Gut gelaunt zeigten sich die Autoren Tom Buhrow (Mitte) und Sabine Stamer beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Dornstetten. Da schmunzelte auch Bürgermeister Dieter Flik (links). Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Tom Buhrow und Sabine Stamer wenden sich gegen eine falsche Bescheidenheit

Von Gerhard Keck Dornstetten. Buchwochen die Zweite: Nach dem Auftakt mit Roger Willemsen nahm ein weiterer prominenter Gast auf der Bühne im Bürgersaal Platz. "Mister Tagesthemen" Tom Buhrow kam in Begleitung seiner Frau Sabine Stamer zu einer gemeinsamen Lesung aus ihrem partnerschaftlich verfassten Werk "Mein Deutschland. Dein Deutschland".

Bürgermeister Dieter Flik hieß vor zahlreichem Publikum das Journalistenpaar willkommen. Thematisch eingestimmt auf den Abend wurden die Gäste durch eine Fotoschau, produziert von Sabine Stamer, mit Eindrücken von Land und Leuten.

Die Themenpalette, die Buhrow und Stamer in ihrer neuen Publikation ausbreiten, ist reichhaltig. Damit nehmen sie eine persönliche Standortbestimmung vor, die sich ihnen bei der Rückkehr nach jahrelanger Auslandstätigkeit in den USA und Frankreich aufgedrängt hat. Verknüpft mit subjektiven Erfahrungen sind Recherchen zur Untermauerung ihrer Überzeugung. Im Mittelpunkt stehen höchst aktuelle Themen wie Bildung, Erziehung, der Umgang mit Zuwanderern oder Sozialstaatlichkeit.

Teile aus den entsprechenden Kapiteln lasen Tom Buhrow und Sabine Stamer vor, ergänzt durch persönliche Anmerkungen und gelegentliche Frotzeleien. Es gelang dem Paar, eine heitere Atmosphäre zu schaffen trotz der Ernsthaftigkeit der Themen. Jenseits aller parteipolitischer Dogmen legten sie die Finger auf gesellschaftliche Wunden. Häufig verglichen sie dabei den Heilungsprozess hierzulande damit, wie er beispielsweise in den USA und Frankreich gefördert wird.

Eine der Überzeugungen des Journalistenpaars lautet denn auch, dass die Deutschen mit dem Wiederaufbau nach dem letzten Krieg und der Ost-West-Wiedervereinigung große Leistungen vollbracht hätten. Statt darauf stolz zu sein, spielten die Menschen ihre Erfolge in falscher Bescheidenheit herunter. Anhand zahlreicher Beispiele führten Buhrow und Stamer dem Publikum vor Augen, wo es in diesem Land hakt: "Wir schließen einen Pakt mit dem Mittelmaß, denn die Lust auf Leistung wird gedämpft", formulieren sie. Sie geißeln die soziale Spaltung in der Bildung, gehen mit der deutschen Einwanderungspolitik ins Gericht. Leistung und Spaß in Kombination ließen sich in der Schule trotz aller Unkenrufe miteinander verbinden, aber in Deutschland werde dies immer noch als Gegensatz gehandelt.

Wer in den USA die hohen Hürden für die Einwanderung überwunden habe, sei im Land willkommen. In Deutschland dagegen sehe man Zuwanderungswillige häufig als eine Art lästiges Hindernis an, das den normalen administrativen Ablauf stört. In Deutschland verteile man Almosen, statt auf die Motivation und die Leistungsbereitschaft der Einwanderungswilligen zu bauen.

Das Buch: Tom Buhrow/Sabine Stamer: Mein Deutschland. Dein Deutschland. Rowohlt Verlag Reinbek 2010, 256 Seiten gebunden mit Fotos.