Bestsellerautor Wolfgang Schorlau trug sich im Beisein von (von links) Kulturamtsmitarbeiterin Regine Rathgeber, Praktikantin Hanna Schneider, Kulturamtsleiterin Ellen Brede und Buchhändlerin Felicitas Seeger ins goldene Buch der Stadt Dornstetten ein. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Buchwochen: Wolfgang Schorlau liest in Dornstetten aus seinem neuen Dengler-Krimi "Der große Plan"

Die 14. Dornstetter Buchwochen unter dem Motto "Schmökerfreuden" haben Fahrt aufgenommen: Zum Auftakt war der erfolgsverwöhnte Krimiautor Wolfgang Schorlau mit einer Lesung aus seinem neuen Dengler-Fall "Der große Plan" zu Gast in der Zehntscheuer.

Dornstetten. Kulturamtsleiterin Ellen Brede begrüßte das zahlreiche Publikum, verknüpfte damit ihren Dank an die Sponsoren der Buchwochen und skizzierte Schorlaus schriftstellerischen Aufstieg. So tummelt sich auch der aktuelle neunte Fall des Stuttgarter Privatermittlers Georg Dengler in den Belletristik-Hitparaden.

Mit "Schmökern" allein ist indes dem voluminösen Band nicht beizukommen. Das Thema ist heikel, mit vielen Vorurteilen belastet und dreht das ganz große internationale Finanzrad. "Der große Plan" thematisiert die vorgebliche Griechenland-Rettung mit einem Gesamtvolumen von 250 Milliarden Euro.

Die Passagen, die Schorlau aus dem Roman las und erläuterte, wären in ihrer Komplexität auch einem volkswirtschaftlichen Uniseminar angemessen. Da ist die Rede von Geldformen, Derivaten, unvorstellbarem Anhäufen von Vermögen, Kategorien von Schulden, Swaps und wie in den Finanzmetropolen damit jongliert wird.

Im Solarium wird ein Mann regelrecht gegrillt

Es ist klar, dass der Autor für die sachgerechte Darstellung Expertenrat eingeholt und aufwendige Recherchen angestellt hat, schließlich kommen auch reale Personen der Zeitgeschichte zur Sprache. Derlei Theorielastigkeit kommentierte er mit einem Bonmot: "Das ist wohl überhaupt der einzige Krimi, in dem Schaubilder abgedruckt sind."

Georg Dengler erhält vom Auswärtigen Amt den Auftrag, nach der Mitarbeiterin Anna Hartmann zu suchen, die spurlos verschwunden ist. Sie ist als Beraterin an die sogenannte Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission abgestellt worden. Ein Handyvideo lässt vermuten, dass Anna Hartmann entführt wurde.

Dengler hat endlich einen Auftrag, der ihn wirtschaftlich sicherstellt, und so kann er sein bescheidenes Büro personell aufrüsten. Mit einer Gruppe aus Freunden, die sich regelmäßig zu Teamsitzungen trifft, rollt er den Fall auf. Fragen wie "Was hatte Hartmann mit der Griechenland-Rettung zu tun?" oder "Welches Geheimnis birgt ihr verschwundener Laptop?" führen in einen anscheinend undurchdringlichen Indizien-Dschungel.

Eine Spur führt auch nach Griechenland zum Künstler Petros Koronakis, der noch eine entscheidende Rolle im Verlauf der Handlung einnehmen soll. Überhaupt liegt Wolfgang Schorlau daran, mit dem Text dem Lesepublikum auch Lebensweise und Schwierigkeiten der Griechen vor Augen zu führen – als Kontrast zum Klischee von einem Volk, das lieber am Strand abhängt, als tatkräftig zum Sozialprodukt beizutragen. Schorlau stimmte mit einer drastischen Szene das Publikum auf Schauplätze seines Romans ein. Ein Mann im Visier des Ermittlers wird im Solarium regelrecht gegrillt: "Die Hitze verbrannte sein Herz, die Leber, die Milz und das Gewebe seiner Muskeln bis zu den Knochen und verkohlte ihn vollständig." Kommentar des Autors: "Viel Spaß beim nächsten Solariumsbesuch!"

Eine unrühmliche Episode aus dem südlichen Kampfgebiet im Zweiten Weltkrieg ist ein Stützpfeiler des Plots. Ausgehend von dem Massaker, das eine SS-Einheit unter den Bewohnern eines griechischen Dorfes anrichtete, führt eine direkte Linie in die politische Gegenwart hinein. Schorlau verzichtete allerdings in seiner Lesung auf diese Verzweigung. Es gelingt ihm mit Perspektivenwechseln, den Leser bei der Stange zu halten und ihn mit unerwarteten Entwicklungen zu überraschen.

"Der große Plan" ist ein ehrgeiziges Werk, das nicht nur die üblichen Gesetzmäßigkeiten des Krimigenres bedienen möchte. Es ist unterhaltsam, informativ, verlangt aber einen langen Atem. Am Schluss des Vortrags bemerkte eine Besucherin folgerichtig: "Es ist gut, wenn man das Buch zuvor gelesen hat."

Das Buch: Wolfgang Schorlau: Der große Plan. Denglers neunter Fall, Roman, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 435 Seiten Paperback, 14,99 Euro.