Wilhelm Breitling stellte beim Seniorennachmittag im Rotfelder Gemeindehaus sein neues Werk vor. Foto: Roller Foto: Schwarzwälder Bote

Forschung: 50 Rotfelder erfahren beim Seniorennachmittag Interessantes und Amüsantes über ihr Dorf

Der ehemalige Kamelhofbetreiber Wilhelm Breitling ist für seine außergewöhnlichen Projekte bekannt. Beim Seniorennachmittag im Rotfelder Gemeindehaus hat er vor mehr als 50 Gästen sein neuestes Werk vorgestellt.

Ebhausen-Rotfelden. Wilhelm Breitling hat hunderte von Personen, die seit 1945 in Rotfelden gestorben sind, erfasst und biografische Notizen über sie gesammelt. Dazu hat er alle Häuser seines Heimatorts dokumentiert sowie die Grabmale auf dem Friedhof.

Diese umfangreichen Daten hat Breitling mit Unterstützung seines Sohnes Markus und des Programmierers Stefan Egeler per Excel-Tabellen in ein Datenbanksystem eingespeist. Das Werk verbindet traditionelle Ahnen- und Sippenforschung mit interaktiver Datenbankprogrammierung.

1986 entstand in Rotfelden nach einem Vortrag des Lehrers Gottlieb Ungericht die Idee, regelmäßig die Bürger zu befragen und mit den gesammelten Antworten und Zahlen die Entwicklung des Dorfes zu dokumentieren. Zwar ist die Umfragetätigkeit mit der Zeit im Sand verlaufen – trotzdem hat sie Personen vor dem Vergessen bewahrt. So zum Beispiel einen alleinstehenden Zugezogenen aus Thüringen, der aufgrund seines blassen Aussehens "der Tod" genannt wurde und dann tatsächlich bereits in jungen Jahren verstarb.

Im Jahr 2003 wurde dann – rechtzeitig vor dem 1000. Geburtstag Rotfeldens – ein Ortssippenbuch veröffentlicht, in dem die Rotfelder nahezu lückenlos aus den Kirchenbüchern erfasst sind. Um daran anzuknüpfen und den vorhandenen Datenbestand zu aktualisieren, hat Wilhelm Breitling vor drei Jahren begonnen, Biografien zu sammeln – und dafür gleich die Möglichkeiten der modernen Digitaltechnik ins Auge gefasst.

Seit 20 Jahren gibt es im Dorf keinen Vollerwerbslandwirt mehr

Eine wichtige Erkenntnis Breitlings : Rotfelden ist in den vergangenen 70 Jahren vom Dorf der Selbstversorger zum reinen Wohnort geworden.

1957 lieferten 87 Landwirte täglich ihre Milch in der Molkerei ab, wenige Jahre später war "der Daimler" der größte Arbeitgeber für die Rotfelder. Viele stiegen auf Nebenerwerbslandwirtschaft um. Die Pendlerbusse fuhren jeden Tag mehr als 100 Arbeiter zum Ort hinaus und abends wieder zurück. Der Wohlstand breitete sich aus, die Landwirtschaft und speziell die Viehhaltung sind dahingegen am Aussterben. Seit 20 Jahren gibt es im Dorf keinen Vollerwerbslandwirt mehr.

Mit der Software, deren Entstehung durch Breitlings Projekt vorangetrieben wurde, können nach Jahrgängen gesucht, Verwandtschaftsverhältnisse analysiert und faszinierende und amüsante Geschichten entdeckt werden. Exemplarisch zeigte Wilhelm Breitling dies an mehreren prägnanten Rotfeldern, die natürlich etliche der anwesenden Senioren noch persönlich kannten. Zu jedem erzählte der Referent interessante und teils amüsante Geschichten – auch im Dialog mit den Anwesenden, die manche Anekdoten beisteuern konnten.

Vorerst ist der Datenbestand zur nichtöffentlichen Nutzung bestimmt. Breitling möchte immer mal wieder einen Vortrag damit halten. Öffentliche Nutzung, Ahnenforschung, Vereinschroniken, Einarbeitung von Ortssippenbüchern – Breitling kann sich eine Verwendung des Projekts auch über Rotfelden hinaus gut vorstellen. Die Grundlagen sind gelegt. Die Verbindung von historischer Dokumentation und moderner EDV-Technik bietet Perspektiven für Bildung und Forschung. Und der 81-Jährige hat wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass er immer wieder für innovative Ideen zu haben ist.