Manuel Keller mit seinem Gesellenstück, einer tragbaren Orgel. Foto: Günther

Wie Manuel Keller aus Aach als Orgel- und Harmoniumbauer durchstartet.

Dornstetten-Aach - Manuel Keller ist zum besten Nachwuchs-Orgel- und Harmoniumbauer in Deutschland gekürt worden. In Aach, wo der 21-Jährige herkommt, ist man stolz auf den Bundessieger.

Am Freitag, 13. Dezember, wird ihm in Wiesbaden die Auszeichnung verliehen. Eigentlich wollte Manuel Keller einen ganz anderen Beruf ergreifen: Chirurg. Dass er sich als 15-Jähriger neu entschied, hat mit seinem Konfirmandenunterricht zu tun. Denn erst in seiner Zeit lernte er Orgelmusik kennen. Bei jedem Gottesdienstbesuch in der Andreaskirche in Aach faszinierte ihn der Klang.

Bald nahm er sich vor: "Orgel spielen möchte ich auch mal können." Dass sich sein Wunsch zügig erfüllte, hat er sowohl seinem Konfirmationspfarrer Helmut Göltenboth als auch dem Vorsitzenden des Aacher Kirchengemeinderates, Fritz Weinmann, zu verdanken. Göltenboth ermunterte ihn, das Instrument auszuprobieren, Weinmann händigte ihm vertrauensvoll die Kirchenschlüssel aus. Zum Üben. Und Keller legte los. Bald spielte er auf der Aacher Kirchenorgel einfache Melodien. Später erhielt Keller durch Bezirkskantor Jörg Michael Sander Orgelunterricht.

Förderer im Ort

Das Instrument ließ ihn nicht los: Keller wollte nun Orgelbauer werden; eine Berufswahl, mit der er seine Familie völlig überraschte. Nicht überraschend war, mit welcher Zielstrebigkeit er seinen Wunschberuf anging: Noch während seiner Schulzeit an der Dornstetter Realschule absolvierte er ein Praktikum bei der Orgelbau-Firma Heintz in Schiltach. Um zunächst die handwerklichen Grundtechniken zu lernen, absolvierte er auf Anraten seines Orgelbaumeisters an der Heinrich-Schickhardt-Schule ein erstes Ausbildungsjahr als Schreiner. Eine Lehrstelle fand er bei der Firma Lenter in Sachsenheim im Kreis Ludwigsburg. Für diese Firma hatte sich Keller bewusst entschieden. Er wollte bei einem Orgelbauer lernen, der Kirchenorgeln nicht nur repariert, renoviert, restauriert oder rekonstruiert, sondern der auch neue Kirchenorgeln baut. Die Lehrzeit beeindruckte ihn. Wobei er seine drei Lehrjahre weniger in Sachsenheim als an vielen anderen Orten verbracht hat: So durfte er in Karlsruhe beim Orgelbau in der "Kleinen Kirche" und viele Wochen lang beim Orgelneubau in der Wiener Stadtkirche mitarbeiten.

In seiner dreijährigen Ausbildung besuchte er im Blockunterricht die Oscar-Walcker-Berufsschule in Ludwigsburg, Deutschlands einzige Schule für Orgel- und Harmoniumbauer. Dort lernen pro Ausbildungsjahr rund 45 Lehrlinge aus Deutschland und aus dem deutschsprachigen Ausland den Beruf des Orgelbauers. Im Juni legte er seine praktische Prüfung ab. Als Gesellenstück fertigte er dabei eine kleine Orgel, ein Portativ, an. Sein Gesellenstück hat er aus Eichenholz gebaut, die Klaviatur besteht aus Birnbaum und die Holzpfeifen aus Fichte und Eiche. Für die kleinen Metallpfeifen verwendete er Platten aus einer Zinn-Blei-Legierung. Alles entstand in reiner Handarbeit. "Mit ganz traditionellen Techniken und ohne Schleifpapier", so Keller. Er wurde damit Kammersieger, Landessieger und schließlich Bundessieger.

Zwar möchte er noch einige Jahre als Geselle in seiner Firma bleiben, dort warten bereits einige interessante Aufgaben wie die Renovierung der Kemptener Kirchenorgel aus dem Jahr 1730 auf ihn. Danach aber sind Auslandsjahre geplant. Reizen würden ihn sowohl die Niederlande, "wegen des norddeutschen Barocks und der Romantik", als auch die USA und Neuseeland – weil dort andere Handwerkstechniken angewandt werden.