Nach der eindrucksvollen geologischen Wanderung rund um Hallwangen ging es ins Besucherbergwerk.Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Auf geologischen Spaziergang folgt Besuch im Bergwerk / Fülle an Informationen über Hallwangen

Interessante heimatkundliche Einblicke und zufriedene Besucher gab es beim "Spaziergang über und unter Tage" beim "Dornstetter Freizeitsommer", zu dem der Förderkreis Historischer Bergbau Hallwangen eingeladen hatte.

Dornstetten-Hallwangen. Bei der geologischen Wanderung "über Tage" führte Hans Ulrich Bergler, Chemiker, Pharmazeut und aktives Mitglied im Förderkreis Historischer Bergbau Hallwangen, die Besucher vom Dornstetter Aussichtspunkt Bäumle bis zum Hallwanger Besucherbergwerk an vielen geologisch, mineralogisch und bergwerkstechnisch interessanten Orten vorbei. Den ganzen zweistündigen Spaziergang lang hielt Bergler das Interesse der großen Besuchergruppe – die Spannweite reichte vom Geologen bis zum Ferienkind – mit seinen aufschlussreichen, spannenden und detaillierten Ausführungen aufrecht. Zahlreiche Informationen hatte Bergler auch über den Freudenstädter Graben mitgebracht.

Freudenstädter Graben bildete sich vor 30 Millionen Jahren

Diese Verwerfung wurde früher als Dornstetter Graben bezeichnet. Sie ist zwölf bis 15 Kilometer lang, sieben bis acht Kilometer breit und maximal 200 Meter tief. Sie erstreckt sich von der östlichen Verbruchkante in Hallwangen bis zum westlichen Ende im Christophstal und bildete sich vor rund 30 Millionen Jahren durch Verschiebungen und Absenkungen der Erdschichten. Ein Vorgang, der mit einer Geschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 Millimeter pro Jahr ablief, weshalb man bei diesen Entstehungsprozessen, so Bergler, "in Zeiträumen von einer Million Jahren denken muss". Dass es auf dem Höhenrücken zwischen Dornstetten und Hallwangen früher mehrere Gruben und Steinbrüche gab, belegen neben den geologischen Gegebenheiten auch noch alte Gewann-Namen wie "Habergrub" und "Löchle", ein Steinbruch, der dort noch bis in die 50er-Jahre in Betrieb war.

Im einzigen noch erhaltenen Steinbruch dieser Region wird auch heute noch Muschelkalk abgebaut. Unter den Fachleuten ist der Steinbruch Kaltenbach vor allem auch durch Bodenradar-Messungen bekannt, die dort Geologen der Uni Tübingen vorgenommen haben. Zur Verdeutlichung einzelner Sachverhalte und erdgeschichtlicher Grundlagen hatte Bergler Schaubilder mitgebracht. Er zeigte dabei auch die zwischen Jura und Perm im Trias-System verortete "Schwäbische Trias", die aus Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein besteht. Beim geologischen Spaziergang waren dabei auf der Höhe des Gedenksteins für den Hallwanger Künstler Heinrich Schäff-Zerweck die Übergänge zwischen Muschelkalk (grau) und Buntsandstein (rötlich) zu erahnen.

Von Bahnprojekt nach Pfalzgrafenweiler bleibt nicht viel übrig

Heute noch gut zu erkennen sind Aufschlüsse im unteren Muschelkalk im "Wellengebirge" entlang der Bahnlinie Aach-Dornstetten. Wie Bergler anhand alter Fotografien demonstrierte, waren "Wellengebirge" auch bei der geplanten Bahntrasse nach Pfalzgrafenweiler und Altensteig zu sehen, heute allerdings ist von diesem Bauvorhaben aus dem Jahr 1927 nicht mehr viel übrig geblieben.

In "Himmlisch Heer" wurde Silber, Kupfer und Schwerspat abgebaut

Beim Besucherbergwerk "Himmlisch Heer" in Hallwangen übernahm Wilfried Märgner die fachkundige Führung "unter Tage". Er hatte eine Fülle von Informationen bereit. So weise der ursprüngliche Ortsname Haldewang auf ein Waldhufendorf hin, eine Halde an der Wange. Bereits 1075 wurde Hallwangen als Bergbausiedlung erwähnt. Dabei seien, so Märgner, die Hallwanger früher in erster Linie mit Waldarbeiten, der Flößerei, der Uhrenherstellung und Glasgewinnung beschäftigt gewesen. Im Hallwanger Bergwerk wurde bis 1912 Silber-, Kupfer- und Schwerspat abgebaut, danach war ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich. Es ist den ehrenamtlichen Helfern rund um Vorsitzende Erna Märgner zu verdanken, dass das Bergwerk heute wieder für Besucher offen steht. Seit 1995 räumte der Verein in unzähligen Stunden die oberen und unteren Stollen, Irmgardsglück und Himmlisch Heer, frei von Gesteinsbrocken, Abraum, Schutt und Unrat. Stolz berichtete Erna Märgner, dass der Förderverein damit sein großes Ziel, die "Weiße Halle" wieder zugänglich zu machen, fast erreicht hat.  Besichtigt werden kann das Besucherbergwerk bis Ende Oktober jeden ersten und dritten Sonntag von 14 bis 17 Uhr und dienstags ab 14 Uhr.