Synthetische Kraftstoffe sollte man bei der Mobilitätswende nicht aus den Augen verlieren – das erläuterten zumindest (von links) Kevin, Bernd und Wolfgang Wahr den IHK-Vertretern Carl Christian Hirsch (Zweiter von rechts) und Oliver Laukel auf dem Wolfsberg in Nagold. Foto: Werner Klein-Wiele

Bei der IHK-Energietour stehen Mobilität und Wärmeversorgung im Fokus. Die dritte Station der Gesprächsreihe machte Halt beim Energielieferanten Wahr in Nagold.

Mehr Technologieoffenheit würde die Diskussion um die Mobilitätswende und die Energieversorgung gerechter machen. Darin sind sich Experten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald mit den Führungskräften des Energielieferanten Wahr in Nagold einig. „Um die Vielfalt in der Energieversorgung sichtbar zu machen, ist das Familienunternehmen Wahr genau die richtige Anlaufstelle“, betonte Carl Christian Hirsch, Mitglied der IHK-Geschäftsführung, im Rahmen der vierteiligen Energietour, die ihren dritten Halt auf dem Wolfsberg einlegte.

Es standen die neuen, innovativen Energien im Mittelpunkt der Gesprächsrunde, an der neben Carl Christian Hirsch auch Oliver Laukel, IHK-Teamleiter für Umwelt und Energie, sowie Wolfgang, Bernd und Kevin Wahr teilnahmen. Bei dem Gedankenaustausch wurde schnell klar, dass es in Zeiten der Energiekrise durchaus Sinn ergebe, nicht nur die Elektro-Mobilität zu forcieren. Zusätzlich zur Wasserstofftechnologie sei auch die weitere Erforschung und vor allem der Ausbau der Produktion und die Akzeptanz synthetischer Kraftstoffe, sogenannter E-Fuels, ins Visier zu nehmen.

„Nicht nur auf ein Pferd setzen“

„Es wäre falsch, nur auf ein Pferd zu setzen“, warnte Laukel. „Auch wenn wir ein E-Ladesäulennetz planen, wird es mit batteriebetriebenen Antrieben allein zu Kapazitätsproblemen im Stromnetz kommen“, ergänzte Geschäftsführer Wolfgang Wahr. Vor diesem Hintergrund sei es aus seiner Sicht falsch, die Technologieoffenheit zu blockieren, anstatt „offen für Neues“ zu sein und Alternativen früh ins Kalkül zu ziehen. Das könnten auch synthetische Kraftstoffe sein, die bereits in Pilotprojekten aus grünem Strom und Wasserstoff gewonnen werden.

Zudem ergebe es Sinn, den Kraftstoff dort zu produzieren, wo er gebraucht werde, argumentierte Hirsch. Also müsse grüner Wasserstoff auch in deutsche Raffinerien geholt werden, um dort E-Fuels zu erzeugen. Diese seien speicherfähig und transportabel, ergänzte Wolfgang Wahr, der darin auch für den Wärmebedarf eine Option sieht. Es brauche dafür keine neue Infrastruktur, das vorhandene Tankstellennetz lasse sich weiter nutzen.

Informationen

E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe. Diese verbrennen einerseits deutlich weniger Schadstoffemissionen als fossile. Zusätzlich können mit ihrer Klimaneutralität bereits im Bestand an Fahrzeugen CO2-Emmissionen gespart werden. Bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen wird Wasserstoff als Grundprodukt verwendet. Der Vorteil: Wasserstoff ist in der Natur in unendlichen Mengen vorhanden. Nach Einsatz von regenerativem Strom wird der Wasserstoff dann zu sogenanntem E-Fuel weiterverarbeitet.

Das Familienunternehmen Wahr beliefert seit 1964 Endverbraucher, Gewerbe, Industrie und den Großhandel mit nahezu allen Energieträgern aus einer Hand. Außerdem werden die öffentliche Hand und der Brennstoffhandel sowie eine Vielzahl von Tankstellen mit Kraftstoffen beliefert. Zur MTB-Tankstelleneigenmarke gehören 25 eigen betriebene und rund 20 weitere, von MTB-Vertragspartnern betriebene, Tankstellen. Die Firma Wahr wurde von Fritz Wahr gegründet und ist auf dem Nagolder Wolfsberg ansässig. Sie ist mit den Jahrzehnten stetig gewachsen und setzt zusammen mit ihrer Tochterfirma BWW Energie jährlich über eine Million Kubikmeter Kraft- und Brennstoffe um. Geleitet wird das Unternehmen von den Geschäftsführern Bernd und Wolfgang Wahr. Unter den rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Süddeutschland sind zehn Familienmitglieder im Unternehmen tätig.