürfe, bis etwas passiert.