Auf diesem Bild der Ahnengalerie im Schloss der Familie von Podewils sind Maria, Freifrau von Podewils, und Wilhelm, Freiherr von Podewils, zu sehen. Foto: Gukelberger Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Erinnerung an einen besonderen Brauch in den 50er-Jahren in Leinstetten

Besinnliche Weihnachten gehen heutzutage oft im Konsumrausch unter. Blickt man zurück in jene Zeit, in der es noch keine blinkende bunte Weihnachtsbeleuchtung gab und in der die Menschen nicht von Geschäft zu Geschäft hetzten, um Geschenke zu ergattern, so gab es in Leinstetten ein besonderes Brauchtum.

Dornhan-Leinstetten. Wie auch heute noch, war die Vorfreude auf die Weihnachten bei Jung und Alt groß. Damals war schon die Zeit des Advents sehr geheimnisvoll. Am Abend, wenn die Kinder im Bett waren, wurden von den Eltern und Großeltern oft die Geschenke gestrickt, genäht oder auch einmal eine Puppenstube geschreinert. Diese gab es dann, versehen mit einem weiteren Möbelstück, jedes Weihnachten als Geschenk, das an Lichtmess wieder in der "Versenkung" verschwand.

Die Puppen bekamen neue Kleider, und ganz exquisit gab es für die Buben auch mal ein Holzauto oder ganz nobel, eines aus Blech. Es verstand sich von selbst, dass man in dieser Zeit besonders brav zu sein hatte, denn das Christkind sah die kleinen Vergehen.

Im Gedächtnis vieler Bewohner von Leinstetten ist sicher noch die Bescherung zu Weihnachten, die im Schloss der Familie von Podewils stattgefunden hatte. Schon vor 1900 wurde in Leinstetten von Gabriele, Freifrau von Podewils (geboren 1862), eine "Dorfkinderweihnacht" ins Leben gerufen. Das ganze Jahr über strickte und nähte sie, um Kinder aus kinderreichen Familien, Waisen und Halbwaisen mit Geschenken zu beglücken und ihnen eine Freude zu bereiten.

Tradition wird gepflegt

Von ihrem Sohn, Wilhelm, Freiherr von Podewils (geboren 1891), und dessen Frau Maria, Freifrau von Podewils, (geboren 1908) wurde diese "Dorfkinderweihnacht" zum Wohle der Leinstetter und Fürnsaler Kinder weiter gepflegt. Eine am Ort ansässige Strickerei bekam vor Weihnachten den Auftrag, Mützen, Schals und Handschuhe zu stricken und diese zusammen mit kleinen Naschereien zu verpacken. Später durften die Kinder Wunschzettel schreiben, und diese Wünsche wurden erfüllt.

Zu einer Weihnachtsfeier bei den Baronen im Gartensaal kamen die Kinder mit Pfarrer und Lehrer. Viele Ältere erinnern sich noch an einen riesigen Weihnachtsbaum im großen Saal, der die Kinder besonders faszinierte. Mit Liedern und Gedichten wurde eine Feier abgehalten, und am Schluss gab es die Bescherung. Ein Ball, eine kleine Tasche oder Stoffe zum Nähen und vieles mehr befanden sich in den Päckchen.

Einem Zeitungsartikel (aufbewahrt von einer Zeitzeugin) anlässlich des 70. Geburtstags von Wilhelm, Freiherr von Podewils, ist folgendes zu entnehmen: "Auch mit den örtlichen Vereinen besteht eine gute Verbindung, wenn der ›Baron‹, wie ihn die Leinstetter nennen, bei einem Vereinsjubiläum die Schirmherrschaft annimmt und zum Fest auch noch etwas Vereinskasse spendet. Den Einladungen zu Liederabenden, Konzerten und Theateraufführungen folgen der Jubilar und seine Gemahlin gerne. Nicht zu vergessen sei der Kirchenbau im Jahre 1946, zu dem aus dem Schloss auch eine hochherzige Spende kam."

Sicher erinnern sich noch viele Leinstetter und auch Bewohner aus Fürnsal an diesen besonderen Brauch.