Carmen Zahn füttert mit ihren Kindern Clara und Liam die Herde. Neugierig begutachten die Alpakas die Kamera. Foto: Beyer

"Alpaca Magic" hält putzige Vierbeiner aus den Anden auf dem Hof. Tiere wirken als Entschleunigungshelfer.

Dornhan-Leinstetten - In Leinstetten gibt es eine neue Touristen-Attraktion. Carmen Zahn hält seit einigen Monaten auf ihrem Hof Alpakas, mit denen Wanderungen unternommen werden können.

So leicht sind die Alpakas nicht zu fotografieren. Erst ignorieren sie den Fremden völlig und lassen sich nicht beim Fressen stören, im nächsten Moment stürmen sie neugierig in Richtung Kamera, begutachten die Linse, nur um sich dann wieder zu trollen. Die Tiere seien weder scheu noch aufdringlich, beschreibt Carmen Zahn das Verhalten der Alpakas.

Haltung auf eigenem Bio-Hof

Bei einer Landwirtschaftsveranstaltung in Lauterbach vor sechs oder acht Jahren hätten sie und ihre Kinder das erste Mal Alpakas gesehen. Schon damals seien sie begeistert gewesen. Vergangenes Jahr habe sich dann ihre Tochter Clara eine Alpaka-Wanderung zum Geburtstag gewünscht und die erneute Begegnung mit den faszinierenden Tieren habe dann zu der Entscheidung geführt, sie auch auf dem eigenen Bio-Hof zu halten.

Dazu musste Zahn ein Seminar zur Haltung der Tiere besuchen und eine Prüfung beim Veterinäramt ablegen. Auch sei es Vorschrift, mindestens zwei Tiere zu halten und diesen eine Fläche von 1000 Quadratmetern zur Verfügung zu stellen. Für jedes weitere Tier müssten weitere 100 Quadratmeter Weide geschaffen werden. Zahn hält die Überprüfung dieser Vorschriften für sinnvoll, denn die zunehmende Alpaka-Begeisterung habe schon dazu geführt, dass Tiere in Garagen gehalten worden seien.

Seit Juli bietet Zahn nun sogenannte Alpaka-Wanderungen an. Jeder Teilnehmer führt dabei ein Alpaka an der Leine. Ziel sei nicht, eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. "Es geht um das Erlebnis mit den Tieren", erläutert Zahn, deshalb laufe man ganz gemütlich. Dadurch, dass die Alpakas immer wieder stehen blieben und ihre Umgebung erkundeten, habe dies eine entschleunigende Wirkung auf die Wanderer. Auch die putzige Ausstrahlung der Tiere habe eine entspannende Wirkung.

Das Angebot richte sich daher nicht nur an Kinder und ihre Eltern, sondern auch an gestresste Erwachsene. Tatsächlich nähmen oftmals Paare an den Touren teil.

Angst vor Tieren überwunden

Die positive Wirkung der Alpakas könne auch therapeutisch genutzt werden. Zwar würden ihre Tiere bisher noch nicht bei Therapien eingesetzt, doch unter den Teilnehmern sei auch schon ein Kind gewesen, das durch den Umgang mit den Alpakas seine Angst vor Tieren überwunden habe. Und auch ein Junge mit ADHS habe von der beruhigenden Ausstrahlung der Anden-Kamele profitiert.

Doch welche weiteren Nutzungsmöglichkeiten gibt es? Melken komme nicht in Frage, erklärt Zahn. Die wenige anfallende Milch werde gänzlich für den Nachwuchs benötigt. Und letztendlich hält Zahn derzeit sowieso nur männliche Alpakas.

Das Fleisch wiederum werde zwar in den Anden gegessen, doch zum Verzehr seien die Alpakas in Deutschland zu teuer. Darüber hinaus seien sie viel zu süß für die Schlachtung. "Ich könnte das nicht", meint Zahn.

Was hingegen durchaus genutzt wird, ist die Wolle. Deren Fasern seien innen hohl und würden dadurch besonders gut isolieren. Außerdem kratzten sie im Gegensatz zu Schafswolle nicht auf der Haut und sei daher auch für Allergiker geeignet. Daher bekomme man für Alpaka-Wolle auch einen guten Preis. Zahn verkauft die Wolle aber nicht, sondern hat eine Firma damit beauftragt, Bettwäsche mit dieser zu füllen. Diese möchte sie in Zukunft dann vor Ort vertreiben.

Und auch der Kot der Tiere lässt sich nutzen. Getrocknet und gemahlen verkauft Zahn ihn als Dünger. Das Einsammeln wird dadurch erleichtert, dass die Tiere an nur zwei immer gleichen Plätzen ihr Geschäft erledigen. "Die Alpakas sind sehr reinlich", lobt Zahn.