Hermann Reich (rechts) erklärt Bürgermeister Markus Huber, wie das mit dem Einschießen des Teigs funktioniert. Das Backhaus im Bereich Ziegelhütte soll der Bevölkerung mit einem Fest wieder in Erinnerung gerufen werden. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Backhausfest in der "Ziegelhütte" am kommenden Wochenende soll alte Tradition aufleben lassen / Brote und Bearda im Angebot

Von Marcella Danner

Dornhan. Schnapsbrennerei, Napoleon-Eiche, historische Tiertränke, Schafe und Ziegen, Backhaus – im Bereich des Ziegelhütte-Ensembles fühlt man sich ein wenig in vergangene Zeiten zurückversetzt. Da scheint es nur folgerichtig, dass im letzten Backhaus der Kernstadt alte Traditionen wieder aufleben sollen – mit einem Fest.

Einst gehörte das Backhaus auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei den Urahnen von Hermann Reich. Doch weil sein Vorfahr sich mehr Lehm zum Brennen geholt hatte, als es sein Kontingent vorsah, musste er Strafe zahlen. Das Geld hatte er nicht, also kassierte die Stadt Dornhan stattdessen im 19. Jahrhundert sein Backhaus ein. Seither befindet sich das kleine Gebäude im Besitz der Kommune.

Die Jahreszahl 1884 ist in den Türsturz eingearbeitet. "Ein Stück Kulturgeschichte" – so sieht es auch Bürgermeister Markus Huber.

Deshalb unterstützt die Stadt die frisch gegründete "Initiative Dornhaner Backhaus". Um Initiator Hermann Reich haben sich noch elf weitere Bürger zusammengetan, die gemeinsam eine aussterbende Tradition aufrecht erhalten wollen.

Reich und seine Familie nutzen das Backhaus bisher fast alleine. Es besteht eine Art Kooperation mit der Stadt. Die hatte das Material gestellt, Hermann Reich und seine Mitstreiter, darunter auch Mitglieder der Narrenzunft, haben die Fassade gerichtet. Schließlich darf das Kleinod nicht verkommen.

Jetzt soll aber auch anderen Interessierten das Backen im alten Holzofen nähergebracht werden. Deshalb will die Initiative am 25. und 26. September mal wieder "so richtig einheizen".

Am kommenden Freitag besteht von 16 bis 19 Uhr die Möglichkeit, Holzofenbrot vor Ort zu kaufen. Am Samstag beginnt dann um 11 Uhr das Backhausfest mit dem Verkauf von Zwiebel- und Rahmbearda – "solange der Vorrat reicht". Und ab 17 Uhr wird zum Mostbesen eingeladen. Das süffige Getränk hat Hermann Reich ebenfalls selber gemacht. Wer selbst in die Kunst des Backens eingeweiht werden möchte, für den findet am 10. Oktober ein gesonderter Termin statt. An diesem Tag können die Dornhaner ihren Teig mitbringen und Hermann Reich erklärt ihnen, wie der Ofen angeheizt wird, und wie die Brotlaibe eingeschossen werden. Denn das ist eine Kunst für sich.

Reich hat sie sich übrigens selbst beigebracht. Als er 1974 heiratete, hatten er und seine Frau den Gesangverein zum Feiern eingeladen. Doch weder seine Mutter noch die Nachbarin, die immerhin Bäckermeisterin war, trauten sich zu, das Backhaus anzuheizen. Irmgard und Hermann Reich versuchten es einfach. Und siehe da, es hat funktioniert. Im Laufe der Jahre haben die Reichs natürlich jede Menge Erfahrungen dazugewonnen. Die möchte Hermann Reich jetzt weitergeben, damit die Tradition nicht ausstirbt. Der Erlös des Backhausfestes ist für die Erneuerung der Schamottsteinplatten im Ofen gedacht. Die haben mittlerweile ganz schön tiefe Risse bekommen, berichtet Reich.

u Sowohl beim Backhausfest wie auch am Backtag im Oktober besteht übrigens die Möglichkeit, sich das ofenfrische Brot auch nach Hause liefern zu lassen. Terminabsprache und Bestellung unter Telefon 0151/15 57 82 12.