Freddy Mercury hätte die Schweizer Staatsangehörigkeit beantragt, wenn er den Auftritt von Starbugs erlebt hätte. Foto: Thiercy

Ausverkauft! Matthias Klein und Jörn de Haan von der Geschäftsführung der Stadthalle hatten Grund zum Strahlen: Mit dem Schweizer Comedy-Trio kehrte zum dritten Mal wieder Leben in die Balinger Kulturszene ein. Es war der vierte Nachholtermin für die Eidgenossen. Und den haben sie genutzt, um die Schwaben um den Lachverstand zu bringen.

Balingen - Spätestens seit der Comedienne Hazel Brugger weiß man: Die Schweizer können mehr als Käse und Kräuterbonbons. Viel mehr – nämlich auch komplett ohne Worte das Publikum und deren Zwerchfelle an den Rand der Lacherschöpfung zu spielen.

Es war ein fulminantes Spektakel, das Starbugs Comedy am Samstag Abend auf dem Royan-Platz vor der Balinger Stadthalle ablieferte. Ein Zeichentrickfilm mit echten Menschen, eine Musikshow zum Niederbrechen, ein Feiertag für die Lachmuskeln. Und ganz gewiss auch ein Feiertag für das Team der Stadthalle.

Pantomime mit Musik

Alle ohne Ausnahme – von der Dame am Einlass bis hin zu den Verwaltungschefs und dem Team der Technik – waren mit Feuereifer dabei. 16 lange Monate lang mussten die drei Schweizer Fabian Berger, Wassilis Reiger und Martin Burtscher auf ihr Publikum verzichten. Die Freude über den Auftritt in der Zollernstadt entlud sich fulminant auf der Bühne. Dann und wann auch in nicht geplanten Lachsalven der Akteure, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden.

Berger ist Physiotherapeut. Reiger hat den Bachelor of Business Administration in der Tasche und Burtscher ist Modellbauer. Eigentlich. Aber dann kam "Starbugs", und das Leben der drei nahm eine komplette Wendung. Mittlerweile sind die Eidgenossen weltweit unterwegs, wurden mit Preisen nur so überhäuft. Aber abgehoben haben sie aber nicht. Nach der sicher kräftezehrenden Show saßen sie noch auf ein Bier hinter der Bühne und plauschten mit den Fans, die mit einem fetten Grinsen im Gesicht den Heimweg nach Balingen, Tuttlingen oder Rottweil antraten.

"Starbugs" sind ein Phänomen. Im Prinzip machen sie Pantomime. Und die ist seit Samy Molchow langweilig. Es sei denn, man würzt diese Kunstform mit Musik und exakten – und deswegen unwahrscheinlich schwierigen – Posen und Mimiken. Dem bösen Rapper rutscht die Hose? Der Takt sitzt. Eine Kuh muss gemolken werden? Natürlich zum Takt der "Heidi"-Melodie und klar – mit Schweizer Fahnen.

Fast zwei Stunden allerbeste Abendunterhaltung

Das Trio unter der Regie von Nadja Sieger saust und braust durch fast zwei Stunden allerbeste Abendunterhaltung. Sieger, Jahrgang 1968, ist von Haus aus Schauspielerin und war in namhaften Produktionen dabei. Das merkt man der Starbugs-Show an. Und auch das Funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk. Da darf keine Geste, keine Bewegung zu spät kommen. Und das tut sie auch nicht. Alles ist minutiös abgestimmt auf die Licht- und Toneffekte von Jay Schütz. Der von den Balingern am Ende des Abends einen extra langen Applaus bekam.

Zuvor allerdings gab es die wohl legendärste Interpretation der "Bohemian Rhapsodie" von "Queen", bei welcher der Bart von Freddy Mercury auch mal von unter der Nase zur Stirn wanderte. "Starbugs" rast von James Bond zum Marlboromann, tanzt zu Robocop und animiert das Publikum mit Schuhplattlern und "Ey, Macarena" zum Mitmachen.

Klingt harmlos – würden dabei nicht dann und wann dem einen oder anderen die Hosen runterrutschen oder ein Salto misslingen. Absichtlich, klar, deswegen aber nicht weniger witzig. Und wenn das Trio am Ende des Abends auf die Bühne tritt – nach zwei Zugaben – wird sogar für Likes in den Netzwerken ein Pass verlost. Der Gotthard zum Beispiel. Und das ist gut so und verdient, denn nie wurde in Balingen die Bugszene der "Titanic" schöner dargestellt, als von diesen drei genialen Eidgenossen.