Jubilar: Der Dornhaner Steuerberater feiert 70. Geburtstag / Musik ist seine Leidenschaft
Dornhan. An den Ruhestand denkt Paul Herbstreuter noch nicht, auch wenn er beruflich etwas zurückgesteckt hat. So lange er das Gefühl habe, gebraucht zu werden, wolle er weitermachen. "Fit genug bin ich", sagt der Steuerberater, der am heutigen Montag seinen 70. Geburtstag feiert.
Schwierige Prüfung
Er ist ein gebürtiger Dornhaner, aufgewachsen aber in Betzweiler. Nach der Volksschule wechselte er zur Eduard-Spranger-Schule in Freudenstadt, absolvierte den Realschulabschluss und besuchte dort anschließend das neu eingerichtete Wirtschaftsgymnasium. Kaum hatte er 1970 das Abitur in der Tasche, verpflichtete er sich für eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr. Im gleichen Jahr hat er seine Frau Brigitte, geborene Schatz, geheiratet. 1971 zog er nach Dornhan in die "Türkei", seit 1979 wohnt die Familie in der Beethovenstraße.
Bleiben wollte er bei der Bundeswehr nicht, und so hat Herbstreuter 1972 seine Ausbildung in der Finanzverwaltung begonnen. Vom Finanzamt Oberndorf wechselte er 1979 nach Rottweil. Dort war er als Betriebsprüfer tätig.
Die schwierige Prüfung zum Steuerberater – die Durchfallquote liege hier bei zwei Dritteln der Absolventen – bestand er 1986. Ein Jahr später beendete er seine Zeit beim Finanzamt. In der Rossgartenstraße in Dornhan eröffnete eine eigene Kanzlei. 1995 zog er damit in die Franz-Schubert-Straße um.
Herbstreuter hat sich danach zum Wirtschaftsprüfer und vereidigtem Buchprüfer weitergebildet. Seit 2007 arbeitet seine Tochter Jasmin Zimmermann in der Kanzlei als Steuerberaterin mit. Sie ist mittlerweile auch Teilhaberin. Das erfolgreiche Familienunternehmen mit Kunden weit über die Region hinaus werde demnächst noch durch eine weitere Kraft verstärkt.
Elf Jahre lang war Paul Herbstreuter in Dornhan Vorsitzender der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG). In dieser Funktion organisierte er 2006 die Leistungsschau auf dem Schulgelände.
Die Fußball-WM fand damals in Deutschland statt. Die IHG besorgte sich in der Schweiz, übrigens kostenlos, die Übertragungsrechte fürs Public Viewing im Festzelt. Das war damals etwas ganz Neues in Deutschland.
Ereignis für die Region
Die Organisation einer Leistungsschau war mit großem Aufwand verbunden. Da stellte sich immer wieder die Frage, ob sich dies für den Handel und Gewerbe letztlich auszahlt. Den Nutzen, so Herbstreuter, sehe man erst, wenn man eine solche Veranstaltung nicht mehr habe.
Der Neujahrsempfang der IHG in der Stadthalle mit namhaften Referenten aus Wirtschaft und Politik hat sich in Dornhan etabliert. Die Veranstaltung, die Herbstreuter und Thomas Blaumeiser auf den Weg gebracht haben, ist ein gesellschaftliches Ereignis für die ganze Region.
An eine weitere Aktion erinnert sich Hebstreuter noch gut: "Was wäre wenn…?", fragten die Einzelhändler und verhängten in der Stadt ihre Schaufenster. Wenn nicht mehr in der Stadt eingekauft wird, könnte sie veröden. Die lokale Struktur leide, wenn Geschäfte verschwinden, sagt Herbstreuter. Mit dem Internet hat sich die Situation verschärft, dennoch sieht der Steuerberater eine Perspektive für den Einzelhandel, beispielsweise in Nischen, Fingerspitzengefühl und gutes Management vorausgesetzt. Er würde sich jedoch auch von der Politik wünschen, "Waffengleichheit mit den Internetanbietern" herzustellen. Die Corona-Pandemie biete sich an, Weichen neu zu stellen und darüber nachzudenken, vor der Haustür einzukaufen und zu produzieren.
2005 hat Paul Herbstreuter erstmals für den Dornhaner Gemeinderat kandidiert, ist aber als Kernstädter an der unechten Teilortswahl wegen weniger Stimmen gescheitert. 2009 hat es geklappt, im vergangenen Jahr ist er erneut gewählt worden. Seine dritte Legislaturperiode soll nun auch seine letzte sein. Als IHG-Präsident hatte er bereits Berührungspunkte mit der Kommunalpolitik. Er wollte mit seiner Kandidatur sein Fachwissen einbringen und damit die Politik in der Stadt mitgestalten.
Ein Beatles-Fan
Musik ist seine Leidenschaft. Auf dem Akkordeon hatte er als Zehnjähriger seinen ersten öffentlichen Auftritt. 1966 spielte er in einer Dornhaner Beatband und im Schulorchester in Freudenstadt Bass. Später war er Mitglied der regional bekannten Gruppen "Luckys" und "Buggys". Auf dem Kreuzfahrtschiff Costa Pacifica nahm er an einem Gesangswettbewerb vor 2000 Zuhörern teil. Mit einem Beatlestitel landete er auf dem zweiten Platz: "Das war mein größter Auftritt."
Ein Beatles-Fan ist er geblieben. Ende 2018 ist die Gruppe "Beatmaen" gegründet worden. Herbstreuter ist Sänger und Gitarrist. Die vierköpfige Band tritt beim langen Donnerstag der IHG am 30. Juli in der Stadtmitte mit Songs der legendären Beatles auf. Doch zunächst wird der runde Geburtstag gefeiert.
