Gitarrenbauer Sebastian Schwerdt in seiner Werkstatt in Marschalkenzimmern Foto: Nägele Foto: Schwarzwälder-Bote

Sebastian Schwerdt arbeitet als selbstständiger Gitarrenbauer / Mit 30 einen Traum erfüllt

Von Vanessa Nägele

Dornhan. Seit etwas mehr als einem Jahr lebt die Familie Schwerdt in Marschalkenzimmern. Wer am Haus vorbeigeht, dem sticht gleich die hölzerne Gitarre an der Hauswand ins Auge. Der Grund ist schnell gefunden: Schwerdt hat sein Hobby zum Beruf gemacht, er arbeitet als selbstständiger Gitarrenbauer.

In Deutschland gibt es nur zwei Hochschulen, die die Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher anbieten. Eine befindet sich in Zwickau, die andere in Mittenwald – dort konnte Sebastian Schwerdt einen der wenigen Ausbildungsplätze ergattern.

"Zuerst habe ich einen anderen Beruf ausgeübt, doch kurz vor meinem 30. Geburtstag habe ich den Entschluss gefasst, mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen", berichtet der leidenschaftliche Instrumentenbauer.

Insgesamt drei Jahre dauerte seine Ausbildung, bei der er auch Zithern und andere Zupfinstrumente herstellen musste. Heute fertigt er in seiner gut sortierten Werkstatt ausschließlich Gitarren.

Wer sich die Zeit nimmt, sich einmal genauer mit der Ausbildung zu befassen, dem wird bald klar, dass das rustikale Wort "Bau" viel zu grob klingt für den filigranen Beruf von Sebastian Schwerdt. Denn die Herstellung sensibler Zupfinstrumente verlangt weitaus mehr als handwerkliches Geschick: Neben feinen Schnitz-, Lackier- und Furnierarbeiten sind auch exzellente Kenntnisse in Statik und Akustik gefragt. "Ich baue meine Gitarren mit dem Ohr", erklärt der gelernte Instrumentenbauer, der seit mittlerweile zwei Jahren selbstständig ist. Außerdem lege er viel Wert auf eine unverwechselbare Optik, denn "das Besondere ist genau mein Ding".

Anschaulich erklärt Sebastian Schwerdt, dass der Unterschied zwischen einer handgefertigten und einer industriell hergestellten Gitarre vor allem in der Qualität liegt. Für den Bau seiner Instrumente verwendet er ausschließlich erstklassige Hölzer, die er vor der Verarbeitung sorgfältig prüft. Nichts weniger als Perfektion erwartet er von seiner eigenen Arbeit.

Aufgrund der komplexen Arbeitsabläufe fertigt der Gitarrenbauer stets zwei Instrumente gleichzeitig. Bis zur Fertigstellung der hochwertigen Einzelstücke benötigt er rund zwei Monate. Da ist es auch nicht sonderlich überraschend, dass die Preise für eine Akustikgitarre bei 2000 Euro beginnen.

Zu den Kunden von Sebastian Schwerdt gehören Berufsmusiker, die darauf angewiesen sind, eine qualitativ hochwertige Gitarre mit sehr gutem Klang zu spielen. Auch Liebhaber, "die sich etwas ganz Besonderes in die Vitrine stellen wollen", darf er von Zeit zu Zeit in seiner Werkstatt willkommen heißen.

Generell trifft in der Werkstatt in Marschalkenzimmern aber recht wenig Laufkundschaft ein. "Der eine oder andere Neugierige schaut schon mal vorbei, ist dann aber zumeist überrascht von den Preisen", erklärt Schwerdt.

Neben dem Bau neuer Gitarren kümmert sich der Familienvater auch um die Reparatur defekter Instrumente, darüber hinaus gibt er Gitarrenunterricht.

Unterstützt und gestärkt wird er von seiner Frau Mona, ohne deren Hilfe er sich seinen Traum nicht hätte erfüllen können. Und: "Bis zum heutigen Tag habe ich meine Entscheidung keinen einzigen Tag bereut."