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Der trockene Sommer 2020 hat dem Donaueschinger Grundwasserspiegel bislang nicht zugesetzt / Gutterquelle sprudelt verlässlich / Zweiter Tiefenbrunnen am Standort Ruckhalde bis 2023 fertig

Es erscheint so selbstverständlich: Wasserhahn auf, Händewaschen, Wasserhahn zu. Doch längst nicht überall fließt das Wasser ganz unproblematisch und selbstverständlich durch die Leitungen.

Donaueschingen (ath). Zu wenig Niederschläge und der Klimawandel beeinflussen die Grundwasserspiegel stark – und das längst nicht nur in Waldbrand-Risikoregionen wie Australien oder Kalifornien.

Auch die Region ist zum Teil davon betroffen. So musste die Feuerwehr in St. Georgen erst unlängst Bewohner des Außenbereichs mit Wasser aus dem Tanklöschfahrzeug versorgen, weil die eigene Quelle aufgrund des sinkenden Grundwasserspiegels nur noch ein Rinnsal darstellte.

In Donaueschingen muss man sich diesbezüglich eher keine Sorgen machen: Da die Gutterquelle nicht nur das Donau- und Bregkiesgrundwasser, sondern auch tiefer liegendes Karstgrundwasser fasst, das wiederum wenig empfindlich auf Niederschlagsschwankungen reagiert, sei man hier gut aufgestellte, sagt Beatrix Grüninger, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage. "Grundsätzlich sieht kein Wasserwerk ausbleibende Niederschläge gerne, das Donaueschinger Wasserwerk bildet hier keine Ausnahme", so Grüninger.

Eine Stärke der Gutterquelle sei ihre hohe und vor allem konstante Schüttung, die im Normalfall bei 200 Litern pro Sekunde liege. Selbst im Hitzesommer 2003 sprudelten im Schnitt pro Sekunde 140 Liter aus ihr. Aktuell liege man deutlich über diesem Wert.

Die Gutterquelle liege in einem ohnehin sehr feuchten Gebiet mit einem hohen Grundwasserstand. Im Jahresdurchschnitt sei Grundwasser bereits 1,5 Meter unter dem Geländeniveau zu finden. Durch den bislang auch recht trockenen Sommer 2020 sei der Spiegel – wie um diese Jahreszeit üblich – auch leicht abgesunken, aktuell um etwa 60 bis 70 Zentimeter. Das langjährige Mittel der Absenkung liege zwischen 50 und 60 Zentimetern. "Wir liegen hier also nur knapp über den üblichen Sommerabsenkung", sagt Beatrix Grüninger, womit der Grundwasserspiegel insgesamt immer noch sehr hoch sei.

Ersatzbrunnen im Bau

Auch wenn die Gutterquelle Donaueschingen großzügig und zuverlässig mit Trinkwasser versorgt, möchte die Stadt für den Ernstfall gewappnet sein. Deshalb wurde im vergangenen Jahr damit begonnen, auf der Ruckhalde oberhalb von Allmendshofen einen Ersatzbrunnen zu bauen. "Der Bau ist inzwischen weitgehend abgeschlossen", berichtet Beatrix Grüninger. Die Auswertung der Pumpversuche habe ergeben, dass die Schüttung für eine Vollversorgung der Stadt ausreiche und die Wasserqualität gut sei. Sobald der neue Brunnen einsatzbereit ist, soll auch immer ein wenig seines Wassers in die normale Trinkwasserversorgung einfließen. Damit bleiben zum einen die Leitungen sauber, zum anderen, um die schnelle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.

Als nächstes werde in mehreren Bauabschnitten die Leitung vom Ersatzbrunnen bis zur Gutterquelle verlegt, erläutert die Stadtsprecherin Grüninger. Außerdem müsse am Standort Ruckhalde das eigentliche Brunnenbauwerk errichtet werden einschließlich der kompletten Pumpenanlagen, Mess-, Steuer- und Regeltechnik. In insgesamt drei Bauabschnitten – der erste soll noch in diesem Jahr begonnen werden – soll das Projekt bis Anfang 2023 abgeschlossen sein.

Wie Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienstleister Wetterkontor sagt, seien bislang 91 Prozent der zu erwartenden Niederschlagsmenge erreicht, die sich aus dem 30-jährigen Mittelwert errechnet. "2019 wurden 87 Prozent der Niederschlagsmenge erreicht, 2018 waren es 59 Prozent", sagt der Wetterfachmann. Das Jahr 2018 schlug sogar den Rekordsommer 2003: Damals erreichte der Wert nur 62 Prozent des langjährigen Mittelwerts, ebenso wie im Jahr 2015. "Dieses Jahr war etwas nasser als die beiden vorherigen", sagt Schmidt. 2017 habe es hingegen elf Prozent mehr Niederschlag als erwartet gegeben. "Das hängt auch immer von der allgemeinen Großwetterlage ab", erklärt Schmidt. Würden Hochdruckgebiete überwiegen und zugleich wenig Regen fallen, müsse es nicht einmal besonders heiß sein, um eine Dürre hervorzurufen. "Ich selbst hätte Mitte Juli nicht damit gerechnet, dass der Sommer noch einmal so Fahrt aufnimmt, wie es dann im August der Fall war ", äußert sich der Experte Schmidt.