Die ersten Wanderer haben die Dorfblickrunde bereits genutzt und informierten sich an der Station beim Dorfweiher. Foto: Heimathaus

Tennenbronn hat nun seinen zweiten Premiumwanderweg: Neben dem überaus beliebten Auerhahnweg gibt es jetzt auch die Dorfblickrunde, die als „Schwarzwälder Genießerpfad“ zertifiziert ist.

Dieser Weg führt über 474 Höhenmeter und zwölf Kilometer rings um Tennenbronn. Die offizielle Einweihung erfolgt am Freitag, 27. Oktober, für geladene Gäste.

Wie der Name verrät, gibt es immer wieder unterschiedliche Ausblicke auf Tennenbronn – unter anderem vom „Käs-Sepp“ aus.

Der Ausblick vom „Käs-Sepp“. Foto: Dold

Die Tour startet offiziell am neuen Freibadparkplatz und führt über Sommermoos, Talstraße, Gersbacher Höhe, Dorfweiher, am Bach entlang bis zur Kläranlage und über den Bühl zurück zum Remsbach.

Die Idee zur Dorfblickrunde stammt von Oskar Rapp. Er regte das Ganze bereits vor vier Jahren an. Eigentlich sollte der Weg bereits zum 100-jährigen Jubiläum der Vereinigung von Katholisch und Evangelisch Tennenbronn fertig sein – dafür hat es nicht ganz gereicht. Aber ein Jahr später ist es nun soweit. Entlang der Strecke gibt es zahlreiche Ruhebänke und sogar eine Hollywoodschaukel.

Heimathaus gibt spannende Einblicke

„Das Dorf soll im Mittelpunkt stehen“, sagt Helmut Moosmann vom Schwarzwaldverein, der das Projekt in Kooperation mit dem Tennenbronner Heimathaus gemanagt hat.

Die Planungsgruppe des Heimathauses mit (von links) Willi Markgraf, Alfred Kunz, Fritz Wöhrle (Schnitzer), Alfred Moosmann, Bernd Fleig (hat die Schilder angemalt), Franz Hermann (mit Rücken) und Peter Weisser. Nicht auf dem Bild ist Robert Hermann, der sich um die Info-Schilder kümmerte. Foto: Heimathaus

„Wir wollten Geschichten vom Dorf von früher einbauen“, sagt Heimathaus-Vorsitzender Robert Hermann. Nun gebe es entlang der Strecke fünf Infotafeln, die das Heimathaus erstellt hat.

Die imposante Grenzstation am Dorfweiher. Foto: Heimathaus

Zudem wurde eine Grenzstation am Dorfweiher errichtet. Ein Grenzstein von 1558 zeigt auf der Vorderseite das Wappen der Württemberger mit den drei Geweihstangen und auf der Rückseite den Widder aus dem Wappen der Burgherren von Ramstein.

DIe Schnitzereien stammen von Fritz Wöhrle. Foto: Heimathaus

Dort befand sich in der Bachmitte einst bis 1810 die Landesgrenze zwischen Vorderösterreich (rot-weiß) und Württemberg (gelb-schwarz) – oder auch bis 1922 zwischen Katholisch und Evangelisch Tennenbronn.

Dorfbrand zerstört 24 Gebäude

An der Remsbachmühle wird auf der Infotafel auf den Badespaß in Tennenbronn verwiesen, den es seit mehr als 100 Jahren gibt. Bereits um 1900 haben die Kinder in den „Gumpen“ der Schiltach gebadet und seit den 1920er-Jahren wurde im Affentäle ein Weiher zum Baden genutzt. Dieser ist aber längst ein Biotop. Ein Strandbad wurde 1934 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei der evangelischen Kirche gebaut. Seit 1974 besteht das Terrassenfreibad im Remsbach.

Eine echte Katastrophe bracht 1901 über Tennenbronn herein: Eine Infotafel ist dem Dorfbrand gewidmet. Der größte Teil von Evangelisch Tennenbronn wurde binnen einer Stunde von einer Feuersbrunst zerstört. 24 Gebäude – unter anderem das Schul- und Rathaus sowie die Kirche und ein Sägewerk – brannten nieder. 120 Menschen wurden obdachlos. Der Brand wurde in der Schmiede von Bartholomäus Weißer ausgelöst.

Einst zwei Rathäuser und Bürgermeister

Das geteilte Dorf wird auf einer weiteren Tafel thematisiert. So wurde aus dem einstigen „Schramberger Stab“ 1810 Katholisch Tennenbronn und aus dem früheren „Hornberger Stab“ Evangelisch Tennenbronn – mit jeweils eigenem Rathaus, Bürgermeister, Schule und Friedhof. Die erste Zusammenarbeit gab es bei der Feuerwehr. Nach dem Tod des evangelischen Bürgermeisters wurde 1922 schließlich der Zusammenschluss vollzogen.

Die nächste Tafel des Heimathauses zeigt die Entwicklung vom Dörfle zum Stadtteil von Schramberg auf. Dort ist auch zu sehen, wie enorm Tennenbronn seit der Vereinigung im Jahr 1922 gewachsen ist. Damals hatte das Dorf gerade einmal 55 Häuser. Der Sportplatz wurde 1925 unterhalb des „Engels“ gebaut, der Neubau der Schule erfolgte 1963. Der Sportplatz auf dem Schächle folgte ein Jahr später.

Der Grenzstein wurde im Dorf ausgegraben und an seinen ursprünglichen Standort am Dorfweiher versetzt. Foto: Heimathaus

Bei der Gersbach-Kapelle geht es um die Gläubigkeit. Dort wurde unter anderem drei Mal am Tag – um 6, 11 und 18 Uhr – die Glocke geläutet, was eine Aufforderung war, das Angelusgebet zu sprechen.