Angeführt von Christian Hamann mit seinem Akkordeon, zog am Mittwochabend eine frohgelaunte Sängerschar durch die Dornstetter Hauptstraße: Der Liederkranz hatte zum alljährlichen "Bänkleshopp" eingeladen. Fotos: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: "Bänkleshopp" des Liederkranzes Dornstetten / Viele Lieder und jede Menge Verpflegung

Unkonventionell und fröhlich, obendrein ein bisschen urig, das ist der "Bänkleshopp", den der Liederkranz Dornstetten einmal im Jahr veranstaltet. Und: Gesungen wird dabei natürlich auch.

Dornstetten. Da wurde schwungvoll die Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt, besungen oder singend verkündet "Von den blauen Bergen kommen wir" und anschließend wehmütig gefragt: "Warum bist Du gekommen, wenn Du schon wieder gehst?" Alles war wohlklingend und meist erklangen die Lieder gar mehrstimmig. Dazu wurde wahlweise Sekt oder Selters ausgeschenkt, gegen später auch selbst gebrannter Obstler und selbst fabrizierter Eierlikör.

Entlang der Dornstetter Hauptstraße

Die ganze herrlich unkonventionelle Veranstaltung spielte sich nicht im Konzertsaal, sondern an den Sitzbänken entlang der Dornstetter Hauptstraße ab. Dabei ist der Name dieser urigen Veranstaltung des Dornstetter Liederkranzes Programm: "Dornstetter Bänkleshopp".

Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand eher zufällig. Hatte doch vor einigen Jahren nach der Singstunde ein neu zugezogenes Chormitglied bemängelt, dass im Städtle in Dornstetten keine Sitzbänke stünden und für diese Behauptung heftige Proteste geerntet. Als Gegenbeweis wurde vereinbart, an jeder Sitzbank der Hauptstraße entlang gemeinsam ein Lied zu singen.

Seither lädt der Liederkranz im August zum "Dornstetter Bänkleshopp" ein. Dass es zwar nicht sehr viele, aber doch genügend Bänkle oder ersatzweise auch Mäuerle gibt, um einen ganzen Abend singend durchs Städtle zu ziehen, bewiesen die froh gelaunten Sänger am Mittwochabend wieder einmal aufs Vortrefflichste. Bei besten Wetterbedingungen ging es, ausgestattet mit Einkaufstrolleys, Rucksäcken und Körben, auf Sangestour. Wobei die Behältnisse nicht mit Noten oder Liederbüchern gefüllt waren; als gestandene Sänger kennen die Dornstetter ihr Repertoire auswendig.

Wie sich bald zeigte, bestand der Inhalt der verschiedenen mitgeführten Behältnisse aus Unmengen selbst gebackenen Gebäcks, aus mit Obst gefüllten Schüsseln, aus kleinen Snacks wie Fleischküchle oder Zwiebelkuchen und vor allem aus Beständen des heimischen Getränkekellers. Dass die Sangestour der ausgelassenen Schar dabei stellenweise durchaus Parallelen zu einem Schulausflug aufwies, zeigte sich gleich zu Beginn. Denn ehe die Sänger das erste Bänkle zum Anfangslied ansteuerten, wurde erst einmal eine Essensgrundlage gelegt: Auf dem Mäuerle unterhalb des neuen Kreisels vesperten die Sänger zünftig. Wer dabei das Glück hatte, zufällig vorbeizukommen, wurde kurzerhand dazu eingeladen.

Derart gut vorbereitet, starteten die rund 30 Liederkranzmitglieder dann bei den ersten Sitzbänken bei den Springbrunnen-Stelen. Sofort war klar: In Dornstetten wird nicht gegrölt, sondern vollmundig und wohltönend gemeinsam gesungen, eigentlich klar, denn der Dornstetter Gesangverein wurde für seine herausragenden Sangesleistungen sowohl mit der Zelter-Plakette als auch mit der Conradin-Kreutzer-Tafel ausgezeichnet. Was gesungen wurde, bestimmte dabei Christian Hamann, der den gesamten Abend mit seinem Akkordeon anführte. Da erklang aus geschulten Stimmen das "Kufstein-Lied", "La Paloma" oder "Griechischer Wein". Beim "Zillertaler Hochzeitsmarsch" oder dem "Ententanz" tanzten einige Sängerinnen übermütig zwischen den Stelen hindurch. Angesichts der hohen Temperaturen nutzten sie den kleinen Wasserlauf dazwischen auch für ein kleines Fußbad. Die mitgebrachten Leckereien boten die Sänger kurzerhand auch in den umliegenden Geschäften an.

Weiter ging es zu den Bänken vor der Turnhalle und Richtung Altstadt bis zum "Lamm"-Garten. Dabei wurde sowohl "Muss i denn zum Städtele hinaus" beklagt als auch "Eviva Espana" oder "So ein Tag, so wunderschön wie heute" besungen. Nicht halten ließen sich einige Unentwegte und bewiesen ihre frohe Laune mit Schunkeln oder einem Jodel-Lied. Oder mit einem weiteren flotten Tänzchen auf dem Altstadtpflaster oder unter den Bäumen im "Lamm"-Garten. Mit viel Schwung steppten einzelne Frauen über die unebenen Pflastersteine. Derart angespornt, formierten sich die Männer des Vereins zu einem klanggewaltigen Männerchor und ließen ihren "Bajazzo" aufleben.

Endlich beim Kirchplatz angekommen, krönten Mond- und Sternenschein die Sangesdarbietungen. Passend dazu erklangen zum Abschluss einige Lieder der Romantik sowie stimmungsvolle Abendlieder.

Einziger Wermutstropfen war, dass sich nur so wenige Einheimische dem "Bänkleshopp" angeschlossen hatten. An den ausgezeichneten Gesangsdarbietungen und der fröhlichen Stimmung kann es nicht gelegen haben. Am Eintritt auch nicht, denn alles war kostenlos.