Das frühere Wasserreservoir von Dunningen empfiehlt sich als besonderer Ausstellungsraum für Kunst
Von Bodo Schnekenburger
Dunningen. Es ist ein Raum, der geradezu auffordert: Das frühere Wasserreservoir, für das in den 1930er-Jahren eine zweiflügelige Kaverne am höchsten Punkt des Ortes in den Boden betoniert wurde, empfiehlt sich als besonderer Kunstraum.
Unter der Christophorus-Kapelle wissen ältere Dunninger einen Schatz. Hier wurde in einem Betongewölbe bis 1970 das Trinkwasser für die Gemeinde gehütet. Irgendwann reichten die zweimal 25 Kubikmeter reichten nicht mehr aus, ein neues Reservoir mit dreifachem Volumen wurde erstellt. Das alte durfte in einen Dornröschenschlaf fallen. Es hat ihm nicht geschadet. Auch die der Bau der Christophoruskapelle, die auf dem Deckel des Reservoirs gründet, nicht. Es bedurfte aber einiger Zeit – und einer Idee –, bis es aus dem Schlummer wachgeküsst wurde.
Die Idee lag nahe: Solche aufgelassenen Zweckbauten für Kunst zu nutzen, ist seit einiger Zeit angesagt. Freilich, das hat sich schnell gezeigt, taugt nicht jeder. Sei es, dass die verbliebenen Strukturen in der Präsentation ein dominierendes Eigenleben führen, dass der Effekt des besonderen Charmes sich schnell abnutzt oder dass die Bausubstanz eher Gefahr denn Chance für Kunst und Publikum darstellt: Ein gutes Maß an Überlegung und Sensibilität ist geboten. Auch Dunningen macht da keine Ausnahme. Ein Schatz will gepflegt sein. Die baulichen Voraussetzungen sind prima. Der wohl nicht armierte Beton bietet mit seinen brauntonigen, erstaunlich glatten Oberflächen spannendes Potenzial. Auch der Zuschnitt der einzelnen durch die Gewölbebögen definierten Kammern fordert eine differenzierte Ausstellungskonzeption.
Kein Problem damit gibt es bei der Eröffnungsausstellung. Tobias Kammerer hat die Kapelle konzipiert und gestaltet. Als Sakralkünstler ist er am Ort verankert. So war es haheliegend, ihn als Maler für die erste Ausstellung zu gewinnen. Sein gestisches Farben- und Figurenspiel entwickelt an den – wie beschrieben eher dunklen Wandflächen – eine erstaunlich kontrastive Präsenz. Dem zu Seite steht eine Künstlerin aus dem Wallis zur Seite. Katrin Riesterer-Imboden ist mit Objekten aus im Wesentlichen drei Werkkomplexen ihrer keramischen Arbeit vertreten. Auch bei ihr spielt die Figur eine zentrale Rolle, doch in ganz anderer Form.
An die Stelle von Bewegung und Auflösung treten statuarische Gruppen und Einzelfiguren, schlanke Körper "Arme Seelen", anonymisiert und doch jeder mit individuellen Details. In hier fahlem Porzellanweiß die einen, schrundig und mit poröser Oberfläche, die ihre letzte erdige Farbgestalt erst in der Raku-Technik erlangt, die anderen. Auf Reliefs, auf denen sich im Hintergrund tiefengestaffelte Berglinien abzeichnen verweisen sie als "Gratzug" auf die Walliser Mythologie.
In der Ausstellung bleiben beide für sich. Die architektonische Struktur weist jedem Exponat oder jeder Gruppe einen eigenen Platz zu. Das schärft den Blick. Und plötzlich eröffnen sich die spannende Ein- und Durchblicke. Mit der notwendigen Sensibilität und Konsequenz wird dieses Spiel, das helfen kann, Kunst und deren Wirkung zu erschließen, erhalten bleiben – sodass die Vorfreude in Ruhe wachsen kann. So viel Pflege muss sein. Denn auch das ist klar: Die Katakomben sind alles andere als ein White Cube und bedürfen also einer ganz anderen Herangehensweise, will man nicht sie und mit ihnen die Kunst als Erlebnisraum zerstören.
u Die Ausstellung ist bis 6. Mai samstags und am Mittwoch von 14 bis 18 Uhr, sonntags und am Maifeiertag von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen.