Die Bitzer Schwester Lisa (links) und Lena Schaudt haben die Brüder Elias (links) und Isaak McKellar geheiratet – in einer Doppelhochzeit und im gleichen Kleid. Foto: Oana Saitis

Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die über Ländergrenzen reicht – genau genommen sind es aber zwei Geschichten. Lena und Lisa Schaudt aus Bitz haben im Juli in einer großen Doppelhochzeit die zwei Brüder Elias und Isaak McKellar aus Norwegen geheiratet.

Bitz - "Wie kommt’s" Diese Frage brennt auf der Zunge: Die Schwestern Lena und Lisa Schaudt haben Ende Juli die Brüder Isaak und Elias McKellar aus dem norwegischen Verdal geheiratet. Lena, mit 22 Jahren die jüngere Schwester, heiratete den 26-jährigen Isaak; die 25-jährige Lisa gab dem gleichaltrigen Elias das Ja-Wort. "Auch der Standesbeamte ist bei der Trauung durcheinander gekommen", erzählt Lena und lacht.

 

Beide Paare haben sich am 26. Juli zeitgleich im Standesamt Bitz trauen lassen; den kirchlichen Segen holten sie sich vier Tage später ebenfalls gemeinsam. Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wie kommt’s?

2300 Kilometer trennen die beiden

2019 hat Lisa in einem christlichen Jugendcamp auf der Insel Risøya im Süden Norwegens Elias kennengelernt. "Schon am ersten Tag hat es Klick gemacht", erzählt sie. Aufgrund der Distanz sah sie in ihm zunächst eher eine Freundschaft, für ihn jedoch spielten die 2300 Kilometer Landweg zwischen Bitz und seiner Heimatstadt Verdal keine Rolle.

Nach dem Camp reiste Lisa mit ihrer Schwester Lena nach Verdal nahe Trondheim, um die Familie ihres Auserwählten zu treffen – und so lernte Lena Isaak kennen, den älteren der McKellar-Brüder. "Wir fanden uns direkt toll und haben alles zusammen unternommen", sagt Lena.

Die Coronavirus-Pandemie erschwerte ein zeitnahes Wiedersehen: Erst im August 2020 kamen die Männer nach Deutschland, wo Lena und Isaak beschlossen, es ihren Geschwistern gleich zu tun und eine Beziehung einzugehen.

Zeller Horn als Kulisse für den Heiratsantrag

Wie klappt eine Liebe über Ländergrenzen hinweg? "Wir facetimen täglich; eigentlich immer, wenn wir Zeit haben", erzählen Lisa und Lena. Elias ergänzt: "Wenn man sich liebt und sich gegenseitig vertraut, ist das kein Problem." Da sie beim Abschied immer wussten, wann sie sich das nächste Mal sehen, sei der auch nicht ganz so schmerzlich ausgefallen.

Eine Doppelhochzeit per se war eigentlich so nicht geplant: Im Juli 2021 fragte Elias seine Lisa bei einem Besuch auf dem Zeller Horn, ob sie seine Frau werden möchte. Die Antwort lautete "Ja" – auf Norwegisch wie auf Deutsch dasselbe Wort. Drei Wochen später erhielt Lena einen Heiratsantrag von Isaak auf einem Steg auf der Insel Vikna in Norwegen.

Eine Doppelhochzeit war ursprünglich nicht geplant

Ein Jahr später läuteten die Hochzeitsglocken für beide Paare zeitgleich. "Weil wir im gleichen Zeitraum heiraten wollten und sich unsere Gästeliste sowieso stark überschnitten hat, haben wir uns für ein gemeinsames Datum entschieden", sagt Lena. Das sei auch für die Gäste komfortabler, schließlich musste ein Großteil aus Norwegen, Kanada, den USA und Belgien anreisen.

Bei der standesamtlichen Trauung im Bitzer Rathaus standen beide Paare zeitgleich vor dem Standesbeamten. Aus Lisa und Lena Schaudt wurden Lisa und Lena McKellar. Am Samstag drauf stieg mit 165 Gästen die große Fete im Garten der Familie Schaudt in Bitz – die Zeremonie war trilingual: Auf Deutsch, Englisch und Norwegisch.

Der Großvater traute die Paare

Der Vater führte die beiden Schwestern zum Freiluft-Altar – die eine hakte sich links unter, die andere rechts. Die Auserwählten McKellar-Brüder warteten neben ihrem Großvater, einem Prediger der Freien Christlichen Gemeinde, der die Paare traute. Nacheinander fragte er Bräute und Bräutigame, ob sie den Bund der Ehe mit ihrem jeweiligen Partner eingehen möchten. "Ihr dürft jetzt die Bräute küssen" – in norwegischer Sprache – besiegelte den jeweiligen Bund der Ehe.

Teilt man den Moment gerne? "Ja", antworten beide Schwestern. Sie seien wie beste Freundinnen. Davon profitieren sie nun auch in ihrem neuen Leben in Norwegen.

30 Stunden Autofahrt später beginnt das neue Leben

Die Männer flogen eine Woche nach der Hochzeit zurück nach Hause. Mitte August folgten die Schwestern mit all ihren Habseligkeiten. Nach 30 Stunden Autofahrt erreichten sie den 18 000-Seelen-Ort Verdal, ihre neue Heimat. "Beim Umzug ins Ausland ist es schon hilfreich, seine Schwester dabei zu haben", sagt Lisa. "Man lernt im neuen Land alles zusammen kennen", ergänzt Lena. Da ist das Heimweh auch nicht so groß. Neben ihrer Familie und ihren Freunden vermissen sie in erster Linie Döner, der sei in Norwegen nicht so lecker – und die deutschen Preise. In Norwegen sei der Einkauf im Supermarkt noch eine Ecke teurer als in Deutschland.

Natur so weit das Auge reicht

Noch fühle sich alles wie Urlaub an. Lisa und Isaak beziehen ihr gemietetes Haus, Lisa und Elisas wohnen derzeit noch bei den Eltern der McKellars, bis sie ihr Eigenheim renoviert haben. Künftig wohnen die Schwestern und Brüder nur eine Minute voneinander entfernt. Lisa kann weiterhin von Norwegen aus in ihrem alten Beruf in der Unternehmensberatung in der Gesundheitsindustrie arbeiten. Lena ist gelernte Erzieherin und bereitet sich in einem Norwegisch-Sprachkurs vor, ehe sie in der neuen Heimat einen Job sucht. Ein bisschen Norwegisch können beide schon, mit ihren Partnern unterhalten sie sich aber auf Englisch. Irgendwann möchten die Paare vielleicht wieder eine Weile in Deutschland leben.

An ihrer neuen Heimat schätzen die beiden Bitzerinnen die Natur: Flüsse und das Meer sind vor der Haustür, im Winter könne man Skifahren. Für den norwegischen Winter, der noch etwas kälter ist als auf der Schwäbischen Alb, haben sie von der Verwandtschaft entsprechende Kleidung bekommen.