Hautnah-Atmosphäre mit Gänsehaut-Effekt: Das Alexa Rodrian Trio gab ein Jazz-Konzert der außergewöhnlichen Art. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Alexa Rodrian Trio gibt im Wintergarten der Firma Peukert ein außergewöhnliches Jazzkonzert von bester Güte

Von Tina Eberhardt

Dornstetten. Hautnah- Atmosphäre, Gänsehaut-Effekt und eine Musik so reich und weit wie das Leben. Bei "Peukert live im Wintergarten" lieferte das Alexa Rodrian Trio eine große Show auf kleinem Raum – mit wenigen Mitteln, aber umso höherer Intensität.

Der Ausstellungsraum von Glasermeister Olaf Peukert scheint inzwischen von einem Geheimtipp für Jazz-Liebhaber zu einem etablierten kulturellen Kleinod in der Region geworden zu sein. Auf voll besetzten Stuhlreihen, Sesseln und Barhockern genossen die Besucher ein Live-Konzert von bester Güte, während das fürsorgliche Catering-Team dafür sorgte, dass niemandem die Kehle trocken und der Magen leer wurde. Die Faszination des Abends lag jedoch im Gegensatz der Dimensionen: große Musik auf kleinem Raum und ein eigentlich entspanntes Genre, das dem Zuhörer an diesem Abend aber ein ums andere Mal Gänsehaut bescherte.

Alexa Rodrian ist Jazz-Sängerin, will ihre Musik aber nicht in tradierte Schubladen des Genres eingeschränkt wissen. Sie interpretiert Jazz in seiner ursprünglichsten Form. Als eine Lebenshaltung und eine musikalische Verbindung von Geist, Energie und Lebenskraft. Ihre Musik ist urban und kosmopolitisch, sehr reif und deutlich von Rodrians vielen internationalen Karriere-Stationen geprägt. Darin liegen Seele, Hingabe und eine Routine, die sich in einer hohen Gestaltungs- und Variationssicherheit widerspiegelt, ohne jemals satt oder festgesetzt zu wirken. Gesegnet ist Rodrian mit einer Stimme, die wohl keine Stimmung der Seele nicht darzustellen wüsste. Mal sanft, seelenvoll und warm – mal hart, rau und aggressiv.

Ihre Songs sind geprägt von Erfahrungen und Geschichten, die sie in Dornstetten in einem kontinuierlichen Erzählfluss zwischen den einzelnen Stücken einfließen ließ. Dem Zuhörer wurde es so möglich, die Vielschichtigkeit, Kreativität und den kunstvollen Bruch mit Erwartungen und Standards in Rodrians Kompositionen zur erfassen.

Klassifizieren und einordnen ließ sich kaum ein Werk Rodrians. Nicht die ergreifend-wütende Traurigkeit eines kleinen einsamen Jungen in "Henry Sad" und nicht die unerwartet unsentimentale, temperamentvolle Lebenstrotzigkeit, mit der in "No Use" der Tod einer Frau auf dem Schlachtfeld besungen wurde.

Alles war immer ein wenig anders, kreativer, facettenreicher. Das Publikum in Dornstetten goutierte den Anspruch, den das Trio ganz selbstverständlich an Geist und Ohr der Zuhörer stellte.

Mit Gerhard Schmitt an den Gitarren und Miguel de la Torre am Schlagzeug hatte Alexa Rodrian zwei Partner an der Seite, die Intensität und Stil ihrer Songs aufs Beste aufzugreifen wussten. Der junge Schlagzeuger klopfte, streichelte und umgarnte sein Instrument, mit beispiellosem Fingerspitzengefühl. Gab den Werken Kante und Charakter, ohne jemals in die Dominanz des Rhythmusmachers zu verfallen, der Rahmen und Tempo vorgibt. Gerhard Schmitt indessen begeisterte in vielen Rollen: als Lead-Gitarrist, der auf seinem Instrument nebenbei auch gleich die Basslinie mit versorgte, als Solist, der in vielen Zwischenspielen dem Gesang Rodrians nochmals einen eigenen Gegenpart stellte und als Virtuose an der außergewöhnlichen Pedal Steel Guitar, die am Rande der kleinen Bühne immer wieder die Aufmerksamkeit des faszinierten Publikums auf sich zog.

Hinter allen Dreien lag eine lange Tournee-Woche. Doch in Dornstetten schienen sie sich ebenso wohlzufühlen wie auf den großen Kulturbühnen, auf denen sie alle sonst zu Hause sind. Die Zuhörer dankten es. "Große Kunst", meinte einer am Schluss, während sich immer wieder Gäste zum Gespräch um die Künstler scharten.

Am 29. November geht es weiter mit Jazz im Ausstellungsraum: Dann werden Torsten Zwingenberger und Berlin 21 Dornstetten einen Besuch abstatten.